Viersen im Wandel: Wo einst die heilige Helena rastete

Eine Legende gab dem kleinen Ortsteil an der Viersener Stadtgrenze den Namen Helenabrunn, der in vergangenen Zeiten auch Helenebrunn oder Lenebour genannt wurde. Hier soll auf einer Pilgerreise die heilige Helena ihren Durst gestillt haben.
Von RS-Redakteurin Nadja Becker

Viersen – Neben der neugotischen Hallenkirche von 1843 in Helenabrunn erinnert ein Brunnenhäuschen aus dem Jahr 1585 an die Legende, die sich hier ereignet haben soll. Sie berichtet von einer Pilgerreise der heiligen Helena, Mutter des römischen Kaisers Konstantin, die in dem Viersener Ortsteil gerastet haben soll. Ein Junge führte sie zu der Quelle eines Einsiedlers, wo sie ihren Durst stillte. Längst ist die Quelle versiegt, denn um 1910 stieg der Wasserbedarf weiter an und der Grundwasserspiegel sank ab.

St. Helena, Mai 1952 – Foto: Privatarchiv Josten

Der Brunnen wird erstmals um 1470 erwähnt, doch die Historie des Stadtteils reicht weiter zurück, wird er doch ab 1340 mit dem Gebiet von Alt-Viersen als Exklave des Amtes Krickenbeck ein Teil des früheren Herzogtums Geldern. 1420 – 1424 wird die Neuwerker Landwehr erbaut, die heute als Kulturdenkmal ausgewiesen ist.

Foto: Privatarchiv Josten

Ab 1543 verliert das Herzogtum Geldern seine Selbstständigkeit und wird Teil der Burgundischen Niederlande unter Kaiser Karl V. Als dieser 1556 abdankt geht das Gebiet von Helenabrunn zu den Spanischen Niederlanden über, denn sein Erbe, Philipp II., herrschte zu diesem Zeitpunkt als König von Spanien.

Foto: Privatarchiv Josten

Es vergehen Jahrzehnte, bis 1576 die erste Kapelle aus Stein in Helenabrunn und 1585 ein Brunnenhäuschen über der Quelle errichtet wird. Im Zuge des Dreißigjährigen Krieges gründet sich 1629 die örtliche Schützenbruderschaft als Bürgerwehr. 1636 wird eine zweite steinerne Kapelle errichtet.

Dass es tatsächlich einmal einen Bahnhof Helenabrunn gab, daran erinnern sich heute nur noch wenige. 1851 wurde der Eisenbahnverkehr zwischen Viersen und Mönchengladbach eröffnet. 1906 hielt in Helenabrunn zudem die Straßenbahn. Foto: Privatarchiv Josten

Ab 1713 fällt Helenabrunn als Exklave an Preußen und ab 1795 an Frankreich, nachdem Alt-Viersen von französischen Revolutionstruppen besetzt wird. 1815 geht die französische Zeit ihrem Ende entgegen, wodurch Viersen unter preußischer Verwaltung wächst und ein Jahr später in den neu geschaffenen Kreis Gladbach eingegliedert wird.

Dass es tatsächlich einmal einen Bahnhof Helenabrunn gab, daran erinnern sich heute nur noch wenige. 1851 wurde der Eisenbahnverkehr zwischen Viersen und Mönchengladbach eröffnet. 1906 hielt in Helenabrunn zudem die Straßenbahn.

Hülerhof um 1850 – Foto: Privatarchiv Josten

1929 war die Industrialisierung enorm vorangeschritten. Es kam zu einer Verwaltungsreform, in dessen Zuge Alt-Viersen mit Helenabrunn zur kreisfreien Stadt erhoben wurde. 1970 verlor Viersen diesen Status wieder, als das Gebiet in den Kreis Kempen-Krefeld eingegliedert wurde. Alt-Viersen wurde zur Stadt Viersen mit Dülken, Süchteln und Boisheim. Als größte Kommune folgte 1975 die Ernennung zur Kreisstadt – daran hat sich bis heute nichts geändert. (nb)

Helenenbrunnen um 1978 – Foto: Privatarchiv Josten

Viersen im Wandel: Die Entstehung des Bismarckturms