Viersen im Wandel: Das Booschhellijehüske gilt als lebendiges Zeugnis der Volksfrömmigkeit

Am Klosterweiher wurde vor über 100 Jahren noch Fischzucht betrieben und die Zuflüsse des Rintger Bachs setzten die Mühle des Klosters in Gang.
Von RS-Redakteurin Nadja Becker

Viersen – Erst seit 1893 trägt die Straße „Am Klosterweiher“ ihren heutigen Namen. Bis 1802 bildete sie das westliche Ende des Klostergeländes des Beghinenklosters St. Pauli Bekehrung. Sie verband die Hohlstraße mit der Klosterstraße, ein Geländeabschnitt der damals noch befahrbar war und mit der Errichtung der Wohnanlage Beghinenhof aufgegeben wurde.

Kinderkrankenhaus „Am Klosterweiher“ – Foto: Privatarchiv Josten

In einem Dreieck zwischen den Ausläufern der beiden Straßen lag bis zu seiner Zuschüttung im Jahr 1910 der rund 2.200 Quadratmeter große Klosterweiher. Gespeist von den Zuflüssen des Rintger Bachs wurde hier nicht nur die Mühle des Klosters angetrieben, ebenfalls für die Fischzucht war der Weiher bekannt.

Schnell fallen Spaziergängern heute die Fußball-Stationen auf, die den Weg von St. Remigius zum ehemaligen Kloster am Klosterweiher weisen. Die Kniefälle der Beter vor den Heiligenbildern und -figuren gab den Namen „Fußfall“ für die Kreuzwegandacht, die im späten 15. Jahrhundert als Ersatz für die Pilgerfahrt nach Jerusalem überall am Niederrhein entstand.

Foto: Privatarchiv Josten

Hier steht seit 1720 das „Booschhellijehüske“ (Bosch-Heiligenhäuschen), eine kleine Kapelle, die Antonius Bosch, der Verwalter der Wirtschaft des Klosters St. Pauli, zu Ehren der Himmelskönigin errichten ließ. Die Sandsteinplatte über dem Eingang, die mit Herz und Kreuz ergänzt wurde, trägt zur Erinnerung den Namen des Stifters.

Am Klosterweiher 1980 – Foto: Privatarchiv Josten

Bereits Anfang des 20 Jahrhunderts wurde dringend eine Sanierung nötig, die 1927 erfolgte. Hierbei geriet die aus der 2. Hälfte des 15. Jahrhunderts stammende Madonna, welche bis zu diesem Zeitpunkt in der Kapelle aufgestellt war, in den Kunsthandel, konnte jedoch im späteren Verlauf für die Kirche St. Josef zurückgekauft werden. Heute beherbergt die Kapelle eine Tonstatue.

Foto: Privatarchiv Josten

Aus Backstein wurde die Kapelle mit einem rechteckigen Grundriss sowie einem dreiseitigen Abschluss erbaut. Das mit Schiefer eingedeckte Dach wird von Seitenwänden getragen, die durch rechteckige Blendfelder gegliedert sind. Im Jahre 2015 wurde die Eichentüre gemeinsam mit freiwilligen Helfern ebenso renoviert wie der Dachbereich. Das Heiligenhäuschen erhielt eine neue Farbe und Graffiti an der Außenwand wurde entfernt.

Die Eichentüre schützt ein Kreuzgratgewölbe mit einem Altar, auf dem die Statue der Mutter Gottes von Schmuckfließen im Bodenbereich eingerahmt wird. Mittlerweile zählt das Bosch-Heiligenhäuschen zu den Baudenkmälern in NRW und gilt als lebendiges Zeugnis der Volksfrömmigkeit in Viersen. (nb)

Foto: Privatarchiv Josten

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