Sie wehrten sich und wehrten sich … die Verteidiger des Rathauses in Dölke gegen die Übermacht aus Möhnen und Boisheimer Prinzenpaar. Am Ende ging dem Amtsschimmel die Kraft aus und der Stadtschlüssel öffnete die Türen für die närrische Machtübernahme.
Von RS-Redakteurin Nadja Becker
Dölke – Man(n) muss es Christian Canzler, dem ersten Beigeordneten der Stadt Viersen zugestehen: Er hatte versucht dem Angriff der Jecken zu widerstehen, die mit geballter Kraft das Dölker Rathaus einnehmen wollten. Hierzu hatte er sich sogar die CDU-Ortsbürgermeisterin Simone Gartz, alias CDU-Ratsherr Stephan Seidel, an seine Seite geholt, wobei erneut das Original nicht schlecht staunte, dass es direkt an zwei Stellen gleichzeitig sein konnte.

Ihr Double hatte zudem auch direkt eine Rede vorbereitet: „Meine Lieben Jecken, ich bin so wat von erfreut, et iss so schön dat ihr all wieder da seid. In den letzten drei Jahren habe ich sooo viel geweint. Die letzten Altweiber war et he am Rathaus so schrecklich still und dat eine ich euch mal klar sagen will, so wat will keiner mehr erleeve, dat son driet Virus die jecke Freud us alle kann neeehme, die Pandemie hat viel kaputt jemaaacht, aber jetzt wird wieder tüchtig jelaaacht. Wir sind aber hüt klüger und jeder witt, Corona … dat woar für us all en RIESENDRiiiET.
Hütt könne wir wieder viel laaache, tanze und schunkele, über Corona det nur noch dat jecke Karlche in Berlin munkele. Wir habe et jeschafft und luure nach vühre, feiern Karneval wie wör dat früher all fiere. Aber och in der schönsten Zeit hält der Narr auch mal inne, lass uns mal alle kurz gen Oste kiiiiecke, wat da passiert, dat ist ein Skandal, und die betroffene Menschen sind am wenigsten Schuld daran. Bei allem Frohsinn den wir nun erleeve, lot uns och an die Mensche in der Ukraine denke, dat ene lasst euch hier jesaaaacht, dieser Diktator in Russland ist für mich ein RIESENDRECKSaaaaACK.

Aber wir halte he gemeinsam die Stellung, als Zeichen für Frieden und die jemeinsame Freude, für Menschlichkeit und dat nitt nur heute, als Narrenhochburg vom Niederrhein, wird Dölke für uns immer ein Symbol der Freude und des Friedens sein. Liebe Jecke, aber en Ding sei noch kritisch bemerkt und wie ihr alle seeht wat dieses Joar komplett feehlt, dat ist en Prinz Karneval egal op jruut oder kleen, liebe Jecke dat mot ich bemängele.
Dat muss sich nächstes Joar ängere da müsse sich welche finge, wir brucke en Prinz, en Prinzessin oder sojar en Dreijestirn, dat wör doch mal wider so richtisch schön: Denn Eimol Prinz zo sin, en Dölkeee am NiederRhing, in der Narrenstadt, voller Sunnesching!

Jetzt könnt ihr gleich starte … wir habe doch schon alle viel zu lange gewarte. Auch wenn ihr habt Verstärkung mit, leicht wird dat he heute nitt. Dat Rathuus he dat bliev unsere Festung, dat ängert och kinne Rathausturm … denn ens, dat is janz klar und dat weiß hier jeder Narr, die Dölker sind standhaft und stark, dat wurde diie Vierscher och all lang jewahr.
Solang im Rathaus die Lichter noch brenne, solang der Canzler dat Geld hier noch zählt, so lang Cornelius schläht und die Narremühl stäht – ja su lang stööörv dä Dölker nit us. So meine Lieben das wars, euch noch viel Spaß, Eure Ortsbürgermeisterin von Dölke Simone Gartz.“

Doch es half nichts, denn pünktlich um 11:11 Uhr füllte sich der Platz vor dem Rathaus mit Dreistadtmöhnen und Dölker Möhnen, mit zahlreichen Karnevalisten und sogar mit dem Boisheimer Prinzenpaar Uwe I. und Claudia I., die in Boisheim selber nichts mehr zu stürmen hatten und deshalb kurzerhand in Dölke einsprangen.
Alle hatten sich bereits im Vorfeld fleißig bei Auftritten, unter anderem in der Sparkasse und der Volksbank, warmgelaufen, das Adrenalin floss in Strömen und die Stimmung war auf ihrem Höhepunkt. Keine Chance für die „armen“ städtischen Vertreter. „Am Fenster oben sieht man ab und zu ein Gesicht, aber ihr entkommt uns nicht! Das ist zwar ganz schön, aber bleibt ihr nur hinter eurer Fassade, die Möhnen kennen keine Gnade“, so Ingeborg Gartz, Obermöhne der Dreistadtmöhnen. „Tja, liebe Politiker und Verwaltung, jetzt könnt ihr was erleben, ihr solltet euch besser freiwillig ergeben. Kanonen Feuer frei!“

Das Rathaus bebte in seinen Grundfesten, als die Dreistadtmöhnen ihren Angriff tänzerisch gekonnt starteten und als dann sogar alle gemeinsam den jecken Rammbock führten, stand der Eroberung des Rathauses mit vereinter Kraft nichts mehr entgegen. Der Grundstein für die kommenden Tage war gemeinsam gelegt worden.

In bester Siegeslaune legten die Jecken zwischen Rathaussturm und der Eröffnung des Straßenkarnevals auf dem Alten Markt mit dem Vaterstädtischen Verein Dülken einen Stopp bei der Dölker Jux-Parade der Dölker Möhne erstmals an der Tien Anton-Statue ein. Ein Spektakel der besonderen Art und wer nicht dabei war, sollte sich diesen Termin bereits für nächsten Altweiberdonnerstag dick im Kalender eintragen.
Und weil es so fantastisch war, verehrte Leser, wird die Schreiberin mit dem Brauchtum im Herzen sowie mit großer Freude mitfeiern und übergibt die weitere Reportage nach Viersen und zu ihren Kollegen Dietmar Thelen sowie Rita Stertz, wo erst am Altweibernachmittag das Stadthaus närrisch überrannt wurde. Großer Dank geht in diesem Jahr an unsere Fotografen vor Ort, FEN-Linker-Niederrhein-Präsident Frank Gramberg und Ortbürgermeisterin … nein, Entschuldigung … Ratsherr und Karnevalist Stephan Seidel, die beiden sehen sich halt einfach zu ähnlich … (nb)

