Gestern Abend verwandelte sich die Begegnungsstätte Niederkrüchten in einen funkelnden Hexenkessel karnevalistischer Lebensfreude, als René II. und Natascha I. feierlich zu Prinz und Prinzessin der diesjährigen Session proklamiert wurden. Die Spannung im bunt geschmückten Saal war greifbar, als sich zahlreiche Jecken voller Glanz, Glitzer und Frohsinn in Erwartung des großen Augenblicks versammelten.
Von RS-Redakteurin Nadja Becker und Martin Häming
Niederkrüchten – Mit der Proklamation erfüllten sich Prinz René II. und Prinzessin Natascha I. einen lang gehegten Traum, der die beiden Geschwister seit vielen Jahren begleitet. Ihre Wege führten sie schon früh auf die Bühnen der Region, und ihre Leidenschaft für den Karneval ist nicht nur sichtbar, sondern regelrecht spürbar – ein Feuer, das von Generation zu Generation in der Familie weitergegeben zu werden scheint. Schon die ersten Schritte von René auf den Brettern der Brachter Wasserratten zeigten sein Talent und seine Freude am karnevalistischen Ausdruck.
Als Kind mischte er die Kindersitzungen mit fröhlichem Lachen und lebhaften Tänzen auf, lernte früh, wie man Publikum und Bühne zugleich erobert. Später fand er in der Showtanzgruppe der Turn- und Sportfreunde Bracht ein kreatives Zuhause, in dem er seine tänzerischen Fähigkeiten weiter ausbaute. Heute begeistert er mit dem Duo „Wir (hoch 2)“ die Karnevalsfreunde der Region.

Natascha hingegen blickt auf eine bemerkenswerte Karriere im Karneval zurück, die von Beständigkeit, Talent und einem besonderen Jubiläum geprägt ist. Seit 3×11 Jahren gehört sie der Showtanzgruppe der Turn- und Sportfreunde Bracht an – eine Leistung, die nicht nur ihre Liebe zum Tanz, sondern auch ihre Verbundenheit mit der karnevalistischen Gemeinschaft dokumentiert. Vor elf Jahren hatte sie bereits ihren großen Auftritt als Soloprinzessin in Niederkrüchten und begeisterte damals mit dem KV Maak Möt Brempt 1969 e.V. das Publikum. Schon damals zeigte sich ihr Sinn für Perfektion, ihr Mut zur Bühne und die Fähigkeit, jede Veranstaltung zu einem unvergesslichen Erlebnis zu machen.

Beide Geschwister fanden zudem eine zweite karnevalistische Heimat in der Prinzengarde Niederkrüchten von 1987 e.V. Natascha ist hier schon lange Mitglied, René folgte vor drei Jahren, und gemeinsam bilden sie nun ein Prinzenpaar, das die beste Voraussetzung mitbringt, um ihrem Motto „Zu Hause sind wir familiär – im Karneval feiern wir legendär!“ Leben einzuhauchen. Dieses Motto wird in jedem Lächeln und jedem Augenblick auf der Bühne spürbar.
Besonders bemerkenswert ist die Botschaft, die Natascha in dieser Session vermittelt: Trotz Post-Covid ist sie auf einen Rollstuhl angewiesen – doch das hindert sie keineswegs daran, den Karneval in vollen Zügen zu genießen. Mit unbeirrbarem Elan und einem Lächeln, das ansteckt, erklärt sie: „Als Prinzessin im Rollstuhl feier ich wie alle anderen – denn im Karneval wird Inklusion und Integration gelebt!“ Dieses starke Signal für Vielfalt, Teilhabe und Lebensfreude wird die Session in Niederkrüchten nachhaltig prägen und zeigt, dass echte Karnevalsliebe keine Grenzen kennt.

Unterstützt wird das Prinzenpaar von einem engagierten Team aus Adjutantinnen und Adjutanten, die René II. und Natascha I. tatkräftig zur Seite stehen. Michael Bolten, Nicole Klein, Benjamin Spanke, Nathalie Schallenburger, Lina Kurowski und Janina Bonke bilden eine starke Einheit, die nicht nur organisatorisch hilft, sondern auch auf der Bühne für flüssige Abläufe, Sicherheit und Dynamik sorgt. Nach dem großen Erfolg des ersten „Interkommunalen Prinzenpaares“ im vergangenen Jahr, Stephan I. und Diana I., freuen sich die Vorstandsmitglieder der Prinzengarde Niederkrüchten von 1987 e.V. und des KV Maak Möt Brempt 1969 e.V. erneut auf eine ganz besondere Session.

So ein wunderbares Prinzenpaar verdient natürlich aber auch eine grandiose Proklamation. Nicht anders sollte es gestern Abend sein, als Musiker Dirk Heinrichs für die klangvolle Begleitung zum Einzug sorgte. Das Publikum klatschte im Takt und die Vorfreude auf das, was kommen würde, war greifbar. Neben der Minigarde und dem Mariechen, die vor der Inthronisierung durch Bürgermeister Thomas Ricker begeisterten, hielten auch die tänzerischen Darbietungen der Mädchengarde, der Jugendgarde und der Seniorengarde die Stimmung auf dem Höhepunkt. Von der ersten bis zur letzten Minute zog der Abend alle in seinen Bann – ein Sessionsstart voller Glanz, Lebensfreude und unvergesslicher karnevalistischer Magie.

Nach dem fulminanten Auftakt der vereinseigenen Garden vibrierte die Bühne regelrecht, als die Big Maggas die ersten Töne anstimmten. Vier Freunde, ein Unterhaltungsroboter und eine Mission – das Rezept für absolute Partystimmung. Von der ersten Sekunde an war klar: Wer Ruhe und leises Hintergrundrauschen erwartet hatte, war hier falsch. Denn die Big Maggas, angeführt von Entertainer Roy „Rakete“ Ostermann, hatten nur ein Ziel: ein Spektakel, das niemanden auf den Sitzen hielt.
Ihre Mischung aus Welthits, Schlagern und bewusst chaotischen musikalischen Momenten traf genau den Nerv des Publikums. Otto am Bass, flink und energiegeladen, GoGo Günther an der Gitarre, dessen Spiel die Halle elektrisierte, und Dr. Bum Bum Boxleitner am Schlagzeug – jeder ein Unikat, jeder eine kleine Sensation. Zusammen mit Roy Rakete entfesselten sie eine Welle aus schrillen Showeinlagen, witzigen Animationen und mitreißender Dynamik, die die Jecken förmlich durch die Luft wirbelte. Die Menge tobte, klatschte, sang mit und ließ sich von der Mischung aus Präzision, Wahnsinn und Spaß anstecken. Nach über tausend Auftritten in zehn Jahren und unzähligen Shows im In- und Ausland zeigten die Big Maggas einmal mehr, warum sie im Unterhaltungs-Olymp angekommen sind.

Als die Big Maggas die Bühne verlassen hatten, brach ein neuer Höhepunkt an: Martin Fromme, Deutschlands einziger professioneller körperbehinderter Komiker, betrat mit einem Augenzwinkern die Bühne. Nur ein Arm? Kein Problem, dachte sich Fromme, denn Humor kennt keine Grenzen. Schon beim ersten Satz füllte er den Saal mit Lachen, und die Jecken merkten sofort: Hier kommt jemand, der Tabus bricht, Vorurteile auf den Kopf stellt und dabei eine Energie versprüht, die jeden mitreißt. Wer ihn erlebt, merkt schnell: Martin Fromme ist nicht nur Komiker, er ist Entertainer, Autor, Schauspieler und Moderator in einem – ein wahres Multitalent, das die Kunst des Lachens auf ein neues Niveau hebt.
Seit 2025 tourt Fromme mit seinem neuesten Programm „ARMleuchter“. Mit Fromme wird auf der Bühne gelacht, gestaunt und nachgedacht. Er entmystifiziert das Thema Behinderung, macht es greifbar und gleichzeitig humorvoll – eine Kunst, die er wie kein anderer beherrscht. Dabei spielt er gekonnt mit der Identifikation: Nicht-Behinderte wie Behinderte erkennen sich in typischen Handlungsmustern wieder und dürfen herzlich lachen, ohne dass es verletzend ist.

Als nächstes betrat eine echte Legende die Bühne: die Siegburger Funken Blau-Weiss, die älteste Karnevalsgesellschaft im gesamten Rhein-Sieg-Kreis. Seit ihrer Gründung im Jahr 1859 aus der Kolpingsfamilie Siegburg 1854 e.V. prägen sie den Karneval in Siegburg und Umgebung entscheidend – und jeder ihrer Auftritte ist ein Beweis dafür, dass Tradition und Begeisterung perfekt zusammenpassen. „Mer blieve wie mer sin“ – nicht nur ein Motto, sondern ein Lebensgefühl, das in jedem Schritt, jeder Geste und jedem Marsch durch den Saal spürbar wurde.

Doch die Funken leben Tradition nicht starr, sondern mit Freude, Dynamik und Kreativität. Ihr Auftritt in Niederkrüchten war ein Paradebeispiel: farbenprächtig, mitreißend. Jeder Marsch, jede Drehung und jeder humorvolle Kniff zeigte, dass die Funken Blau-Weiss nicht nur Tradition bewahren, sondern sie lebendig halten. 57 Tänzerinnen auf die Bühne zu bekommen war schon eine echte Kunst, die mühelos gemeistert wurde.

Als nächster Höhepunkt betrat „Et Klimpermännche“, alias Thomas Cüpper, die Bühne. Wer Cüpper kennt, weiß: Hier trifft Tradition auf Charme, Musikalität und eine gehörige Portion Humor. „För de Immis“ plauderte er locker im Kölsch, dabei begleitet von seiner treuen Quetschkommode. Schon als Fünfjähriger begann Cüpper, Akkordeon und Orgel zu spielen, und schon mit zwölf Jahren unterhielt er als Alleinunterhalter in Köln und Umgebung. Später trat er auf den großen Sälen der Stadt auf – Gürzenich, Sartory, Flora – und setzte stets den Schlusspunkt bei den Karnevalssitzungen. Seit 1998 ist er im Kölner Karneval als „Et Klimpermännche“ ein echtes Original, bekannt für die Interpretation klassischer Willi-Ostermann-Lieder und kölscher Krätzjen, die er mit Herz und Seele vorträgt.
In Niederkrüchten verband Cüpper gekonnt Tradition und Moderne: Mit eigenen Kompositionen, alten Liedern voller Seele und dem typischen Humor ließ er die Zuschauer lachen, mitsingen und staunen. Seine Darbietungen, die sowohl auf den großen Bühnen der Lanxess-Arena vor 16.000 Jecken als auch in kleineren, intimen Settings funktionieren, bewiesen einmal mehr, dass Karneval ein Fest für alle Sinne ist.

So viele große Namen und es war noch kein Ende in Sicht, denn als nächstes erklang der unverwechselbare Sound von De Kloetschköpp. Gegründet im Jahr 2002 von einer Handvoll musikalischer Narren, hatten sich die achtköpfigen Musiker das Ziel gesetzt, Karneval mit rockiger Musik, mehrstimmigem Gesang und vor allem jeder Menge Spaß auf die Bühne zu bringen – und genau das spürten die Zuschauer von der ersten Minute an.

Ursprünglich spielte die Band nur beim Rosenmontagszug in Wegberg und auf den beiden Prunksitzungen im heimischen Klinkum, doch schnell verbreitete sich ihr Ruf. Regional wie überregional wurden Karnevalsgesellschaften auf die spielfreudigen Musiker aufmerksam. Ihr Markenzeichen: eine abwechslungsreiche Song-Auswahl, überraschende musikalische Einlagen und eine mitreißende Performance, die jeden sofort packt. Die Niederkrüchtener Jecken feierten ausgiebig mit, als die Band die Bühne mit energiegeladenen Rhythmen füllte. Füße wippten im Takt, und der Saal machte einem brodelnden Hexenkessel aus Musik, Tanz und Lebensfreude alle Ehre.

Ach ja, so wunderbar dieser Abend war, alles hat irgendwann einmal ein Ende. Der Abend war mittlerweile fortgeschritten und leider nur noch zwei Programmpunkte standen an. Und dann waren sie da, die Sugar Girls. Die bekannte Showtanzgruppe aus dem Kreis Euskirchen begeisterte die Jecken mit einer modernen, dynamischen Performance, die von NRW überregional bekannt ist. Über 30 Tänzerinnen wirbelten, sprangen und drehten sich über die Bühne, als hätten sie Flügel – jeder Schritt, jede Hebung, jede Pirouette ein Zeugnis unzähliger Stunden intensiven Trainings. In dieser Session starten sie ins All und wollen hoch hinaus … tatsächlich war für diese Reise die Bühne schon fast zu niedrig.

Die Musik pulsierte durch den Saal, die Bewegungen der Tänzerinnen verschmolzen mit jedem Takt zu einem wahren Spektakel. Die Zuschauer klatschten, jubelten und ließen sich von der mitreißenden Energie der Tänzerinnen förmlich von den Stühlen reißen. Jede Drehung, jeder Hebeflug erzählte die Geschichte von Leidenschaft, Disziplin und purer Freude am Karneval. Die Sugar Girls zeigten eindrucksvoll, dass Tanz weit mehr ist als Bewegung – es ist Ausdruck, Emotion und ein verbindendes Erlebnis für alle, die dabei sind.

Das i-Tüpfelchen auf den jecken Abend setzte schließlich StadtRand. Die Jungs Roman, Tim, Tommy, Christoph, Peter und Marco machten schnell klar: Karneval bedeutet für sie Kölsch – doch Kölsch bedeutet längst nicht nur Karneval. Mit jedem Akkord, jeder Melodie und jeder Stimme transportierten sie Lebensfreude, Erinnerungen und pure Begeisterung. Ihre Musik bleibt im Ohr und im Herzen – nach „EN KÖLSCHES LEED“, „AHLE KESS“ und „ORJENAL“ ist jeder Song ein kleines Fest voller Lebensfreude und kölscher Lebensart.
StadtRand sorgten für den perfekten Abschluss einer Nacht voller Höhepunkte und wer noch nicht genug hatte, konnte im Anschluss bei der Aftershowparty weiterfeiern – getragen von der Energie der Band und dem karnevalistischen Hochgefühl, das den ganzen Abend geprägt hatte. (nb)

