Die Jrön-Wette-Jonges hatten die gesamte „Bajaasch“ zu Gast

Zum Auftakt des Saalkarnevals in Alt-Viersen kam natürlich nicht nur die „Bajaasch“, die„buckelige Verwandtschaft“, zu Besuch. Die Karnevalisten hatten der Galasitzung der KG Jrön-Wette Jonges bereits entgegengefiebert und die Gastgeber hatten sich einiges einfallen lassen.
Von RS-Redakteurin Ebru Ataman und Martin Häming

Viersche – Nach der üblichen adventlichen Pause und langem Corona-Lockdown startete am Wochenende der Saalkarneval in Alt-Viersen mit der Galasitzung der KG Jrön-Wette Jonges 1954 e. V. und einem abwechslungsreichen Programm, welches bis spät in den Abend hinein zum Feiern einlud.

Es sind auf unbestimmte Zeit die letzten karnevalistischen Veranstaltungen im evangelischen Gemeindehaus, die in den kommenden Wochen anstehen. Entgegen der Viersener Gerüchteküche wird das denkmalgeschützte Gebäude allerdings nicht abgerissen – es ist aber einiges daran zu tun. Da jedoch die Gebäudenutzung ungewiss ist, wird werden auch die Jrön-Wette in diesem Jahr über ihre Veranstaltungen in der nächsten Session beraten müssen.

Traditionell kamen die Jecken gerne, schließlich überzeugt dieser Abend gewohnt nicht nur mit einem abwechslungsreichen Programm, auch für den einen oder anderen Schnack und ein Prost auf das neue Jahr wurde gerne Zeit gefunden.

Foto: Rheinischer Spiegel/Martin Häming

Durch den Abend führte in diesem Jahr allerdings nicht Roman Schulz, der krankheitsbedingt kurzfristig ausgefallen war. Mit Sitzungspräsidentin und 2. Vorsitzenden Marina Willems, die schon als Stewardess auf den Bühnen begeisterte, und Eric Frank konnte allerdings ein hervorragendes Duo gefunden werden, welche die Feuertaufe mit Bravour bestand.

Während auf der Bühne die Sitzungspräsidenten gekonnt durch das Programm führten, bewies Allround-Musiker Roland Zetzen, dass er die musikalischen Tasten im Griff hatte, genussvoll verführte dagegen ein Edeka-Zielke-Stand im Vorraum.

Foto: Rheinischer Spiegel/Martin Häming

Ebenfalls traditionell als erster Programmpunkt eroberte an diesem Abend zunächst das Viersener Prinzenpaar, Lothar II. und Regina I., die Bühne, begleitet von der Prinzengarde. Der erste Tanz galt dabei den närrischen Tollitäten gemeinsam mit der großen Begleitung und während noch die Musik von „Que Sera Sera“ nachhalte, sorgte die Prinzengarde mit „Wir sind alle kleine Sünderlein“ für Feierlaune.
Wie gut, dass sie doch alle drei Tänze durchhielten, denn der Gardebus war im Vorfeld nicht eingetroffen, weshalb Kommandant Eric Tillmanns gemeinsam mit seinen Gardisten den Fußweg zum evangelischen Gemeindehaus eingeschlagen hatte.

Foto: Rheinischer Spiegel/Martin Häming

Beim Ruf auf die neuen Ordensträger bereits, die sanitäre Fachkraft Motombo Umbokko bereit. Wer nun direkt auf Rassismus verweisen will, der ist hier falsch. Denn Dave Davis, der auf ugandische Wurzeln verweisen kann, ist echter Kölner und ist längst für seine Paraderolle mit intelligentem und schwarzem Humor auf den Bühnen nicht nur im Karneval bekannt.

Der Kabarettist ist zudem als Komponist sowie Produzent tätig und verschmilzt bei seinen Auftritten vollständig mit der Kunstfigur des Toilettenmannes aus dem fiktiven Land Nfuddu. Sein Alias lebt als Flüchtling, von der Abschiebung bedroht, in Deutschland und wusste über „Hass-Vier“ (Hartz IV) ebenso zu berichten, wie er sich sicher war, dass „Deutschland den Strick enger schnallen muss“.
Im Rheinland tritt er allerdings besonders gerne auf, schließlich weiß nicht nur jeder Rheinländer, dass man ab zwei Personen Polonaise-fähig ist, er bringt den „Albino-Äffchen“ auch gerne das Lachen zurück in dieser nicht ganz so einfachen Zeit. Umso wichtiger also Terroristen der Lebensfreude auszubilden.

Foto: Rheinischer Spiegel/Martin Häming

Charmant und eine Augenweide, so kann man kurz und knapp die Community Dancer beschreiben. Die 26 Mädels, die auf der Bühne in glitzerndem Rot-Schwarz entzückten, mögen unterschiedlicher nicht sein, die Liebe zum Tanzen verbindet sie aber ganz eindeutig.
Zusammengehalten von den Trainerinnen Tina Bungenberg und Sonja Schink entstand die Showtanzgruppe in der Session 2009/2010 aus zwei verschiedenen Karnevalsgesellschaften und gehört mittlerweile dem VfL 08 Vichttal Mausbach – Vicht – Zweifall 2018 e.V. an.

Foto: Rheinischer Spiegel/Martin Häming

„Sähs du maach et jot zu mir hück Naach. Bliev noch su vill Musik in mir wach. Wat sull ich mache, denn du brengs mieh Hätz zum laache. Ich hätt nie jedach dat dat passeet. Dat et dir jenau su wie mir jeiht. In dinge Auge, do han ich mieh Hätz verlore. Ja dat is oooohhhhohohohoo für die Iwigkeit …“ wer hätte es gedacht, geschrieben hat den Hit der Räuber der kölsche Mundartsänger Torben Klein. Torben Klein, ein Name, der den Karnevalisten gut bekannt ist.

Einen Namen machte er sich aber nicht nur als Sänger der Boygroup „Verliebte Jungs“ oder der „Räuber“, sondern ebenfalls mit seinen zahlreichen Ohrwürmern, die im Karneval bei jeder Veranstaltung ein Muss sind. Seit 2019 arbeitet er an seiner Solo-Karriere und brach im evangelischen Gemeindehaus sicherlich nicht nur das eine oder andere schmachtende Herz, auch der Stimmung gab er einen weiteren Energieschub.

Foto: Rheinischer Spiegel/Martin Häming

Beste Stimmung, die Bauchredner Klaus Rupprecht gekonnt aufnahm und mit seinem Zwiegespräch – geführt mit der frechen Affenpuppe Willi nicht nur für Lacher sorgte, als die Tränen in die Augen schossen und die Bäuche festgehalten werden mussten. Schließlich fanden beide genügend Anlässe sich gegenseitig „in die Pfanne zu hauen“ und schlossen auch gerne das Publikum mit in ihren Auftritt ein.
Schließlich wissen diese nun, wie man das Geschlecht von Fliegen auseinanderhält, wie wichtig ein Navi am Rollator ist oder welche Tücken ein Push-up-BH beinhaltet.

Foto: Rheinischer Spiegel/Martin Häming

Fast als zu klein erwies sich die Bühne des evangelischen Gemeindehauses an diesem Abend, als die Tanzgarde der KG Grün-Weiß Schlebusch von 1934 e. V. mit Kommandant Nico Fechner einzog. Die 1989 gegründete Tanzgruppe in Weiß-Grün wusste gekonnt mit rund 30 TänzerInnen zu klassischen Klängen temperamentvoll die Bühne und die Aufmerksamkeit der Jecken zu erobern. Ihren diesjährigen Sessionstanz „Kölsch international“ führten sie dabei erst zum zweiten Mal auf. Die tänzerische Höchstleistung wurde mit Standing Ovations belohnt.

Foto: Rheinischer Spiegel/Martin Häming

Mit Musik op Kölsch der Band „De Bajaasch“, ah, das sind wir ja wieder bei der „buckeligen Verwandtschaft“, erreichte der Saal das Tanzfieber, als janz Kölle, Verzeihung, Viersche op dem Kopp stond. Nur original in den festlichen Kölner Stadtfarben ruut un wieß kame, äh, „kumme se met allemann vorbei“ und ließen die Mauern des evangelischen Gemeindehauses als letzter Bühnenact des Abends wackeln.
Danach ging es gut gelaunt im kleinen Saal weiter und der eine oder andere summte noch „Wir sind Jrön-Wette Jonges, die Jröne sind enorm! Wir sind Jrön-Wette Jonges und sind immer in Form!“, als er die Heimreise antrat, schließlich nimmt die närrische Session nun hoffentlich wieder Fahrt auf. (ea)

Foto: Rheinischer Spiegel/Martin Häming