Die Ruhe der Toten und die Trauer der Verbliebenen sind lange keine Grenze mehr für Diebe, die Gräber verwüsten oder Grabbeigaben entfernen. Auf dem Viersener Friedhof verschwand gerade erst ein Engel und auch vor Spielzeug auf Kindergräbern wird kein Halt gemacht.
Von RS-Redakteurin Nadja Becker
Viersen-Dülken – Ein schmerzhafter Moment, der die Wut in das Herz treibt und die Tränen in die Augen. Der Moment, wenn trauernde Angehörige einen Moment bei ihren verstorbenen Lieben verbringen möchten und feststellen, dass das liebevoll geschmückte Grab durch einen Diebstahl geschändet wurde.
Vor allen Dingen Kleinigkeiten verschwinden immer wieder von Gräbern und selbst das Gedenken an verstorbene Kinder stellt keine Grenze mehr dar. Erst in dieser Woche traf es ein Grab auf dem Viersener Friedhof, von dem ein liebgewonnener Engel verschwand. Die Ehefrau des Verstorbenen wandte sich in den sozialen Netzwerken an die Öffentlichkeit.
Sie ist mit dieser traurigen Erfahrung nicht alleine. Mittlerweile ist nichts mehr sicher, längst sind nicht mehr nur Kupfer- oder Bronzefiguren im Blick der Diebe. Figuren ohne materiellen, aber mit viel emotionalem Wert verschwinden auf Nimmerwiedersehen.
Es braucht nicht lange um auf einem Viersener Friedhof weitere Trauernde zu finden, die bereits von einem Diebstahl betroffen sind. Seien es nun Blumen, die sogar teilweise ausgegraben werden – oder Figuren. Nimmt der Respekt vor den Toten, den Erinnerungen der Angehörigen in unserer Gesellschaft einen so geringen Stellenwert ein, dass sogar dabei vergessen wird, dass es sich hierbei nicht um ein „einfaches“ Diebstahldelikt handelt? Die Störung der Totenruhe kann mit einer Haftstrafe von bis zu drei Jahren geahndet werden.
Wie selten tatsächlich ein Diebstahl zur Anzeige gebracht wird, zeigt eine Nachfrage bei der Polizei Viersen. „Im Jahr 2021 hatte die Polizei von 14 Fällen des vermeintlichen Metalldiebstahles im Kreis Viersen Kenntnis. Vier bekannte Diebstähle nicht-metallischer Gegenstände von Friedhöfen hat es in diesem Jahr 2021 gegeben.
Im Jahr 2022 hat es sieben Fälle des vermeintlichen Metalldiebstahles im Kreis Viersen gegeben, welche der Polizei gemeldet wurden. Zwölf Diebstähle nicht-metallischer Gegenstände hat es in 2022 gegeben.
Im laufenden Kalenderjahr 2023 hat es bisher (bis zum 18.07.2023) neun vermeintliche Metalldiebstähle- und sechs Diebstähle nicht metallischer Gegenstände von Friedhöfen im Kreis Viersen gegeben“, so eine Sprecherin auf Anfrage.
Wichtig ist, dass alle Diebstähle zur Anzeige gebracht werden, die Dunkelziffer nicht weiterhin hoch ist. Diebstähle, mit denen die Täter in die Privat- und Trauersphäre einbrechen. Nur mit einer Anzeige jedoch kann sich die Polizei ein Bild von der Häufigkeit der Diebstähle machen und aktiv werden. (nb)