Von Prinzen, Pointen und Pauken – Helenabrunn feierte ausgelassen

Mit ihrem diesjährigen Sessionsmotto „Gut gebrüllt! Helenabrunn.“ verwandelte die Karnevalsgesellschaft Helenabrunn das Evangelische Gemeindehaus gestern Abend in eine Hochburg der Narretei und brachte frischen Wind mit noch eher unbekannten Akteuren auf die Vierscher Bühnen.
Von RS-Redakteurin Nadja Becker und Martin Häming

Liebe Helenabrunner, liebes närrisches Publikum, liebe LeserInnen, Technik kann ein recht eigenwilliges Ding sein und so kam es, dass sich die Fotos auf der Kamera unseres engagierten Stadtfotografen Martin Häming heute Nacht (trotz zahlreicher Ideen und gutem Zureden) nicht aufrufen ließen. So können wir diesen Bericht leider „nur“ mit einigen schnell geschossenen Handyfotos ausstatten. Seien Sie aber gewiss, es war ein wunderbarer Abend bei der KG Helenabrunn. 

Viersche – Schon beim feierlichen Einzug der Karnevalsgesellschaft Helenabrunn war klar: Dieser Abend würde etwas Besonderes werden! Begleitet von den beschwingten Klängen von Detlef Kremers, der mit seinen musikalischen Einlagen für die perfekte närrische Einstimmung sorgte, und umhüllt von einem zauberhaften Licht- und Klangambiente, das Burkhard Klein mit meisterhafter Technik inszenierte, betrat die Gesellschaft die Bühne.

Mit strahlendem und gewohnt souveränem Auftritt schwang Präsident Helmut Schatten das Mikrofon und hieß die bestens gelaunten Gäste herzlich willkommen. Mit seinem unverkennbaren Mix aus Schlagfertigkeit, Charme und rheinischem Witz versprach er ein Programm, das gleichermaßen unterhaltsam, vielseitig und voller Überraschungen sein würde – und dieses Versprechen wurde mehr als eingelöst! Was folgte, war eine karnevalistische Gala voller – teil eher unbekannter – Glanzpunkte, sprühendem Humor und mitreißender Musik.

Foto: Rheinischer-Spiegel/Martin Häming

Denn kaum hatte Schmitz-Backes die Bühne betreten, erfasste das Publikum eine Mischung aus gespannter Erwartung und ausgelassener Vorfreude. Wer dachte, er würde eine klassische Büttenrede im Stil der alten Schule erwarten, wurde schnell eines Besseren belehrt. Mit einem erfrischenden, modernen Ansatz brachte der Künstler die rheinische Narrenschar nicht nur zum Lachen, sondern auch zum Staunen. Spontan, schlagfertig und stets mit einem Augenzwinkern zog er das Publikum in seinen Bann – eine perfekte Mischung aus humorvoller Rede, interaktiven Elementen und verblüffender Zauberkunst.

Seit frühester Kindheit fasziniert von der Magie, entwickelte er sich über die Jahre hinweg zu einem gefeierten Entertainer, Kabarettisten und Illusionisten, der sich spielerisch zwischen den Welten der Zauberkunst und der humorvollen Bütt bewegt. Dabei verbindet er sein Gespür für feine Wortspiele mit einer großen Portion Schlagfertigkeit – und genau diese Mischung machte seinen Auftritt zu einem der Höhepunkte des Abends.

Und wer sich fragt, was es mit seinem Künstlernamen auf sich hat, erhält eine charmante Geschichtsstunde aus dem mittelalterlichen Köln: „Do bes noch nit lans et Schmitz-Backes“ – so lautete einst eine rheinische Redensart, die sinngemäß bedeutet: „Du hast noch nicht alles hinter dir.“ In Anlehnung an diese alte Weisheit führte Schmitz-Backes sein Publikum auf eine humorvolle Reise, bei der garantiert noch nicht alles hinter einem liegt – sondern immer noch eine Pointe, eine Überraschung oder eine verblüffende Zaubernummer wartete.

Foto: Rheinischer-Spiegel/Martin Häming

Nach einer Welle ausgelassener Heiterkeit betraten nun auch die närrischen Tollitäten die Bühne (eingespielt vom wunderbaren Viersener Tambour Corps 1925 e.V.) – und mit ihnen zog ein Hauch von Glanz, Tradition und rheinischer Lebensfreude durch den Saal. Mit Applaus wurde das Prinzenpaar der Narrenherrlichkeit Viersen, Prinz Jürgen I. und Prinzessin Ela I., empfangen. Begleitet von ihrem stolzen Hofstaat und der beeindruckenden Vierscher Prinzengarde, erhellten sie mit funkelnden Insignien, prächtigen Gewändern und ihrem mitreißenden Charisma den Abend.

Präsident Helmut Schatten empfing die hohen närrischen Würdenträger mit einem humorvollen Wortspiel, bevor das Prinzenpaar das Mikrofon erhielt. In ihren herzlichen Grußworten betonen sie nicht nur ihre tiefe Verbundenheit zur Heimat, sondern auch ihre Leidenschaft für den Karneval und die Gemeinschaft, die er vereint. Mit Charme und Witz richteten sie sich an das Publikum, sorgten für viele Lacher und wiesen darauf hin, dass sie ihre Regentschaft mit einem ebenso großen Herzen wie Zepter führen.

Foto: Rheinischer-Spiegel/Martin Häming

Doch nicht nur die Worte, sondern auch die rhythmische Energie der Prinzengarde sorgte für Gänsehautmomente. Mit ansteckender Spielfreude zeigte zudem die Regimentstochter Anna Lena Stassen, wie viel Hingabe und Training hinter jeder Bewegung steckt. Jeder Sprung, jede Drehung und jeder perfekt abgestimmte Schritt fügte sich zu einem mitreißenden Spektakel zusammen.

Nach den mitreißenden Worten des Prinzenpaares und der mitreißenden Performance der Viersener Prinzengarde ergab sich allerdings eine unerwartet lange Pause die kurzerhand Roland Zentgraf (Der Fabulöse Roland … als wirklich fantastisch gelungene Überraschung) füllte.

Foto: Rheinischer-Spiegel/Martin Häming

Erst dann wurde es Zeit für eine Künstlerin, die bisher im Vierscher Karneval eher unbekannt war. Gestern Abend verzauberte die Sängerin Jacky Rocks das Publikum im Evangelischen Gemeindehaus mit ihrer mitreißenden Stimme und ihrer Leidenschaft für die Musik. Die aus Mönchengladbach stammende Künstlerin nahm die Zuhörer mit auf eine musikalische Reise durch ihr Leben – von den ersten Gesangserfahrungen als Kind bis zu ihrem großen Erfolg bei der Talentshow „Schlagerstern 2023“. Mit gefühlvollen Balladen und schwungvollen Hits schuf sie eine besondere Atmosphäre, die das Publikum begeisterte. Wer mehr von Jacky hören möchte, kann sie auch online erleben: Jeden Dienstag und Donnerstag geht sie ab 20 Uhr live auf TikTok. In ihren zweistündigen Streams zeigt sie ihr vielseitiges Repertoire.

Doch was wäre eine Karnevalssitzung ohne eine wunderbare Tanzgarde? Die Bühne gehörte im Anschluss der Tanzgarde Alt Viersen 2020 e. V., die mit Präzision, Eleganz und unbändiger Freude am Tanz das Publikum begeisterte. Schon beim ersten Takt wurde klar: Hier stehen keine gewöhnlichen Tänzerinnen auf der Bühne, sondern wahre Jecken, die mit viel Herzblut und Perfektion ihre Choreografien präsentieren.

Foto: Rheinischer-Spiegel/Martin Häming

Neben dem tänzerischen Können setzt sich die Tanzgarde Alt Viersen 2020 e. V. auch aktiv für gesellschaftliche Themen ein. Gerade im Karneval, wo Unbeschwertheit und Feiern im Mittelpunkt stehen, gibt es auch Schattenseiten. Körperliche oder sexualisierte Gewalt kann jede und jeden treffen, und gerade im Trubel des Karnevals werden Grenzen oft unbewusst überschritten. Ein zu langer Blick, ein unangebrachter Spruch oder eine unerwünschte Berührung – all das sind Situationen, die Menschen verunsichern oder bedrängen können. Hier setzt die Tanzgarde mit ihrem Engagement an. Gemeinsam mit dem Kreis Viersen und dem Frauenzentrum Viersen e. V. ist sie offizieller Kooperationspartner der Kampagne „Luisa ist hier“. Das Konzept ist simpel und wirkungsvoll: Wer sich unwohl, bedrängt oder bedroht fühlt, kann sich an die Tanzgarde oder andere beteiligte Helfer wenden und die einfache Frage stellen: „Ist Luisa hier?“ – ein Code, der keine Erklärungen erfordert. Die Helferinnen und Helfer wissen dann sofort, dass eine Person Unterstützung braucht, und kümmern sich diskret darum, sie sicher aus der Situation zu bringen. Ein starkes Zeichen, das hoffentlich noch viele Nachahmer findet!

Nach den beeindruckenden Darbietungen der Tanzgarde Alt Viersen 2020 e. V. stand nun ein weiteres musikalisches Highlight auf dem Programm: „ECHT LEKKER“! Die Schlager- und Partyband aus Mönchengladbach ist längst ein Garant für ausgelassene Stimmung und unvergleichliche Live-Atmosphäre – und an diesem Abend sollte das nicht anders sein. Mit einer Mischung aus aktuellen Chart-Hits, zeitlosen Evergreens, kölschen Karnevalsklassikern und mitreißenden Medleys eroberten die Musiker im Sturm die Herzen des Publikums. Schon bei den ersten Takten wippten die Füße, Hände klatschten im Takt, und innerhalb weniger Sekunden verwandelte sich der Saal in eine riesige Partyzone.

Foto: Rheinischer-Spiegel/Martin Häming

Seit ihrer Gründung im Jahr 2009 haben sich die Mitglieder von ECHT LEKKER mit viel Leidenschaft, Charme und musikalischer Vielseitigkeit in den Herzen der Karnevals- und Partyszene gespielt. Ob auf Karnevalssitzungen, Schützenfesten oder großen Open-Air-Partys – sie wissen genau, wie man jede Veranstaltung in eine mitreißende Feier verwandelt. An diesem Abend gaben sie Vollgas: Ihre kraftvollen Stimmen, die energiegeladenen Instrumentalklängen und ihr unermüdlicher Einsatz auf der Bühne sorgten für Gänsehautmomente. Sie brachten das Lebensgefühl des rheinischen Karnevals auf die Bühne – locker und leidenschaftlich.

Nach dieser musikalischen Party-Explosion wurde es kurz darauf emotional und gefühlvoll. Auf die Bühne trat ein Künstler, der für seine besondere Stimme, seine gefühlvolle Interpretation und seine Liebe zum Detail bekannt ist: Caesar. Caesar wurde in Mazedonien als jüngster von vier Geschwistern geboren und entdeckte schon im Kindesalter seine Leidenschaft für die Musik. Während andere spielten träumte er davon auf der Bühne zu stehen. Erste musikalische Schritte machte er mit Tasteninstrumenten, doch bald kristallisierte sich seine Liebe zum Gesang heraus.

Foto: Rheinischer-Spiegel/Martin Häming

In den 80er Jahren begann seine Karriere mit Talentwettbewerben in Deutschland. Unterstützt von seinem Bruder Ibo, veröffentlichte er 1989 seine erste Single „My Black Lady“, gefolgt von „I Don’t Care“ (1991). Der plötzliche Tod seines Bruders bedeutete einen schweren Einschnitt, doch nach einer längeren Pause kehrte Caesar zur Musik zurück. 2010 erlebte sein erster Hit eine Neuauflage, und mit „Jetzt gibt es kein Zurück mehr“ (2012) bewies er sich erstmals als Komponist und Texter. Nach persönlichen Veränderungen hat Caesar 2018 selbst die Kontrolle über sein musikalisches Management übernommen. 2019 gründete er sein eigenes Label C-SAR Records und startete das Projekt Cyber ​​Human, das mehrere erfolgreiche Songs hervorbrachte. Caesar bleibt seiner Vision treu: authentische Musik, in der jede Note und jeder Text mit Bedacht gewählt ist.

Nach diesen klangvollen Momenten war es Zeit für ein weiteres Highlight des Abends: Der Tanz der Roahser Funken! Mit ihrem Auftritt bewiesen sie, dass der Karneval nicht nur durch Musik, sondern auch durch Teamgeist lebt. Jeder ihrer Schritte zeigte die harte Arbeit, die unzähligen Trainingsstunden und die unermüdliche Leidenschaft, mit der sie ihre Kunst ausüben. Ihr Tanz war nicht nur eine Darbietung – er war eine Hommage an die Tradition des rheinischen Karnevals und eine begeisternde Demonstration dessen, was Leidenschaft und Hingabe auf der Bühne wirken können.

Foto: Rheinischer-Spiegel/Martin Häming

Und was wäre ein unvergesslicher Abend ohne ein wunderbares Finale? Genau dafür sorgte Steven Alan, der mit seiner mitreißenden Performance den Saal noch einmal zum Beben brachte. Dieser außergewöhnliche Künstler ist weit mehr als nur ein talentierter Musiker – er ist ein echtes Bühnenerlebnis. Sänger, Schlagzeuger, Songwriter, Produzent und Entertainer in einer Person, versteht es, meisterhaft, Rhythmus, Power und Emotionen in einer einzigartigen Show zu verwandeln.

Die musikalische Reise von Steven Alan begann bereits in jungen Jahren. Mit gerade einmal fünf Jahren entdeckte er seine Leidenschaft für das Schlagzeug – ein Instrument, das ihn von diesem Moment an nicht mehr losließ. Schon als Kind investierte er unzählige Stunden in sein Talent, trainierte mit unermüdlichem Fleiß und entwickelte sogar ein eigenes Übungs-Drum-Pad, das ihm 2006 den Erfinderpreis einbrachte. Sein außergewöhnliches Können blieb nicht unbemerkt: 2007 wurde er als „Best European Newcomer Drummer Champion“ ausgezeichnet – ein Meilenstein, der seine Karriere auf die große Bühne katapultierte.

Foto: Rheinischer-Spiegel/Martin Häming

Doch Steven Alan ist nicht nur ein Meister des Schlagzeugs, sondern auch ein kreativer Kopf in der Musikbranche. 2009 landete er mit „Ein Diamant“ seinen ersten Chart-Hit, den er gemeinsam mit dem Kölner Partykünstler Tim Toupet produzierte. Mit seinen Songs schuf er zudem Hymnen für den rheinischen Karneval, die längst zu echten Ohrwürmern geworden sind. Die Mischung aus treibenden Beats, kölschem Frohsinn und mitreißender Performance machte seinen Auftritt zum perfekten Abschluss.

Nach einem wunderbaren Abend voller Frohsinn, Musik und Magie verabschiedete sich die KG Helenabrunn von ihrem Publikum – mit der Gewissheit, dass dieser karnevalistische Höhepunkt noch lange in Erinnerung bleiben wird. Dreemoal Hela-Brunn und bis zur nächsten Session! (nb)

Foto: Rheinischer-Spiegel/Martin Häming