Bei hochsommerlichen Temperaturen verwandelte sich Alt-Viersen am vergangenen Wochenende in eine festlich geschmückte Bühne für das große Schützen- und Heimatfest der St. Josefs und St. Gereon Schützenbruderschaft 1883/1710 e.V.
Von RS-Redakteurin Nadja Becker und Martin Häming
Viersen – Gleich zwei besondere Jubiläen verliehen dem diesjährigen Schützen- und Heimatfest der St. Josefs und St. Gereon Schützenbruderschaft 1883/1710 e.V. eine ganz besondere Strahlkraft: Zum einen blickt die Schützenjugend stolz auf ihr 75-jähriges Bestehen zurück – zum anderen kehrte mit dem Anno Santo Kreuz ein lange verschollen geglaubter Schatz in die Reihen der Bruderschaft zurück.

Das festlich geschmückte Notburgasaal wurde zum lebendigen Mittelpunkt eines Wochenendes voller Begegnungen, Tradition und Emotionen. Die Gründung der Schützenjugend im Jahr 1950 wurde feierlich gewürdigt – steht sie doch bis heute für das Fundament der Zukunft der Bruderschaft. Nicht weniger bewegend war die Wiederentdeckung des historischen Anno Santo Kreuzes, das aus dem Nachlass von Hans Boeken zur diesjährigen Generalversammlung überreicht wurde. Einst von Pilgern getragen, die im Heiligen Jahr 1950 an einer Romwallfahrt teilnahmen, wurde es beim Fest in besonderer Weise geehrt: Das älteste Mitglied der Bruderschaft, Bernd Schneider, trug es mit sichtbarem Stolz – ein Moment voller Symbolkraft.

Der Freitagabend stand ganz im Zeichen des traditionellen Starts des Schützenfestes. Nach dem Antreten der Bruderschaft in Hülsdonk und dem feierlichen Ausmarsch zum Maibaumaufstellen am Hormesfeld zog es alle in den Notburgasaal, wo der Schützenball eröffnet wurde. Doch bevor das Tanzparkett gefüllt wurde, musste die Bruderschaft einen symbolischen Wegezoll leisten. Die Infanterie der St. Notburga-Bruderschaft überreichte in Uniform die Einreisegenehmigung, unterstützt von weiteren Gruppierungen.

Es war ein wunderbarer Tag für die ersten Ehrungen: Monika Oster und Bernd Schneider erhielten das Ehrenkreuz des Sports in Bronze, Lukas und Philipp Paffrath wurden für ihr musikalisches Engagement mit der Schützenmusikerauszeichnung in Bronze geehrt. Bis tief in die Nacht wurde anschließend ausgelassen gefeiert.

Am Samstag zogen Schützen und Gäste erneut durch Viersen – mit Zwischenstopps zum Abholen des Königshauses und zur Kranzniederlegung. Abends folgte der prunkvolle Königsgalaball. Dirk Bergs, der amtierende König, hatte den hölzernen Vogel im vergangenen Jahr mit dem 495. Schuss erlegt. Zum 20-jährigen Jubiläum seiner ersten Regentschaft übernahm er nun erneut das Amt und ernannte seine Kinder Anna-Lena und Patrick zu Ministern – ein klares Zeichen familiärer Verbundenheit und generationsübergreifender Tradition. Auch dieser Abend war geprägt von emotionalen Ehrungen: Lukas Luhnen, Heike Schneider, Anna-Lena Bergs und Ulrike Schippers erhielten das Silberne Verdienstkreuz. Dirk Bergs selbst wurde für seine jahrzehntelange aktive Mitgliedschaft mit dem Hohen Bruderschaftsorden ausgezeichnet.

Der Sonntag begann mit einem feierlichen Festgottesdienst auf dem Schulhof der Grundschule an der Krefelder Straße. Die anschließende Parade durch Viersen war ein echtes Highlight – nicht nur für die Bruderschaft, sondern auch für die zahlreichen Zuschauerinnen und Zuschauer. Besonders festlich geschmückt präsentierte sich das Seniorenzentrum der Evangelischen Kirchengemeinde Viersen, für dessen Dekoration Mitarbeiter Tobias Geuen tagelang mit viel Hingabe unzählige Röschen gebunden hatte – ein Geschenk an seinen Kollegen Dirk Bergs.

Am Casino in der Flämischen Allee wurde traditionell der große Zapfenstreich gespielt, bevor der musikalische Frühschoppen im Notburgasaal den stimmungsvollen Ausklang des Festwochenendes einleitete. Auch an diesem Tag wurden verdiente Mitglieder geehrt: Wolfgang Buschhausen für 40 Jahre Treue zur Bruderschaft, Alissa Paffrath mit dem Fahnenschwenker-Verdienstorden in Bronze.

Drei Tage voller Tradition, Musik, Gemeinschaft und Geschichte gingen damit zu Ende. Das Schützenfest der St. Josefs und St. Gereon Schützenbruderschaft bot auch in diesem Jahr eindrucksvoll Einblick in das reiche kulturelle Leben der Stadt Viersen. Mit einer gelungenen Verbindung aus gepflegtem Brauchtum, generationsübergreifendem Engagement und liebevoll gelebter Gemeinschaft wurde deutlich, dass traditionelle Werte hier nicht nur bewahrt, sondern aktiv mit Leben gefüllt werden. (nb)

