Bei strahlendem Sonnenschein und Temperaturen jenseits der 30-Grad-Marke verwandelte sich der Boisheimer Kirchplatz am Sonntag in eine Festmeile, auf der Brauchtum, Gemeinschaft und Geschichte in beeindruckender Weise zusammenkamen.
Von RS-Redakteurin Claudia-Isabell Schmitz und Leo Dillikrath
Viersen-Boisheim – Oh ja, schwitzen war für Schützen und Zuschauer angesagt an diesem Wochenende, an dem die St. Petri Schützenbruderschaft Boisheim 1622 e.V. den Höhepunkt ihres langen Schützenfestwochenendes mit einem mitreißenden Festsonntag feierte, der Tradition lebendig werden ließ – und dabei so manche Überraschung bereithielt.

Schon am Vormittag zeigte sich die große Stärke der Bruderschaft: ein fester Zusammenhalt, der in der festlichen Königsparade und beim anschließenden Frühschoppen sichtbar und spürbar wurde. Zuschauer säumten die Straßen, als der amtierende König Jan van Keßel, flankiert von seinen Ministern Fabian Thoer und Tim Thomsing, souverän und charmant das bunte Treiben des Sommerbrauchtums abnahm.
Die Parade selbst dauerte über drei Stunden und wurde von allen Beteiligten mit Stolz und Hingabe zelebriert – wenn auch nicht ohne Scherz: Einige der Herren, die zur Abnahme der Parade angetreten waren, wurden mit kleinen Geschenken überrascht – und von gut gelaunten Schützenbrüdern kurzerhand mit Wasser bespritzt, zur Erfrischung bei brütender Hitze.

Ein besonderes Highlight des Tages war die sogenannte „freie Paraderunde“ auf dem Kirchplatz. Jede Gruppe der Schützenbruderschaft hatte hierfür ein kreatives und humorvolles Programm vorbereitet – vom traditionellen Auftritt bis zur originellen Darbietung spannender Rennen. Die Aktionen sorgten nicht nur bei den Zuschauern für Begeisterung, sondern fanden auch in der „Manöverkritik“ des Königs lobende Worte. Hier zeigte sich einmal mehr: Die Boisheimer Bruderschaft ist nicht nur traditionsbewusst, sondern auch kreativ und voller Lebensfreude.

Doch wer nur den Blick auf das bunte Treiben des Festsonntags richtet, verpasst die tiefere Bedeutung, die hinter diesem besonderen Wochenende steht. Die St. Petri Schützenbruderschaft blickt auf eine beeindruckende Geschichte zurück. Gegründet im Jahr 1622 – zur Verteidigung des Dorfes in unsicheren Zeiten – war und ist sie ein Symbol für Zusammenhalt und Verantwortung. Historische Dokumente wie ein Schuldschein aus dem Jahr 1690 zeugen davon, dass diese Gemeinschaft schon früh eine wichtige Rolle im sozialen Gefüge Boisheims spielte.

„Man merkt es einfach: So wie sich Boisheim im Laufe der Zeit verändert und weiterentwickelt hat, ist auch unsere Bruderschaft nie stehen geblieben“, erzählt ein langjähriges Mitglied der St. Petri Schützenbruderschaft mit spürbarem Stolz. „Wir halten an unseren Werten fest, aber wir gehen auch mit der Zeit. Genau das macht unsere Gemeinschaft so besonders.“ Gerade in einer Welt, die immer schneller wird und in der vieles digital und anonym abläuft, sei es wichtig, solche gewachsenen Traditionen zu pflegen – als Anker, als Begegnungsort, als Herz des Dorflebens.
Mit Hoffnung und Zuversicht blickt die Boisheimer Schützenfamilie nun in die Zukunft – in der festen Überzeugung, dass auch kommende Generationen diese traditionsreiche Gemeinschaft weiterführen werden. Das nächste große Ziel? Das 500-jährige Jubiläum. Nach dem, was Boisheim an diesem Wochenende erlebt hat, scheint das keineswegs utopisch. (cs)
