Helena Schulze ist Dozentin an der Kreismusikschule Viersen. Die 22-Jährige ist ebenso als Multiinstrumentalistin, Singer-Songwriterin sowie Komponistin tätig. Ihr instrumentalpädagogisches Studium mit dem Hauptfach Oboe steht kurz vor dem Abschluss.
Viersen – Im vergangenen Jahr hat sie ihre Eigenkomposition „Klangzauber“ für ein Streichorchester beim Euregionalen Streicher Play Inn uraufgeführt und dirigiert. Bei der diesjährigen „Nacht der Sinne“ präsentierte sie sich als Solokünstlerin mit eigener PoetrySlam-Musik.
Helena, seit wann bist du an der Kreismusikschule Viersen tätig und was sind deine Unterrichtsfächer?
Seit August 2022 unterrichte ich an der Kreismusikschule Oboe, Violine, aber auch die Mini- und Juniorstreicherinnen und -streicher, sowie verschiedene Trommelklassen an Grundschulen.
Dein Hauptfach ist die Oboe, ein Blasinstrument, das im Musikalltag nicht sehr verbreitetet ist. Was gefällt dir an der Oboe besonders?
Die Oboe ist zweifellos eines der weniger bekannten Instrumente. Das macht sie meiner Meinung nach aber auch besonders reizvoll, denn ist es nicht toll, etwas zu können, was nicht jeder kann? Außerdem gibt sie im Orchester den Stimmton „A“ an, aus diesem Grund ist sie dort nicht wegzudenken. Ich habe mit sieben Jahren angefangen, Oboe zu spielen und bin daher der Überzeugung, dass es für die Oboe keine Altersgrenze im klassischen Sinne gibt. Ich bin vielmehr ein Fan davon, begeisterten Menschen jeden Alters dieses Instrument im Einzel- oder Gruppenunterricht nahezubringen. Wer sich für die Oboe interessiert, den lade ich herzlich zu einer Schnupperstunde ein.
Wo wird die Oboe besonders gerne eingesetzt?
Für mich ist die Oboe definitiv das Instrument der Liebe und der großen Gefühle. Es gibt viele Filme, in denen die Oboe in besonders schönen, dramatischen oder traurigen Momenten zu hören ist.
Im Musikschulalltag finden immer wieder Vorspiele statt, wie bereitest du deine Schülerinnen und Schüler darauf vor?
Die meisten Kinder sind von Natur aus aufgeregt. Ich entscheide mich deshalb dazu, meine Schülerinnen und Schüler nicht mit dem Thema Nervosität zu konfrontieren, sondern mit Lockerungs- und Atemübungen, um die Anspannung zu lösen. Ich lasse sie nur das spielen, womit sie sich zu 200 Prozent wohlfühlen. Außerdem lächle ich ihnen im Konzert zuversichtlich zu, denn ich weiß, dass sie es im Rahmen ihrer Möglichkeiten bestmöglich meistern werden.
Wie ist deine Einstellung zum Wettbewerb „Jugend musiziert“? Hast du selber daran teilgenommen?
Ich bin selbst Preisträgerin von 20 „Jugend musiziert“-Preisen auf Regional-, Landes- und Bundesebene. Ich habe sowohl mit der Oboe als auch mit der Geige und meinem Gesang in diversen Ensemblekonstellationen teilgenommen und ich würde es jeder Schülerin und jedem Schüler empfehlen. Mir hat die Teilnahme an diesem Wettbewerb immer Freude bereitet, mich musikalisch weitergebracht und mir bis heute als Musikerin und Sängerin Wege geebnet. Eine besondere Leistungsfähigkeit und Lernbereitschaft ist allerdings Voraussetzung. Wettbewerbe sind für mich persönlich immer erstrebenswert.
Sowohl mit der Oboe als auch mit der Violine kann man schon früh in einem Ensemble mitspielen. Warum findest du das wichtig?
In einem Ensemble werden viele Fähigkeiten entwickelt, die im Einzelunterricht nicht vermittelt werden können. Die Schülerinnen und Schüler lernen in einem gemeinsamen Tempo eine teils aus Melodie, teils aus Begleitung bestehende Stimme zu spielen und entwickeln mit ihren Ensemblemitgliedern eine musikalische Einheit. So wird ein besseres Verständnis für Rhythmus, Dynamik und Ausdruck greifbar. Bestenfalls entstehen Freundschaften oder es werden Partnerinnen und Partner für „Jugend musiziert“ gefunden. Ältere Schülerinnen und Schüler werden zu Vorbildern und regen zum Nachahmen an.
Erzählst du uns etwas aus deiner Tätigkeit mit deinen Streichensembles?
Aktuell unterrichte ich die Ministreicherinnen und Ministreicher donnerstags und die Juniorstreicherinnen und Juniorstreicher. Mir ist besonders wichtig, dass die Orchester das spielen, was sie spielen möchten. Wir stimmen vor der Erarbeitung gemeinsam ab, welches neue Stück ich für das Orchester spielbar vorbereiten soll. Das bedeutet, dass es immer eine Stimme gibt, die mit leeren Saiten arbeitet, sodass auch Schülerinnen und Schüler, die erst seit Kurzem Unterricht nehmen, ein Teil des Ensembles werden können.
Welche Pläne möchtest du in den nächsten Jahren an unserer Musikschule verwirklichen?
Ich würde mich freuen, wenn mein bisheriges Tätigkeitsfeld ausgebaut werden könnte. Als Ergänzung zum Oboenunterricht finde ich gerne die Barockoboe unterrichten. Auch Kammermusik, Komposition, Arrangieren und Songwriting finde ich spannend und möchte ich gerne unterrichten. Was ich mir für unsere Musikschule wünschen würde, ist eine Plattform, auf der sich die Schülerinnen und Schüler auch im Kontakt mit den Lehrkräften über aktuelle musikalische Themen und Herausforderungen austauschen können. (opm)