Wenn der Wind die Flügel der Narrenmühle dreht und die Steckenpferde zum Leben erwachen, dann wissen die Jecken des Niederrheins: Es ist Zeit für das Dülkener Karnevalserwachen!
Von RS-Redakteurin Sabrina Köhler und Leo Dillikrath
Dölke – Unter lautem Beifall und schallendem, jecken Lachen versammelten sich die Karnevalisten pünktlich um 19:11 Uhr am Montag an der geschichtsträchtigen Dölker Narrenmühle, die mit ihrer einzigartigen Atmosphäre seit Langem die Narren von nah und fern anzieht.
Wenige Orte der Welt vermögen eine solche Mischung aus Humor, Traditionsbewusstsein und Narrenkunst zu vereinen wie die Narrenmühle zu Dülken. Hier wird der Karneval nicht nur gefeiert – er wird mit ganzem Herzen gelebt! Der Brauch des Steckenpferdreitens ist in Dülken eine altehrwürdige und zugleich augenzwinkernde Tradition, die zeigt, dass Karneval mehr ist als bunte Kostüme und ausgelassenes Schunkeln. Wer um die Mühle reitet, der folgt nicht einem Ziel, sondern dem Wunsch die Gemeinschaft zu feiern und dem Alltag für einen Abend zu entfliehen.
„Der Narr steht für den Mut über den eigenen Schatten zu springen und das Leben in seiner vollen, manchmal auch närrischen Vielfalt zu genießen“, erinnerte Rector magnificus Dr. Nabrings in seiner Ansprache und forderte die Dülkener Jecken auf sich mit einem Lachen auf den Lippen und Steckenpferden unter den Füßen um die Mühle zu versammeln. Hierzu hatte selbst der Wettergott ein Einsehen mit den Karnevalisten, schließlich hatte es noch zehn Minuten zuvor in Strömen geregnet. Für die Jecken kein Grund sich nicht zu versammeln und so kamen sie gewohnt zahlreich zusammen.
Besonders emotional war der Abschied der scheidenden Prinzenpaare Prinz Mark I. und Prinzessin Natalie I., die gemeinsam mit dem Kinderprinzenpaar Moritz I. und Abelina I. das vergangene Jahr närrisch regierten. Mit einer Träne und einem lachenden Auge verabschiedete die Menge die närrischen Regenten, die dem Dülkener Karneval Glanz und Humor verliehen hatten.
Doch auf den Abschied folgte sogleich ein freudiges Willkommen für das neue Kinder-Dreigestirn, eine wahrlich närrische Innovation: Prinz Luke I., Prinzessin Nele I. und Bauer Timo I., die in der kommenden Session als das erste närrische Dreigestirn die jungen Jecken repräsentieren werden und kurz zuvor proklamiert worden waren. Sie erobern in diesem Jahr die Bühnen alleine, nachdem leider kein „großes“ Prinzenpaar den Narrenthron erobern wollte.
Schließlich erklang das bekannte Signal, die drei Hammerschläge an der Türe der Narrenmühle, und die Steckenpferdreiter begaben sich auf ihre fröhliche Runde um die Mühle, begleitet von den Klängen der Musikfreunde Dülken. Vom kleinen Narr bis zum gestandenen Steckenpferdreiter galoppierten die Jecken singend und jubelnd um die Mühle, während „11.000 Jecken reiten auf Stecken“ durch die Straßen hallte und die Menge zum Mitsingen animierte.
Das Spektakel (das übrigens die Wurzeln des heutigen Hobbyhorsings aufzeigt) brachte nicht nur die Narrenmühle zum Leuchten, sondern auch die Herzen der Zuschauer, die in bester Laune den Auftakt der närrischen Zeit feierten. Nach der närrischen Runde zog die fröhliche Gesellschaft im Galopp weiter ins Dülkener Bürgerhaus, wo der Abend bei Gesang, Tanz und manch närrischer Anekdote ein ausgelassenes Ende fand.
Der Ritt um die Narrenmühle ist mehr als nur ein Brauch, er ist Ausdruck des Dölker Karnevalsgeistes, der Gemeinschaft und Freude vereint. Das närrische Erbe der Narrenakademie lebt in jedem Galopp, jedem Lachen und jeder Melodie, die das Herz der Stadt zum Schwingen bringt. Die Dülkener Narrenakademie, der Vaterstädtische Verein und alle anderen Vereine der Stadt mit dem Stripke bleiben ihrem Motto treu: „Gloria tibi Dülken!“ – möge der Frohsinn niemals enden … und auf gar keinen Fall vor dem Aschermittwoch! (sk)