Gestern Abend verwandelte sich das Evangelische Gemeindehaus in einen brodelnden Kessel des Frohsinns. Die Damensitzung der Karnevalsgesellschaft Hamm Wer Net bot eine mitreißende Mischung aus Tradition, Leidenschaft und geballter Unterhaltung. Die hochkarätigen Programmpunkte sorgten dafür, dass kein Auge trocken blieb – und kein Fuß still stand.
Von RS-Redakteurin Nadja Becker und Martin Häming
Viersche – Wer vorab auf den Straßen unterwegs war, dem sind sicherlich ungewöhniche Partygefährte aufgefallen. Ja, selbst in Planwagen rückten die Damen an, schließlich hatte die KG Hamm Wer Net zur Damensitzung gerufen und das weibliche Publikum kam gerne und zahlreich. Den Auftakt machte natürlich der traditionelle Einmarsch. Schon hier sprühte die Atmosphäre vor Energie, als Präsident Michael Berghausen (erneut im grasgrünen Jacket und gelben Hemd – passend zu den Vereinsfarben) die bunt verkleidete, weibliche Narrenschar begrüßte.

Mit ihrer Damensitzung sollte die KG Hamm Wer Net (die übrigens in dieser Session mit dem Motto „75 Jahre im Hammer Orbit“ feiert) auch in diesem Jahr wieder mit einem fantastischen Abend punkten. Gegründet im Jahr 1950, hat sich der Verein von einer kleinen Nachbarschaftsgemeinschaft zu einer weitverzweigten Familie entwickelt. Ob auf Mallorca, in Frankfurt oder Rheine – zum Sitzungswochenende sind die Hamm-Wer-Netler jedoch gerne wieder zu Hause.
Als der Spot auf die Brass-&-Performanceband Druckluft fiel, begann das Gemeindehaus zu beben. Mit ihren schmetternden Trompeten und mitreißenden Rhythmen sorgten die Musiker aus Bonn für eine ausgelassene Party-Stimmung, wie sie nur der Karneval hervorbringen kann. Ihr Auftritt war ein bunter Mix aus eigenen Hits, Cover-Versionen und charismatischen Showeinlagen – alles dargeboten mit einer Energie, die ansteckender war als das jeckste Lachen. Die Damen im Saal ließen sich von der Leidenschaft der Band sofort mitreißen. Röhrentrommeln, mitreißende Soli und eine unverwechselbare Bühnenpräsenz machten Druckluft zu einer Stimmungskanone des Abends.
Die Mischung aus Blasmusik und moderner Party-Performance zauberte so manches Funkeln in die Augen der Feierbiester. „Das ist nicht nur Karneval, das ist Lebensfreude pur!“ kommentierte eine begeisterte Zuschauerin. Und das war erst der Anfang! Der Abend hielt noch viele weitere Höhepunkte bereit – von Schunkelgarantie bis Lachmuskelkater.

Nach dem furiosen Auftakt durch Druckluft brachten königlicher Glanz und tänzerische Einlagen die Bühne im Evangelischen Gemeindehaus zum Strahlen. Das Prinzenpaar der Narrenherrlichkeit Viersen, Jürgen I. und Ela I., zog unter Beifall ein und verlieh dem Abend eine feierliche Note. Mit funkelnden Insignien und strahlenden Augen begrüßten die Tollitäten die Närrinnen im Saal. Ihr Auftritt war nicht nur von königlicher Würde, sondern auch von echtem karnevalistischem Herzblut geprägt. Charmant und humorvoll ließen Jürgen I. und Ela I. ihre Verbundenheit mit dem Brauchtum und den Menschen in Viersen spüren.

Der Glanz des Abends wurde durch die Viersener Prinzengarde und ihr bezauberndes Solomariechen noch verstärkt. Regimentstochter Anna-Lena, mit strahlendem Lächeln und beeindruckender Präzision, begeistert mit einer hinreißenden Solo-Performance, die die Herzen der Zuschauer höher schlagen ließ. Ihre akrobatischen Sprünge und eleganten Drehungen beweisen eindrucksvoll, das sich das Training gelohnt hat – und seien wir mal ehrlich, das konnten die Herren in den roten Uniformen dann doch nicht, auch wenn sie für Standing Ovations sorgten.

Die gesamte Garde zeigte, dass Karneval weit mehr als närrisches Treiben ist – er ist gelebte Leidenschaft, Disziplin und eine Ode an die Gemeinschaft. Der Funke sprang sofort über: Ob durch Schunkeln, rhythmisches Klatschen oder begeisterte Jubelrufe – ach ja … schee wars scho und als Jürgen I. und Ela I. gemeinsam mit der Garde die Bühne verließen war das Evangelische Gemeindehaus nicht nur ein Saal – es war ein Ort der Freude, der Gemeinschaft und des närrischen Zaubers.

Nach dem Auftritt des Prinzenpaares und der Viersener Prinzengarde wurde die Bühne im Evangelischen Gemeindehaus erneut zur Arena der Begeisterung für einen weiteren heimischen Stern am jecken Firmament: den Hammer Show Express. Vor über einem Jahrzehnt gegründet, hat sich der Hammer Show Express zu einer festen Größe in der Karnevalslandschaft entwickelt. Die Gruppe, bestehend aus Mitgliedern der KG Hamm Wer Net, bot eine mitreißende Darbietung, die das Publikum von den Stühlen riss.

Mit dem Hammer Show Express und der Tanzgruppe Les Hammphries verfügt die KG Hamm Wer Net gleich über zwei beeindruckende Formationen, die die Seele des Vereins verkörpern. Während Les Hammphries für die weitere Unterhaltung des Abends noch in den Startlöchern standen, bewies der Hammer Show Express schon jetzt wieviel Herzblut, Disziplin und Leidenschaft in der tänzerischen Arbeit der Gesellschaft steckt. Das Publikum ließ sich von der Freude und Hingabe der Truppe anstecken. Der Saal bebte vor Jubel, als der letzte Takt verklang – minutenlanger Applaus und „Zugabe“-Rufe waren der verdiente Lohn für diese grandiose Darbietung.

Beste Stimmung also, die gerne von den Kloetschköpp aufgenommen wurde. Die achtköpfige Karnevalsband, bekannt für ihre rockige Klänge und unbändige Spielfreude, brachte das Evangelische Gemeindehaus förmlich zum Kochen. Was 2002 als Idee von ein paar musikalischen Narren begann – „Einmal mit Live-Musik am Rosenmontagszug teilnehmen!“ – ist längst zu einer Erfolgsgeschichte geworden. Die Kloetschköpp haben sich mit ihrer Mischung aus kölschen Tönen, rockigen Rhythmen und mehrstimmigem Gesang einen festen Platz in der Karnevalsszene erobert.
Dabei bleiben sie bodenständig und charmant: Ob in ihrer Heimat Wegberg, in Kölns ehrwürdigem Gloria Theater, auf einer Ski-Hütte in Österreich oder eben in Viersche – ihre Musik begeistert das Publikum von nah und fern. Mit ihrer charakteristischen Mischung aus Eigenkompositionen und bekannten Karnevalshits brachten die Kloetschköpp die Damen zum Mitsingen, Schunkeln und Tanzen. Frontmann Michael Schreder, mit seiner unverkennbaren Stimme und lockerem Charme, führte durch die Show und schaffte es, die Jeckinnen schon mit den ersten Takten für sich zu gewinnen.
Nach den rockigen Klängen der Kloetschköpp wurde es erneut tänzerisch im Evangelischen Gemeindehaus – und zwar auf eine ganz besondere Weise. Mit den Les Hammphries betrat eine Formation die Bühne, die für Charme, Humor und vor allem Leidenschaft bekannt ist. Mit kreativen Medleys und einer großen Portion Spaß entwickeln sie jedes Jahr neue Show-Programme, die die Zuschauer immer wieder aufs Neue begeistern. Doch der Weg dorthin ist alles andere als konventionell: Von den ersten Proben bis zur finalen Präsentation auf der Bühne vereinen die Mitglieder der Truppe ihre unterschiedlichen Stärken und Geschmäcker – und das mit einer Prise Chaos, die den Les Hammphries ihre unverwechselbare Note verleiht. Die Mischung aus charmantem Augenzwinkern und der spürbaren Freude auf der Bühne sprang sofort auf das Publikum über. Die Zuschauerinnen ließen sich von der humorvollen Truppe anstecken, die sich selbst nicht zu ernst nahm und dabei dennoch mit Präzision und Leidenschaft glänzte.

Bruce Kapusta, der „Clown mit der Trompete“, war der nächste, der auf der Bühne in das Rampenlicht trat. Nicht zum ersten Mal in dieser Session, aber vielleicht zum letzten Mal – ein Moment, der gleichzeitig gefeiert wurde und nachdenklich stimmte. Seit fast drei Jahrzehnten gehört Bruce Kapusta zu den festen Größen des rheinischen Karnevals. Sein Trompetenspiel, stets mit einer einzigartigen Mischung aus technischer Perfektion und berührender Emotionalität vorgetragen, hat Generationen von Jecken begeistert. Doch Kapusta ist weit mehr als ein Karnevalist: Als begnadeter Musiker steht er mit Größen wie Peter Hofmann, Helmut Lotti und Deborah Sasson auf den internationalen Bühnen und bewies dabei immer wieder seine Vielseitigkeit und Leidenschaft für die Musik.
Am gestrigen Abend bewies er noch einmal, warum er als Musiker und Entertainer einen so besonderen Platz im Herzen seiner Fans hat. Mit Stücken, die von ausgelassener Freude bis hin zu melancholischer Innigkeit reichten, schuf er eine Atmosphäre, die unter die Haut ging. Doch dieser Abend hatte eine tiefere Bedeutung: Bruce Kapusta, der Künstler, der über Jahrzehnte die Herzen der Karnevalisten eroberte, kündigte seinen Rückzug von der karnevalistischen Bühne an. Mit der Session 2024/2025 wird er seine aktive Laufbahn im Fastelovend beenden. Mit Bruce Kapusta verlässt ein musikalisches Ausnahmetalent die karnevalistische Bühne, das den Fastelovend mit Humor, Kunst und Gefühl bereichert hat. Doch wie er selbst sagte: „Man verlässt die Bühne nicht, man wechselt sie nur.“

Habe ich schon erwähnt, dass es eigentlich nur Höhepunkte gab? Und auch der nächste Auftritt sollte die Damen begeistern, denn schon beim ersten Schritt fesselten die Fauth Dance Gentlemen mit ihrer präzisen Choreografie und charismatischen Bühnenpräsenz. Ihre Darbietung war eine erfrischende Mischung aus energiegeladenem Streetstyle, klassischen Tanzelementen und närrischer Ausgelassenheit. Die Viersener Gruppe zeigte, wie man den Karneval tänzerisch völlig neu interpretieren kann, ohne dabei den Spaß an der Sache zu verlieren.
Die Fauth Dance Gentlemen haben gezeigt, dass Karnevalstanz modern, kraftvoll und unvergleichlich cool sein kann. Die Damen klatschen, sangen und jubelten mit, während die Gentlemen mit ihrer tänzerischen Präzision und ausgelassenen Energie die Bühne erbeben ließen. Die Fauth Dance Gentlemen haben sich seit ihrer Gründung vor acht Jahren einen festen Platz in der Karnevalslandschaft erarbeitet – und das mit Recht. Mit diesem Auftritt setzten sie einen der vielen Glanzpunkte des Abends – und hinterließen ein restlos begeistertes Publikum, das noch lange von ihrer Performance sprechen wird.

Zum krönenden Abschluss der Damensitzung betrat eine Formation die Bühne, die ihrem Namen alle Ehre machte: Kommando 3. Kaum erklang das Kommando „Leev Jecke, se hann sich en Rakeet verdeent!“, brach im Evangelischen Gemeindehaus ein Jubelsturm los. „Kommando eins…“, das Publikum hielt vorfreudig den Atem an, und bei „Kommando Drei“ ging’s endgültig rund.
Schon mit den ersten Beats bewiesen DJ Jeck, Tim und Jörg, warum sie aus dem Karneval nicht mehr wegzudenken sind. Doch wer glaubte, dass die drei Herren alleine das Zepter in der Hand hielten, lag falsch – das eigentliche Kommando hatte „das Mariechen“. Das musikalische Konzept von Kommando 3 ist so einfach wie genial: die größten Hits des Kölner Karnevals, verpackt in einzigartigen Mashups und speziellen Remixe, die das Publikum überraschen und begeistern. Mit fettem Sound, spontanen Interaktionen und einer Animation, die wirklich jeden mitriss, erfüllte die Gruppe den Raum mit unbändiger Energie. Von der ersten bis zur letzten Reihe wurde gesungen, getanzt und geschunkelt.

Mit dem fulminanten Finale von Kommando 3 erreichte die Damensitzung der KG Hamm Wer Net ihren stimmungsvollen Höhepunkt. Die mitreißende Darbietung ließ den Saal beben und bildete den krönenden Abschluss eines Abends voller ausgelassener Heiterkeit, mitreißender Musik und unvergesslicher Momente. Einmal mehr wurde eindrucksvoll dargelegt, warum der Karneval am Niederrhein ein Fest der Herzen und ein unvergleichliches kulturelles Highlight ist. Doch das Ende des offiziellen Programms bedeutete keineswegs das Ende der Feierlichkeiten: Im kleinen Saal wurde die Stimmung mit DJ-Musik nahtlos weitergetragen, sodass die Gäste bis in die späten … äh eher frühen … Stunden hinein das Leben und den Karneval feierten. (nb)