Ki Ka Kai a-Galasitzung: Ein Abend voller Überraschungen

Es war die letzte Galasitzung der Vierstadt bevor der Straßenkarneval Fahrt aufnimmt. In dieser Session in das Dülkener Bürgerhaus hatte die „rote Welle“, die Boisheimer Ki Ka Kai a, eingeladen zu einem Abend, der den Sitzungskarneval krönte.
Von RS-Redakteur Dietmar Thelen und Martin Häming

Dölke – Wer gemeinsam feiern und den Saalkarneval ausklingen lassen wollte, der hatte sich am „Rußigen Freitag“ absolut richtig entschieden, wenn er den Weg über die Stadtgrenzen hinweg nach Dülken gefunden hatte. Durch den Abend führte gewohnt gekonnt Ki Ka Kai a-Präsident Marko Dillikrath, für die Zwischenmusik sorgte Allroundmusiker Roland Zetzen.

Ein bis hin zu den oberen Rängen gefüllter Saal begrüßte nicht nur die erneut gewachsene Gesellschaft, die auf der Bühne ein stattliches rot-weißes Bild formte; der Saal jubelte ebenfalls mit Prinz Uwe I. und seiner Prinzessin Claudia I.

Foto: Rheinischer Spiegel/Martin Häming

Ihr Einzug, begleitet von den vereinseigenen Vierstadt-Musikern, erinnerte an die Proklamation, ja, sie genossen ihren Moment, der sogar für eine kleine Verspätung im Programm sorgte. Mit Stolz konnten sie verkünden, dass ihr Stickerverkauf als Spendenaktion für die Fundación für Kinder während der letzten Wochen auf 11 x 111 Euro angewachsen war.

Die dann anstehende Programmzeit für Ehrungen entpuppte sich als erster Paukenschlag, als FEN-Linker-Niederrhein-Präsident Frank Gramberg dem Urkarnevalisten Marko Dillikrath das „Goldene Vlies“ verlieh. Es ist die höchste Ehrung, die von der Föderation Europäischer Narren vergeben wird und wahrlich nur selten auf den Bühnen zu sehen. Mit der Auszeichnung geht ein Ritterschlag einher, der selbst nur durch einen anderen Ritter oder eine Ritterin, wie in diesem Fall, ausgeführt werden kann. Eine Ehre, die FEN-Ritterin und FEN-Ehrenpräsidentin Ingeborg Gartz nur zu gerne übernahm und den neuen Titel „Marko, Ritter vom Emsland“ mit Freude verkündete.

Foto: Rheinischer Spiegel/Martin Häming

1992 war Dillikrath in den Boisheimer Verein eingetreten unter der Bedingung, dass man ihm in dieser Nacht ein Brötchen mit Nutella besorgen würde. Die Gesellschaft wusste sich zu helfen und Marko Dillikrath ging in den folgenden Jahren voll und ganz in seinem Verein auf.

Vom Bosseln bis hin zur Damen- oder Herrensitzung, von der vierten Mispelblüte bis hin zur Postleitzahl 41750 – seine Ideen waren zahlreich und vor allen Dingen erfolgreich. „Ich glaube, man kann sagen, dass du einen wichtigen Anteil daran hast, dass die Ki Ka Ka a-Boisheim so stark dasteht, wie wir es heute hier auf der Bühne sehen“, so Frank Gramberg.

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Wenn nicht jetzt, wann dann nutzte der Ki Ka Kai a-Präsident zudem die Chance einen majestätischen Programmpunkt einzuschieben, mit welchem er den anwesenden Tollitäten aus Viersen, Brüggen, Willich und dem Kinderprinzenpaar aus Süchteln die Möglichkeit eröffnete selbst den Einzug durch die jubelnde Halle genießen zu können, an die sich zunächst die zauberhafte Kindertanzgarde der Boisheimer anschloss.

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Bevor die Damen der Gesellschaft dann nochmals ihren mitreißenden Fußballauftritt darboten, der seine Premiere auf der Proklamation gefeiert hatte, schob sich der Auftritt der Hamburger Band „Die JunX“ ein. Christopher Garbers und Gunnar Schmidt gelang 2017 der Sprung in die Hitparaden mit ihrem Debütalbum „BÄM“, in Viersen sind sie bisher eher unbekannt. Zeit das zu ändern, fand die Ki Ka Kai a 1902 e.V. Boisheim, die damit frischen Wind in die karnevalistische Szene am Niederrhein brachte.

Foto: Rheinischer Spiegel/Martin Häming
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Für die begeisterten Herzen ging es weiter auf 100 % mit dem Tanzkorps Blaue Jungs der KG Lövenicher Neustädter 1903 e.V. Nun, was wäre eine Galasitzung ohne wenigstens eine riesige Tanzgarde mit traditionellen Schritten und akrobatischen Hebefiguren.

Die große Tanzgruppe ist zu Recht das tänzerische Aushängeschild der Gesellschaft, denn die beeindruckenden Choreografien der rund vierzig aktiven Tänzer und Tänzerinnen gehören ganz eindeutig zu einem Programm auf höchstem Niveau. Die Jungs und Mädels sind längst auf den Bühnen in Köln und Umgebung bekannt, nun durften sie auch auf der Bühne des Bürgerhauses ihre akrobatischen Einlagen und gekonnten Schritte zeigen.

Foto: Rheinischer Spiegel/Martin Häming
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In Viersen stand der nächste Act zwar schon einmal auf der Bühne, dennoch ist er eine Seltenheit geblieben. Sandmalerin Elena Handel war aus Havixbeck im Kreis Coesfeld angereist, um auf einer Glasplatte die magische Geschichte der Ki Ka Kai a zu erzählen. Damit an dieser auch das Publikum teilhaben konnte, wurden mithilfe einer Kamera die Sandbilder auf eine große Leinwand projiziert. Wie sehr die lebendig wirkenden Bilder ineinander verflossen und fast zu einem Film wurden, sorgte für stilles Staunen und Bewunderung.

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Gerade einmal mit 1 kg Sand arbeitet die Künstlerin, die 2012 die Leidenschaft für das Sandmalen fand. Dabei stammt Handel eigentlich aus einem ganz anderen Bereich, arbeitet sie doch als biologisch-technische Assistentin in der Krebsforschung. Lange musste sie experimentieren bis die Sandmischung passte – mit einem beeindruckenden Ergebnis, welches zunächst aber leider ein jähes Ende fand, als die Technik kurzerhand versagte.

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Mithalten konnte allerdings selbst sie nicht bei einem Auftritt heimischer Gewächse. Schließlich ist die eigene, nächste närrische Generation das Schönste, was auf einer Bühne stehen kann. Zum Mariechen Medley hatten sich nach ihrem Auftritt in Süchteln erneut Christina Keimer, Sina Otten und Fiona Belvers zusammengeschlossen mit einer Hommage an den Gardetanz und dem klaren Zeichen der Gemeinsamkeit im närrischen Brauchtum – egal aus welcher Gesellschaft der Jeck denn nun stammt.

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Was dann kam, damit hatte im Publikum nun niemand gerechnet und sorgte für einen weiteren Paukenschlag. Nach 23 Jahren als Präsident und Vorsitzender tritt Marko Dillikrath zurück in „die zweite Reihe“. Noch steht nicht fest, wer seine Fußstapfen füllen wird. Ein Moment unbeschreiblich in Worte zu fassen, als „An Tagen wie diesen“ das Bürgerhaus erfüllte und der geehrte Karnevalist von seiner Garde mit Rosen bedacht wurde. Ihm zu Ehren hatte die Gesellschaft nicht nur Sängerin Pia Golüke einfliegen lassen, auch der Pilsumer Leuchtturm, aus dem Lieblings-Ferienort im Hause Dillikrath, war kurzerhand nach Dülken versetzt worden.

Foto: Rheinischer Spiegel/Martin Häming

Der Abend wandelte immer mehr zu einer Showkulisse mit der Tanzgarde „Golden Girls & Boys“, die diese Session unter das Motto „Dein Leben – Deine Show“ gestellt haben. Bereits auf der Herrensitzung der Ki Ka Kai a hatten sie begeistert, nun ging die schwungvolle Fahrt in der Stadt mit dem Stripke weiter. Die Tanzgruppe tourt seit mehr als zwei Jahrzehnten erfolgreich durch die jeweilige Session. Im Alter von 20 bis 50 Jahren zeigte sich schnell, akrobatische Hebefiguren kennen keine Altersgrenze.

Foto: Rheinischer Spiegel/Martin Häming

Sie waren die letzte Tanzperformance, die langsam, aber sicher das Ende der partyhaften Galasitzung einläutete und so schloss sich exzentrisch sowie mit viel Humor der Auftritt „Die Geliebten“ an. Auch sie sind am Niederrhein eher unbekannt. Elsa und Erdmuth hatten einen Mix aus Gesang und Comedy im Gepäck, der zwar schon in Düsseldorf gastierte, aber eben noch nicht in Dülken.

Mittlerweile sind die Künstlerinnen seit über zwei Jahrzehnten ein Duo auf der Bühne und für ihre ungewöhnliche Performance bekannt, mit der sie nicht nur im Karneval, sondern über das Jahr verteilt auf ganz unterschiedlichsten Events auftreten. Dass dabei das Publikum einbezogen wird, war für sie ebenso Pflicht, wie bei der sich einreihenden Kölsch-Rock-Kapelle.

Foto: Rheinischer Spiegel/Martin Häming

„Veedel for 12“ stürmte die Bühne mit ihrem Motto: „Kurz vor Schluss, wenn nicht jetzt wann dann?“ Willkommen hieß der Jeckenmix Tobas Treuling am Gesang, Marcel von der Mark an der Gitarre, Anna Mainzer am Keyboard, Dominik Karl am Schlagzeug und Erik Hanhart am Bass. Eine Mischung aus bekannten Karnevals-Klassikern und Hit aus Rock und Pop ergaben den Sound, der das eigene Trömmelche im Herzen noch einmal höherschlagen ließ.

Foto: Rheinischer Spiegel/Martin Häming

Eigentlich waren sie der letzte eingeplante Programmpunkt, doch mittlerweile stand die Technik für Sandmalerin Elena Handel wieder, die zum Chor „In unserem Veedel“ dann doch noch ihre für diesen Abend entworfene Kreation präsentierte. Die Karnevalisten feierten gemeinsam und bunt gemischt das Ende der bereits fortgeschrittenen Nacht. Zusammen werden sie in den nächsten Tagen den Straßenkarneval begehen, nun bleibt eigentlich nur noch zu hoffen, dass Petrus nach so langer Pause ein Herz für die 5. Jahreszeit hat und den samstäglichen Wind wieder zurück auf die Ersatzbank schickt. (dt)

Foto: Rheinischer Spiegel/Martin Häming