Abschied am Erasmus – Christoph Hopp übernimmt das Rathaus

Es war ein Mittag voller Musik, Erinnerungen und leiser Abschiedsmomente: In der festlich ausgeleuchteten Aula des Erasmus-von-Rotterdam-Gymnasiums verabschiedete sich am Freitag Schulleiter Christoph Hopp von seiner Schulgemeinschaft. Nach mehr als einem Jahrzehnt an der Spitze des traditionsreichen Gymnasiums wechselt Hopp ins Rathaus – gestern trat er offiziell sein Amt als neuer Bürgermeister der Stadt Viersen an.
Von RS-Redakteurin Nadja Becker und Leo Dillikrath

Viersen – Scheinwerfer tauchten die Bühne des Erasmus-von-Rotterdam-Gymnasiums in warmes Licht, das Schulorchester – die Erasmus-Symphoniker – eröffnete die Feier mit einem beschwingten Auftakt. Auf den Stuhlreihen saßen Kolleginnen und Kollegen, Eltern, Schüler, Politiker, Vertreter der Stadt und der Bezirksregierung Düsseldorf.

„Persönlich vielleicht am meisten beeindruckt hat mich Herrn Hopps nahezu unerschöpfliche Energie und sein Arbeitspensum, die es ihm ermöglichten, neben der Schule noch einen Wahlkampf zu führen. Eines seiner Geheimnisse hat sicher dazu beigetragen: er führte den early bird (dahinter verbirgt sich eine Frühaufsicht an unserer Schule) nicht nur auf der Zunge – er war auch selber einer! Während unser Erasmus von den Vorzügen des langen Schlafens fabuliert, knüpfte Herr Hopp tagtäglich an die gute Praxis seiner Vorgänger, namentlich Herrn Stoffel und Herrn Fenner, an und erschien pünktlich um 7.00 Uhr zur Begrüßung noch schlaftrunkener KuK und zur Begutachtung erster Mails von der Bezirksregierung, die offensichtlich auch schon auf den Beinen war“, so Jörg Volger, stellvertretender Schulleiter, in seiner Begrüßung, mit der er eine Verabschiedung einleitete, die von großer Herzlichkeit und spürbarer Wertschätzung geprägt war. 

Doch die Verabschiedung von Christoph Hopp blieb nicht die einzige, wie Volger weiter ausführte: „Zu unserem ehrlichen Entsetzen wissen wir seit Montag, dass unsere geschätzte Sekretärin Frau Gorissen, Herrn Hopp ins Bürgermeisteramt begleitet und uns deshalb verlässt. Liebe Frau Gorissen, für mehr als 6 Jahre waren Sie nicht nur die freundliche Stimme am Telefon und unsere Visitenkarte nach außen – durch ihr liebevolles und selbstverständliches Kümmern um 1000 Belange von SuS, KuK und Eltern waren Sie von unschätzbarem Wert für das Innenleben unserer Schule, haben vom Elternsprechtag bis zu den Nachprüfungen Vieles immer schon organisiert, bevor der Schulkalender mich überhaupt erst auf die Notwendigkeit aufmerksam gemacht hatte. 1000 Dank für 1000 gute Dienste und Worte. Wir werden Sie vermissen, freuen uns aber trotzdem mit Ihnen über die neue Chance und wünschen Ihnen von Herzen alle Gute in Ihrem neuen Team – mit altem Chef!“

Foto: Rheinischer Spiegel/Leo Dillikrath

Hopp, der seit 2015 die Leitung des EvR innehatte, blickte in seiner Rede mit einer Mischung aus Ernsthaftigkeit und Humor auf die vergangenen Jahre zurück. Er erinnerte an Bauprojekte, digitale Meilensteine und pädagogische Reformen – aber auch an die besonderen Herausforderungen der Corona-Zeit. „Diese Schule war nie das Werk eines Einzelnen“, sagte er. „Alles, was gelungen ist, entstand aus Gemeinschaft, Vertrauen und Engagement.“ Für seine Zuhörer, die ihn lange als nahbaren und humorvollen Schulleiter erlebt hatten, war dieser Rückblick mehr als eine Bilanz – es war ein Dank.

„Kinder sind das größte Kapital unserer Gesellschaft“, betonte Hopp, „und die Schule muss der Ort sein, an dem sie sich am wohlsten fühlen.“ Dass ihm dieser Gedanke ernst war, spürte man in den Worten seiner Kollegen, die ihn später als „Brückenbauer, Zuhörer und Möglichmacher“ bezeichneten. Alle Redner hoben sein Engagement für ein modernes, offenes Schulverständnis hervor – ein Ansatz, der weit über den Unterricht hinausging.

Foto: Rheinischer Spiegel/Leo Dillikrath

Mit sichtlicher Rührung traten auch die Vertreterinnen der Schulpflegschaft, Britta und Eva, ans Mikrofon. In ihrer gemeinsamen Ansprache erinnerten sie an Hopps zehn Jahre als „Motor und Steuermann“ einer Schule im Wandel. Sie würdigten seinen Einsatz für internationale Austauschprogramme, die Stärkung der Schülervertretung und sein diplomatisches Geschick im Umgang mit Elternanliegen. „Sie haben aus dieser Schule einen Ort gemacht, an dem Vielfalt gelebt wird“, unterstrichen sie in ihrer Rede. „Wir wünschen Ihnen auf dem Schiff Stadtverwaltung immer eine Handbreit Wasser unterm Kiel.“ Als Geschenk überreichten die Eltern die erste Wanddekoration für Hopps neues Bürgermeisterbüro – ein symbolisches Bindeglied zwischen Schulzeit und Zukunftsaufgabe.

Foto: Rheinischer Spiegel/Leo Dillikrath

Für besondere Emotionen sorgten die Schülerinnen und Schüler, die ihren Schulleiter mit einem selbstgeschriebenen Gedicht und einer humorvollen Szene verabschiedeten. „Lost Places in Viersen – unser Sportplatz“ lautete der augenzwinkernde Titel ihres Beitrags, in dem sie kurzerhand ihre Wünsche an den neuen Bürgermeister formulierten: bessere Sportanlagen, sanierte Laufbahnen, weniger Schimmelgeruch – und vor allem mehr Raum für Bewegung. Zwischen Reim und Rhythmus klang dabei spürbar Stolz und Zuneigung an: „Wir lassen Sie heute gehen – und wir verstehen. Doch nehmen Sie unsere Wünsche mit zu Ihrem Rathaustrip.“ Schülersprecherin Milla Neuefeind brachte die Stimmung auf den Punkt: „Herr Hopp, Sie waren nicht nur unser Schulleiter – Sie waren jemand, der diese Schule lebendig gemacht hat.“

Auch der Lehrerrat, Vertreter der Stadt und Thomas Dudda von der Bezirksregierung Düsseldorf fanden persönliche Worte. Immer wieder wurde Hopps Humor hervorgehoben, seine unerschütterliche Ruhe in hektischen Zeiten und sein Glaube daran, dass Schule mehr sei als ein Lernort – nämlich ein kultureller Mittelpunkt, ein Ort der Begegnung und der gegenseitigen Achtung.

Foto: Rheinischer Spiegel/Leo Dillikrath

Auch Christoph Hopp stand selbst noch einmal am Mikrofon. Seine letzten Worte galten all jenen, die ihn begleitet hatten: dem Kollegium, den Schülern, den Eltern, den Partnern der Stadt. „Ich gehe – aber ich bleibe in Viersen“, sagte er. „Und im Herzen bleibe ich Teil dieses Orchesters, das wir gemeinsam zum Klingen gebracht haben.“ Mit brandendem Applaus, einem Trikot, einem „Bunten Menschen“ von Schreiner Roland Ehlen und vielen weiteren Geschenken verabschiedete das Publikum den Schulleiter, der viele Jahre das Gesicht des Erasmus-von-Rotterdam-Gymnasiums geprägt hatte. Zwischen Applaus und Erinnerungen lag die spürbare Vorfreude auf das, was nun folgt – für die Schule, für Viersen und für Christoph Hopp, der seit gestern als Bürgermeister neue Verantwortung übernimmt. (nb)