Der arme, arme Hoppeditz … Bei einem feierlichen Leichenschmaus wurde die Symbolfigur der jecken Zeit am Aschermittwoch zahlreich im Rheinland betrauert.
Von RS-Redakteurin Nadja Becker
Viersen – Eigentlich ist er schon ein armes Wesen: Der Hoppeditz. Der Erzschelm war verwandt mit Till Eulenspiegel und Nachfahre vielleicht des Hofnarren – in der rheinischen Fastnacht ist er als Hanswurst zum Symbol geworden. Nach seinem alljährlichen Erwachen am 11.11. und der karnevalistischen Hochzeit, in der er viel Freude mit seinen Späßen bereitet, beerdigen ihn die Karnevalisten am Ende der fünften Jahreszeit, am Aschermittwoch, einfach wieder, in einigen Gegenden wird er sogar verbrannt.
Auch im Casino Rahserhof in Viersen trafen sich zahlreiche Karnevalisten zum feierlichen Leichenschmaus mit der Grossen Viersener Karnevalsgesellschaft, um die Symbolfigur der jecken Zeit unter großem Jammern, Wehklagen und trotzdem tapfer zu ihrer letzten Ruhestätte zu begleiten. Zum Trost bot der Rahserhof ein umfassendes Fischbuffet, welches in einem vollen Haus gerne angenommen wurde. Zusammen ließ man so im gemeinsamen Gedenken an die Session noch einmal die vielleicht schönste Zeit des Jahres Revue passieren.

„Wir durften endlich wieder wunderbare Stunden mit unserer närrischen Familie und eine unvergessliche Session feiern. Seit mittlerweile 13 Jahren sorgt für die Trauer beim traditionellen Spiel am Aschermittwoch unsere grandiose Witwe Nikotinchen Alkoholika Hoppeditz, geb. Saufsack, alias Iris Kater. Ein Dank geht zudem an unseren großartigen „Pfarrer“ Dr. Oliver Gehse, der in diesem Jahr erneut das Spiel begleitet hat, sowie an die „Sargträger“ Orce Todorovski und Marcel Puller für die sensationelle Beerdigung unseres Hoppeditz. Möge er am 11.11. wieder auferstehen und uns erneut zur 5. Jahreszeit verführen“, so GVK-Präsident Rainer Zaum.

Der Hoppeditz
Ursprünglich bezeichnet man als Hoppeditz eine Symbolfigur rund um den Düsseldorfer Karneval. Am 11.11. wird der Erzschelm aus dem „Sarg“ geholt. In seiner Rede liest der Hoppeditz den Stadtoberhäuptern gehörig die Leviten. Er ist (und bleibt) das populärste Symbol der Redefreiheit und hält vor allem der Obrigkeit einen Spiegel vor.
Für jeden Karnevalisten ist es ein jecker Ritterschlag, wenn er in die Rolle des Hoppeditz schlüpfen darf. Am Aschermittwoch wird er symbolisch verbrannt oder beerdigt, mundartsprachlich bedeutet Hoppeditz so viel wie hüpfender Knirps. Zuerst nur in Düsseldorf bekannt, wurde die Narrenfigur des Hoppeditz (auch Hoppediz) später auch von anderen Karnevalsstädten übernommen.
Der Erzschelm war verwandt mit Till Eulenspiegel und man glaubt sogar Nachfahre des Hofnarren. Als Hanswurst war er vorher schon im rheinischen Karneval bekannt. Er genoss in Düsseldorf so hohes Ansehen, dass ihm 1841 auf dem Karlplatz sogar ein Denkmal gesetzt wurde. Um an seine Aufgabe zu erinnern, war das Wort Hoppediz auf dem Denkmal in Spiegelschrift geschrieben. Es blieb dort allerdings nur bis 1860.
Eine Abbildung befindet sich heute im Düsseldorfer Karnevals-Museum. Über Herkunft und Schreibweise der Kultfigur des Düsseldorfer Karnevals streiten sich nach wie vor die Gelehrten. Ursprünglich wurde die Personifizierung des Winterbrauchs ohne „t“ geschrieben, also Hoppediz. Den Namen führen die einen auf HippeDotz zurück: Eine „Hipp“ (Ziege) war früher in Düsseldorf das beliebteste Haustier des kleinen Mannes, der „Dotz“ eine Murmel, mit der sich die Kinder vergnügten.
Da im Karneval vieles umgekehrt gemacht wird, man denke nur an den närrischen Gruß (Hand an die linke Stirnseite statt an die rechte), wurde auch, so die Verfechter dieser Theorie, der „HippeDotz“ in „Hoppeditz“ umgewandelt. Andere wieder, und ihre Version scheint korrekter, leiten den Namen des Narren von „hoppe“ (hüpfen) und „Diz“ oder “ Ditz“ (kleine Person, Knirps, Kind) ab.
Das Rheinische Wörterbuch führt unter „Hoppenditz“ unter anderem „Kindskopf“ an. Wie dem Prinzen Karneval sind auch Lieder seinem Vasallen, dem Hoppeditz, gewidmet. Das früheste und vielleicht bekannteste ist „Das Lied vom dem närrischen Herrn Hoppeditz“ von v. Worringen (Melodie: „Prinz Eugen, der edle Ritter“) aus dem Jahre 1841. Am Aschermittwoch ist dann auch für den Hoppeditz wieder alles vorbei. (nb)
Quelle: u. a. Narren-Wiki