Die Jrön-Wette Jonges eröffneten den Alt-Vierscher Saalkarneval in glanzvollem Stil

Am gestrigen Samstagabend erstrahlte das Evangelische Gemeindehaus erstmals in diesem Jahr im närrischen Glanz, als die KG Jrön-Wette Jonges 1953 e. V. ihre traditionelle Karnevalssitzung mit frischem Wind veranstaltete. Wie in jedem Jahr eröffnete die Gesellschaft den Saalkarneval in Alt-Viersche und bot den zahlreichen Gästen ein buntes sowie mitreißendes Programm voller Humor, Musik und tänzerischer Eleganz. Mit einem dreemoal „Alla die Jröne!“ begann ein Abend, der noch lange in Erinnerung bleiben wird.
Von RS-Redakteurin Nadja Becker und Martin Häming

Viersche – Der Auftakt des Abends hätte kaum festlicher sein können, als die Jrön-Wette Jonges in den Saal mitsamt neuem Mariechen einzogen. Im ersten Teil folgte dann auch direkt ein Highlight nach dem anderen mit der feierlichen Kürung des neuen Ehrensenators Wolfgang Genenger. In einer stimmungsvoll geschmückten Halle begrüßte der erste Vorsitzende Jens Bender jedoch zuvor die zahlreich erschienenen Karnevalisten sowie Gäste, ebenfalls Sitzungspräsidentin und 2. Vorsitzende Marina Willems griff gemeinsam mit Eric Frank erneut als gekonnt charmantes Duo zum Mikrofon.

Foto: Rheinischer Spiegel/Martin Häming

„Haben wir unsere Karnevalssitzung bisher immer ausschließlich als Galasitzung durchgeführt und unsere Gäste in Abendgarderobe und Ornat willkommen geheißen, so gehen wir hier ab dieser Session einen neuen Weg“, hatte er bereits im Festheft verlauten lassen. „Getreu dem Motto ‚Kommt wie ihr euch wohlfühlt’ freuen wir uns, euch auch im Kostüm bei uns im Saal zu begrüßen.“

Foto: Rheinischer Spiegel/Martin Häming

Mit einer emotionalen Laudatio leitete er die Festlichkeiten ein und brachte die Freude darüber zum Ausdruck, endlich wieder Saalkarneval feiern zu können. In seiner Rede würdigte Jens Bender die enge Verbundenheit Wolfgang Genengers zur närrischen Tradition und hob dabei sowohl seine humorvolle als auch seine engagierte Seite hervor. Besonders herzlich erinnerte er sich daran, wie Wolfgang Genenger auf die Anfrage, Ehrensenator der Gesellschaft zu werden, spontan und begeistert reagierte, indem er sagte: „Das mache ich, da bin ich dabei!“ Mit einem Augenzwinkern fügte Bender hinzu, dass auch die Zustimmung von Steffi Genenger erfolgreich eingeholt wurde und der Haussegen weiter gerade hängt, was das Publikum mit einem Lachen quittierte.

Wolfgang Genenger ist in der Narrenherrlichkeit wahrlich eine Institution. Seit über drei Jahrzehnten prägt er den Karneval in Viersen und Umgebung mit. Als langjähriges Mitglied der KG Roahser Jonges leitet er die Gesellschaft als Vorsitzender und Sitzungspräsident durch deren Programm. Unvergessen bleibt seine Regentschaft als Wolfgang III., „Der Brecher“, im Jahr 2002, als er gemeinsam mit Prinzessin Steffi II. das närrische Volk anführte. Darüber hinaus hat er eine besondere Vorliebe für humorvolle Beiträge und zählt Willi und Ernst zu seinen Lieblingsrednern (die auch an diesem Abend die Bühne eroberten).

Doch Genenger engagiert sich nicht nur im Karneval. Im Sommerbrauchtum ist er Ehrenpräsident der St. Notburga Schützenbruderschaft Viersen-Rahser, deren Königshaus er im Jahr 2023 anführte. Auch in der Kommunalpolitik ist er seit Jahren aktiv, unter anderem als Mitglied der CDU-Fraktion im Rat der Stadt Viersen und seit 2019 als Ortsbürgermeister von Süchteln. Neben seiner Leidenschaft für Brauchtum und Politik widmet Wolfgang Genenger seine Freizeit dem Reisen, am liebsten in den Bergen, sowie dem Fußball, den er als treuer Fan von Borussia Mönchengladbach von der Tribüne aus verfolgt.

Mit der feierlichen Übergabe der Urkunde und der traditionellen Narrenkappe wurde Wolfgang Genenger offiziell in den Kreis der Ehrensenatoren aufgenommen. Ein emotionaler Höhepunkt, der mit stehenden Ovationen gewürdigt wurde.

Foto: Rheinischer Spiegel/Martin Häming

Eine weitere Ehrung galt zudem Hans Christian Willems, der für unglaubliche 50 Jahre Mitgliedschaft mit dem BDK-Orden „Gold mit Brillanten“ (übrigens die höchste Einzelauszeichnung im Deutschen Karneval) durch den KLN-Justiziar Hans-Joachim Baumbach ausgezeichnet wurde – eine Hommage an seine jahrzehntelange Treue und Hingabe zum rheinischen Brauchtum.

Aber wie könnte es auch anders sein, ist die niederrheinische Frohnatur doch am 11.11. (1961) geboren. Bereits 1975 wurde er Mitglied der alteingesessenen Vierscher Karnevalsgesellschaft – zuerst in der Funkengarde, später als Mitglied und jahrelang aktiv als 1. und 2. Vorsitzender. Nicht verwunderlich also, dass er bereits mehrfach ausgezeichnet wurde, wie beispielsweise 2013 mit dem BDK-Orden in Gold oder der Ernennung zum 49ten Cheriff von Hamm 2015/2016. Beruflich führte er sein eigenes Tief- und Straßenbauunternehmen, das er 2021 an mittlerweile die vierte Generation und damit seinen Kindern Martin und Marina übergab. #

Foto: Rheinischer Spiegel/Martin Häming

Das Prinzenpaar der Narrenherrlichkeit Viersen, Jürgen I. und Ela I., verströmte hiernach königlichen Glanz und Anmut, als die jecken Tollitäten gemeinsam mit der Viersener Prinzengarde, Solomariechen und begleitet vom rhythmischen Klang des Viersener Tambour Corps 1925 e.V. in den Saal einzog.

Foto: Rheinischer Spiegel/Martin Häming

Mit ihnen wurde das Evangelische Gemeindehaus zur Bühne der Lebensfreude. Ihre Darbietung, geprägt von närrischem Witz, ansteckendem Charme und herzlicher Verbundenheit mit dem Publikum zog alle in ihren Bann. Mit jedem Schritt und jeder Bewegung zeigte auch die Viersener Prinzengarde mit ihrer Regimentstochter Anna-Lena erneut, dass der Karneval weit mehr als Brauchtum ist – er ist gelebte Leidenschaft und ein Fest der Gemeinschaft. Der Funke sprang sofort über und ihre mitreißenden Auftritte wurden mit Applaus und begeisterten Rufen belohnt.

Foto: Rheinischer Spiegel/Martin Häming

Ein weiterer Höhepunkt war natürlich ebenfalls das legendäre Zweigespräch von „Willi und Ernst“. In bester Tradition der Kölner Karnevalisten brachten Dirk Zimmer und Markus Kirschbaum mit ihrer einzigartigen Mischung aus Slapstick, rheinischem Humor und Publikumsnähe die Lachmuskeln des Saals an ihre Grenzen. Ihre Bühnenpräsenz, seit Jahren gefeiert und sogar im Fernsehen bewundert, ist ein Garant für ausgelassene Stimmung.

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Farbenfrohe Kostüme und atemberaubende Choreografien schlossen sich an: Die Showtanzgruppe Revolution begeisterte das Publikum (welches auch kurzerhand zum Tanzen mit einbezogen wurde … so durfte das Viersener Prinzenpaar, der Boisheimer Prinz Helmut III., das Bundestagsmitglied Dr. Martin Plum und die Bürgermeisterkandidaten ihre schwungvollen Tanzkünste präsentieren) mit ihrem aktuellen pinken Look und einer energiegeladenen Performance. Vom Freestyle bis zur karnevalistischen Darbietung präsentierten die Tänzerinnen und Tänzer ein Spektakel, welches das feiernde Publikum mit Freude zu den nachfolgenden närrischen Stars entführte.

Foto: Rheinischer Spiegel/Martin Häming
Foto: Rheinischer Spiegel/Martin Häming

Die musikalischen Farbtupfer des Abends waren nämlich ohne Zweifel die mitreißenden Auftritte zweier ganz unterschiedlicher, aber gleichermaßen beeindruckender Bands. Den Anfang machten die Boore, die sich längst als Kult-Boygroup im Kölschen Karneval etabliert haben. In ihren markanten Lederhosen und mit kerniger Sympathie heizten sie dem Publikum ordentlich ein. Ihre Evergreens wie „Rut sin de Ruse“ sorgten für ausgelassene Partystimmung, während neuere Hits wie „Tschau mit Au“ nicht nur zum Mitsingen, sondern auch zum Mitfühlen einluden. Die Band bewies erneut, warum sie seit 1998 auf den größten Bühnen und in den Herzen der Jecken fest verankert ist.

Foto: Rheinischer Spiegel/Martin Häming
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Später am Abend hielten De Köbesse das musikalische Ruder fest in der Hand und erfüllten den Saal mit ihren unverfälschten kölschen Klängen, die eine ganz besondere Stimmung zauberten. Die Band, die durch ihren ehrlichen und ungekünstelten Stil überzeugt, ließ mit Songs wie „Stadt am Rhing“ Gänsehaut-Feeling aufkommen. Ihre Texte, voller lokaler Verbundenheit und kölschem Lebensgefühl, trafen mitten ins Herz des Publikums. Die Nähe zu ihren Wurzeln und die authentische Art von Frontmann Roger Moore (jep, er heißt wirklich so) machten ihren Auftritt zu einem bewegenden Erlebnis.

Foto: Rheinischer Spiegel/Martin Häming

Zwischen diesen beiden Musikacts gab es aber noch etwas zum Staunen und Lachen, denn mit Witz, Charme und ihrer unverwechselbaren schlagfertigen Art brachte Achnes Kasulke den Saal zum Toben. Ihre spitzfindigen Pointen und humorvollen Anekdoten, vorgetragen mit ihrem typischen niederrheinischem äh Dülkener Humor, schließlich ist sie ein echtes Dölker Mädche und im Schatten der Narrenmühle geboren, sorgen für schallendes Gelächter und Beifall. Ob bei ihrer Tätigkeit als Radiomoderatorin oder auf der Karnevalsbühne – Annette Eßer alias Achnes Kasulke versteht es meisterhaft mit ihrem Publikum auf Tuchfühlung zu gehen und jede Pointe zielsicher zu platzieren. Ihr Auftritt war ein Feuerwerk des Humors und ein weiterer Beweis für ihr außergewöhnliches Talent.

Foto: Rheinischer Spiegel/Martin Häming

Bevor dann De Köbesse dem Abend das i-Tüpfelchen aufsetzen war es die beeindruckende FunkenGarde Erkelenz Blau-Weiß, die mit ihrem historischen Erbe und tänzerischer Präzision das Publikum in ihren Bann zog. Eingespielt vom Reitercorps Mönchengladbach präsentierten sie in den prächtigen Uniformen der Erkelenzer Stadtfarben Blau und Weiß atemberaubende Choreografien voller Eleganz und Dynamik. Ob mit ihren traditionellen Mariechen-Tänzen oder den lebhaften Formationen des gemischten Korps – die Tänzerinnen und Tänzer zeigten, warum sie weit über die Stadtgrenzen hinaus einen exzellenten Ruf genießen.

Foto: Rheinischer Spiegel/Martin Häming

Mit einem gemeinsamen dreifachen „Alla die Jröne!“ endete eine glanzvolle Karnevalssitzung, die wieder einmal bewies, dass die KG Jrön-Wette Jonges 1953 e. V. genau weiß, wie sie den perfekten Startschuss in das närrische Treiben geben kann. Tradition trifft Moderne – diese Verbindung zaubert Jahr für Jahr ein Lächeln auf die Gesichter aller Jecken.

Moment, es war viel zu schön und viel zu schade um schon nach Hause zu gehen. Doch was tun? Auch dafür hatten die Jrön-Wette Jonges gesorgt. Nach einem Abend voller Emotionen, Spaß und närrischer Lebensfreude ging es mit der Aftershow-Party weiter. DJ Roland Zetzen sorgte für die perfekte musikalische Untermalung, während die Gäste das Tanzbein schwangen, sich zum Schnack trafen und die Nacht genussvoll ausklingen ließen. (nb)