Tanzend ins Herz der Jecken: Das 23. Funkenbiwak war ein Fest der Freundschaft

Wo sich Funken knubbeln, ist Karnevalsstimmung garantiert – und das Clara-Schumann-Gymnasium in Dülken war am Samstag genau der richtige Ort dafür.
Von RS-Redakteurin Nadja Becker, Leo Dillikrath und Martin Häming

Dölke – Beim 23. Funkenbiwak der Dülkener Karnevalsgesellschaft (Dü-Ka-Ge) 1948 e. V. verwandelte sich die Aula des Clara-Schumann-Gymnasiums am gestrigen Samstag erneut in ein Meer aus bunten Uniformen, schwingenden Röcken und ausgelassenem Frohsinn. Rund neun Stunden lang tanzten, wirbelten und marschierten die Garden auf der Bühne und versprühten pure Lebensfreude – ein Spektakel, das Tradition und Moderne auf beeindruckende Weise verband.

Foto: Rheinischer Spiegel/Martin Häming

Seit über zwei Jahrzehnten lädt das Dü-Ka-Ge Tanzcorps aus nah und fern zu ihrer Funkenbiwak ein, eine Veranstaltung, die längst ein Highlight im rheinischen Karnevalskalender geworden ist. Das Besondere: Hier stehen nicht nur die Tänzer und Tänzerinnen im Rampenlicht, sondern auch die Idee des Austauschs und der Gemeinschaft. „Ein Biwak ist mehr als ein Auftritt – es ist gelebte Brauchtumspflege und Freundschaft“, betonte Funkenkommandant Christian Schöffel, der gekonnt durch das Programm führte. Axel Paßmann, erster Vorsitzender der Dü-Ka-Ge, ergänzte: „Hier lernen sich Vereine kennen, tauschen Ideen aus und zeigen einem breiten Publikum, wie viel Leidenschaft und Arbeit in den Tänzen steckt.“

Foto: Rheinischer Spiegel/Martin Häming

Mit Erfolg und einer langen Tradition, denn der Ursprung der Funken, die mit ihren Auftritten das Militärische persiflieren, reicht zurück bis zu den alten Kölner Stadtsoldaten. Ebenso interessant ist die Geschichte der Tanzmariechen, die einst von Männern dargestellt wurden, bevor die Nationalsozialisten diese Tradition beendeten. Heute gehören Hebefiguren, Spagat und akrobatische Highlights zum Standardrepertoire, das die Zuschauer begeistert.

Foto: Rheinischer Spiegel/Martin Häming

Diese Vielfalt spiegelte sich auch beim Funkenbiwak wider: Von der heimischen Funkengarde der Dü-Ka-Ge über die Tanzgarde Alt Viersen 2020 e. V. bis hin zu den Crazy Kids und Gästen wie der HKG Hückelhoven sowie der Tanzgarde SV Merbeck (um nur einige Gesellschaften zu nennen) – rund 25 Tanzcorps sorgten mit ihren beeindruckenden Darbietungen für ein wahres Feuerwerk der Tanzkunst. Die Zuschauer erlebten eine bunte Reise durch die Brauchtumslandschaft des Niederrheins, bei der keine Standarte zu weit und kein Weg zu lang war. Ob aus Viersen, Wegberg oder Mönchengladbach – die Vereine brachten nicht nur ihre Tänzer, sondern auch ihre Tollitäten mit und schufen so ein Fest der Farben und Formen, das seinesgleichen sucht.

Foto: Rheinischer Spiegel/Martin Häming

Ein i-Tüpfelchen für ein besonderes Jubiläumsjahr, denn die Dülkener Karnevalsgesellschaft 1948 e. V. feiert in dieser Session ihr 77-jähriges Bestehen und blickt auf eine bewegte, fröhliche Geschichte voller Herzblut, Engagement und rheinischem Frohsinn zurück. Einst am 8. Mai 1948 von sechszehn karnevalsbegeisterten Dülkenern im damaligen Lokal „Looser Fritz“ am Alten Markt gegründet, ist die Dü-Ka-Ge heute eine stolze und lebendige Karnevalsgesellschaft, die weit über die Stadtgrenzen hinaus bekannt ist.

Foto: Rheinischer Spiegel/Martin Häming

Als Heinz Ferschoth und Heinz Luhnen die ersten Schritte zur Gründung der Dü-Ka-Ge unternahmen, legen sie nicht nur den Grundstein für eine neue Gesellschaft, sondern auch für einen bedeutenden Teil des heutigen Dölker Brauchtums. Unterstützung erhielten sie von vierzehn weiteren Gründungsmitgliedern, die sich mit Leib und Seele dem Karneval verschrieben hatten. Die Gladbacher Karnevalsgesellschaft „Schöpp Op“ spielte dabei eine besondere Rolle: Sie begleitete die symbolische Taufe der neuen Gesellschaft und begründete eine Freundschaft, die bis heute fortbesteht.

Ein besonderes Kapitel der Dü-Ka-Ge-Geschichte wurde 1951 geschrieben, als die Funkengarde gegründet wurde. Mit der Garde etablierte sich eine Tradition, die bis heute das Herzstück der Gesellschaft darstellt. Die Funkengarde wurde schnell zu einer festen Größe im Dölker Karneval und ein Symbol für tänzerische Spitzenleistungen, gepaart mit rheinischer Fröhlichkeit.

Foto: Rheinischer Spiegel/Martin Häming

Die ersten Mariechen und Funkenoffiziere entwickelten nicht nur Choreografien, die den Nerv der Zeit trafen, sondern trugen auch entscheidend dazu bei, das Brauchtum lebendig zu halten. Über die Jahre hinweg hat die Garde unzählige Talente hervorgebracht. Auch die Tradition der Hebefiguren, die heute zum Standard gehört, wurde durch die Funkengarde geprägt.

Das 23. Funkenbiwak der Dü-Ka-Ge zeigte eindrucksvoll, warum der rheinische Karneval so einzigartig ist. Es ist nicht nur die Freude an der Tradition, sondern auch die Offenheit für Neues, die den Funkenbiwak zu einem Erlebnis für Tänzer und Publikum gleichermaßen macht. Und wer einmal gesehen hat, wie die verschiedenen Vereine mit Herzblut und Präzision auftreten, weiß: Hier knubbeln sich nicht nur Funken, hier knubbeln sich Emotionen, Freundschaften und die Liebe zum Karneval. (nb)