Nur noch Ruinen zeugen von einer der wichtigsten Verteidigungsanlagen der grünen, griechischen Insel Korfu. Der bei hohen Temperaturen nicht ganz einfache Aufstieg wird jedoch mit einem traumhaften Ausblick, einem abenteuerlichen Erlebnis beim Klettern durch die alten Ruinen und einer Reise durch die Geschichte belohnt.
Von RS-Redakteurin Nadja Becker
Reisen/Griechenland/Korfu – An der schwer einnehmbaren Nordwestspitze der Insel Korfu liegt die Ruine der Verteidigungsanlage Angelokastro. 1999 begann die Restaurierung der im 11. und 12. Jahrhundert ausgebauten Anlage, deren erste Befestigung in der frühen byzantinischen Periode im 5. bis 7. Jahrhundert entstanden ist. Die Festung, die durch steil abfallende Felsen geschützt wurde, beinhaltet heute noch eine frei zugängliche Kapelle des Erzengels Michael. Ursprünglich stand hier vermutlich zuvor eine frühchristliche dreischiffige Kirche.
Im unteren, östlichen Teil der Ruinen existiert noch heute die aus einem Felsen geschlagene Kapelle, die St. Kyriaki gewidmet ist. Auf das 18. Jahrhundert werden die gut erhaltenen Wandgemälde geschätzt, während zudem im westlichen Teil verschiedene Gräber gefunden wurden, deren Alter noch nicht verifiziert werden konnte. Eine Zitadelle und ein Rundturm auf dem höchsten Punkt der Burg garantieren einem grandiosen Ausblick. Ebenfalls Zisternen, die zur Wasserversorgung genutzt wurden, sind zu besichtigen.
Ihren geschichtlichen Höhepunkt erlebte die Anlage ab dem Jahr 1071, als Byzanz seine Territorien in Süditalien verlor. Damit wurde Korfu zur Grenze zwischen dem byzantinischen Reich und seinen gefährlichen Feinden im Westen, den romanisierten Normannen von Sizilien, wurde.
Seit dieser Zeit wurde Korfu immer wieder angegriffen, die Insel wechselte in regelmäßigen Abständen den Besitzer, bis sie dann von den Angevins von Neapel im Jahr 1267 erobert wurde. Erst fünf Jahre später nahmen diese auch die Engelsburg (Angelokastro) in Besitz. Dieser Besitzübergang ist das älteste gefundene Zeugnis. 1386 übernahmen die Venezianer die Festung, die von da an eine Blütezeit erlebte. Unter der venezianischen Herrschaft bis 1797 stieg ihre Bedeutung, weil die Burg Zuflucht vor den Genovesern und Türken bot, rund 3.000 Menschen fasste und zudem die Kontrolle des Schiffsverkehrs in der Adria von hier aus möglich machte. Erst im 19. Jahrhundert wurde die Burg verlassen, deren Castellan vom Rat der Stadt ernannt und damit in den Adelsstand erhoben wurde.
Heute ist die Festung eine der Hauptattraktionen der Stadt, die über die Dörfer Pagi, Prinylas und Makrades sowie verschlungene Serpentinenstraßen erreichbar ist. In der Nähe von Krini können die Besucher am Fuß des Berges parken und von dort aus den gut gepflasterten ungefähr 160 m hohen Aufstieg beginnen. (nb)