Am Mittwochabend versammelte sich ein kleiner Teil der Elite der rheinischen Karnevals- und Humorwelt im Bürgerhaus Dülken zu einem besonderen Ereignis: Bernd Stelter, der bekannte Karnevalist, Komiker und Moderator, wurde von der traditionsreichen Narrenakademie Dülken mit dem Titel „Dr. humoris causa“ ausgezeichnet. Die Verleihung dieses Ehrendoktortitels war Teil des traditionellen „Kreuzherrenessens“, einer Veranstaltung, die auf die 545 Jahre alte Geschichte des Dülkener Kreuzherrenklosters zurückgeht.
Von RS-Redakteurin Sabrina Köhler und Leo Dillikrath
Dölke – Die Narrenakademie Dülken, auch unter dem Namen „die erleuchtete Mondsuniversität“ bekannt, widmet sich seit Jahrhunderten der humorvollen Parodie akademischer Traditionen. Ursprünglich als spielerische Gegenbewegung zur strengen Lehre im ehemaligen Kreuzherrenkloster gegründet, zeichnet sie heute Menschen aus, die mit ihrem Witz und Humor das gesellschaftliche Leben bereichern. Der Ehrentitel „Dr. humoris causa“ hat sich längst als feste Größe im rheinischen Karneval etabliert und genießt weit über Dülken hinaus hohes Ansehen.
Punkt 19:11 Uhr eröffnete Rector magnificus Dr. Arie Nabrings den Abend mit einer humorvollen Begrüßung der zahlreichen Gäste. Zu den Ehrengästen zählten Persönlichkeiten wie Peter Ottmann, ehemaliger Landrat des Kreises Viersen, und Gerd Zenses, ehemaliger Stadtbaurat der Stadt Viersen. Auch Dr. Günter Weinforth, Ehrenpräsident des Festausschusses Viersener Karneval und selbst Dr. sowie Prof. humoris causa der Dülkener Narrenakademie, sowie Vertreter der Sparkasse Viersen und des Erasmus-von-Rotterdam-Gymnasiums, vertreten durch Schulleiter Christoph Hopp, wohnten der Zeremonie bei. Hohen geistlichen Beistand brachte Jan Nienkerke, der neue Generalvikar des Bistums Aachen, mit. Musikalisch begleitet wurde die Veranstaltung von Hans-Peter Bogart, der bereits im vergangenen Jahr für die stimmungsvolle Untermalung im Dülkener Bürgerhaus sorgte.
Der Höhepunkt des Abends war zweifelsohne das traditionelle „Rigorosum“ der Narrenakademie, dem sich Bernd Stelter stellen musste – eine humorvolle Prüfungszeremonie, die jeder Ehrendoktorand zu bestehen hat. Während der Zeremonie wurde Bernd Stelter vor die Herausforderung gestellt, sich mit drei humorvoll-philosophischen Fragen auseinanderzusetzen. Zunächst sollte er erklären, welche Bedeutung die berühmte Horazische Sentenz Carpe diem in der heutigen Zeit noch hat. Im weiteren Verlauf wurde er gefragt, was ältere Menschen wirklich brauchen, um das Leben in vollen Zügen genießen zu können. Schließlich stellte sich die Frage, ob es ausreicht, einfach nur witzig zu sein, oder ob hinter echtem Humor mehr steckt als bloße Unterhaltung.
In gewohnt schlagfertiger Manier und mit einer ordentlichen Prise Humor beantwortete Stelter die Fragen und bewies dabei erneut sein Talent, ernste Themen auf humorvolle Weise zu beleuchten. Seine Antworten ernteten tosenden Applaus und stellen klar: Stelter ist nicht nur ein Meister der Unterhaltung, sondern auch ein würdiger „Dr. humoris causa“.
Die Laudatio hielt Dr. René Pschierer, der in seiner Rede mit viel Witz und Charme die besondere Ehrung hervorhob. Mit feierlichem Ernst und närrischer Leichtigkeit würdigte Pschierer den neuen Ehrendoktor als würdigen Vertreter des rheinischen Humors. Wann wäre es ein besserer Zeitpunkt und Ort gewesen als bei der „berittenen Akademie der Künste und Wissenschaften“ sowie beim 46. Kreuzherrenessen am 177. Tag des Jahres 471 ihres Bestehens.
Bernd Stelter, geboren am 19. April 1961 in Unna, hat sich über Jahrzehnte hinweg als vielseitiger Künstler etabliert. Seine Karriere begann in den 1980er Jahren mit der Veröffentlichung politisch-satirischer Lieder, bevor er durch die Comedy-Sendung 7 Tage, 7 Köpfe deutschlandweit bekannt wurde. Auch im Karneval hat Stelter einen festen Platz: Seit 1988 ist er im Kölner Sitzungskarneval aktiv und begeistert dort mit humorvollen Liedern wie „Ober, Zack ein Helles“ oder „Im nächsten Leben werd‘ ich lieber ein Kaninchen“.
Neben seiner Karriere als Karnevalist und Komiker ist Stelter auch als Autor und Moderator tätig. Mit seinen Bühnenprogrammen wie „Papa ist ’ne Knackwurst“ oder „Hurra! Ab Montag ist wieder Wochenende!“ tourt er regelmäßig durch Deutschland und sorgt für Lacher von Hamburg bis München. Besonders hervorzuheben ist sein soziales Engagement: In Quizshows spielt Stelter oft für wohltätige Zwecke, insbesondere für die von ihm gegründete Bornheimer Bürgerstiftung.
Zum Abschluss der Veranstaltung dankte Bernd Stelter der Narrenakademie mit einem Augenzwinkern für die Auszeichnung und betonte, dass er sich sehr geehrt fühlte, nun Teil dieser einzigartigen Tradition zu sein. „Im nächsten Leben“, so scherzte Stelter in Anspielung auf sein bekanntes Lied, „werde ich dann aber doch lieber ein Dülkener als ein Kaninchen.“
Der Abend klang mit einem gemeinsamen Festessen und vielen Anekdoten aus der närrischen Welt aus. Die Narrenakademie Dülken hat mit der Verleihung des Titels „Dr. humoris causa“ an Bernd Stelter erneut gezeigt, wie sie mit Humor und Selbstironie die Menschen zusammenbringt. Es war ein Abend voller Lachen, Tradition und karnevalistischer Lebensfreude – ganz im Sinne des rheinischen Frohsinns. Bernd Stelter trägt nun den Titel „Dr. humoris causa“ mit Stolz – und die Narrenakademie Dülken hat einmal mehr bewiesen, dass sie der wohl humorvollste akademische Ort am Niederrhein ist. (sk/ld)