Wer schon einmal den Süchtelner Rosenmontagszug erlebt hat, der weiß wie fantastisch die jecke Dekoration auf der Friedensstraße ist. Jahr für Jahr verwandelt die engagierte Nachbarschaft ihre Straße in ein farbenfrohes Spektakel aus Luftballons und Fähnchen. Hier endet traditionell der närrische Lindwurm, und hier wird mit besonderer Hingabe Karneval gefeiert. In diesem Jahr gibt es jedoch einen ganz besonderen Grund zum Feiern: Die Friedenstraße begeht ihr 60-jähriges Jubiläum.
Von RS-Redakteurin Nadja Becker und Rita Stertz
Soetele – Bereits jetzt laufen die Vorbereitungen auf Hochtouren. Gemeinsam mit dem Süchtelner Kinderprinzenpaar, den Süchtelner Musketieren und der Süchtelner Prinzengarde traf sich in den vergangenen Tagen die Nachbarschaft zu einem ersten festlichen Abend, um die Dekoration in Angriff zu nehmen. Dabei wurden die Seile für die Ballons gefertigt – pro Strang werden zehn Ballons befestigt. Insgesamt sollen rund 2.800 Ballons die Straße schmücken, abwechselnd mit Fähnchen, um das traditionsreiche Bild der „Weinstraße“ lebendig zu halten. Und natürlich durfte auch das gesellige Beisammensein nach getaner Arbeit nicht fehlen – schließlich ist der Zusammenhalt der Friedenstraße legendär.

Am 1. März ist es dann soweit: Die Nachbarn und Freunde kommen zusammen, um die Ballons aufzublasen und die Straße in ihr gewohnt farbenfrohes Festkleid zu hüllen – schließlich feiern die Jecken am Rosenmontag, in diesem Jahr also am 3. März, ihre Hochzeit.
Doch wie kam es zu dieser wunderbaren Entwicklung der Friedensstraße? Die Geschichte der festlichen Dekoration reicht bis ins Jahr 1965 zurück. An einem winterlichen Abend trafen sich Heinz Stieger und einige Nachbarn im Kellerkiosk von Änne Nyssen, dabei kam man auch auf den Süchtelner Karneval zu sprechen. Schnell war die Idee geboren einen Wagen für den Rosenmontagszug zu bauen. Doch aus Zeit- und Geldmangel entschied man sich stattdessen die Friedenstraße mit Luftballons und Luftschlangen zu schmücken – der Grundstein für eine Tradition war gelegt.

Als Johannes Nyssen dann am Rosenmontag seine Gäste mit Moselwein bewirtete, wurde der Funke einer weiteren Idee entfacht: Warum nicht gleich die ganze Straße in eine Weinstraße verwandeln? Johanna und Heinz Dreehsen schlossen sich gerne an, doch zwei Jahre später war der Andrang so groß, dass der kostenlose Ausschank nicht mehr möglich war, und es entstanden zahlreiche Wein-Verkaufsstände entlang der Strecke. Schließlich wurde 1967 mit Ursula Abels die erste Weinkönigin der Friedenstraße gekrönt, ein Brauch, der über Jahrzehnte hinweg gepflegt wurde und wird.
Obwohl es in diesem Jahr keine Weinkönigin geben wird, bleibt die Tradition lebendig. Bis 1991 wurden sogar jährlich eigens gestaltete Weingläser mit Motiven aus Alt-Süchteln angeboten, und die liebevolle Straßendekoration ist heute fester Bestandteil des Süchtelner Rosenmontagszuges. Auch ohne offizielle Weinkönigin steht fest: Der Geist der Weinstraße lebt weiter, und die Feierlichkeiten werden mit demselben Herzblut begangen wie in den vergangenen Jahrzehnten.

Mit großer Vorfreude blickt die Nachbarschaft nun auf den diesjährigen Rosenmontag. Dank des unermüdlichen Engagements der Anwohner wird die Friedenstraße auch in ihrem 60. Jahr als strahlender Abschluss des Süchtelner Karnevals glänzen. Ein dreifaches „Friedens-stroat!“ auf diese grandiose Nachbarschaft und ihre traditionsreiche Geschichte! (nb)
