Endlich wieder Dölker Orpheum, endlich widder tu Huus

Die Corona-Pause hat der hohen Dölker Theaterkunst nicht geschadet. Die Große Karnevalsgesellschaft Orpheum bot gewohnt einen Abend der Extraklasse mit dem Aat Dölker Stöckske, welches in diesem Jahr in den „Schreberjaat Poalhött“ entführte, und mit der Musik-Box, die zum furiosen Finale einlud.
Von RS-Redakteur Dietmar Thelen und Leo Dillikrath

Dölke – Lediglich an fünf Spielabenden können die Fans der Große Karnevalsgesellschaft Orpheum 1869 Dülken e.V. in diesem Jahr ein Glanzstück der närrischen Theaterbühne im Dülkener Bürgerhaus erleben, welches nicht nur einzigartig ist, sondern auch auf den großen Bühnen der kölschen Narrenwelt beheimatet sein könnte. Zuhause allerdings, das muss „dick und fett“ unterstrichen werden, ist dieses grandiose Erlebnis in der Narrenstadt mit dem Stripke.

Foto: Rheinischer Spiegel/Leo Dillikrath

Zwei Jahre lang konnte das Orpheum Corona-bedingt nicht spielen und die Vorfreude auf die Session wuchs dabei stetig. Es ist längst nicht nur Leidenschaft, die hier auf der Bühne zum Ausdruck kommt, es ist Berufung. So hatten die jecken Künstler den Pandemie-bedingten Ausfall auch direkt erst einmal in zwei Liedern zur Eröffnung verarbeitet und Marcus Büschges hatte seine ganz eigene Version von „Football’s Coming Home“ mit „Wir kommen heim“ kreiert. Der tonsichere Männerchor hatte den Text verinnerlicht und so die Souffleure Linus Schmitz, Ralf Beier und Oliver Puffer zumindest hier kurzerhand arbeitslos gemacht.

„Waren wir im letzten Jahr auch in den Startlöchern um zu spielen, wurden wir auf der Zielgraden noch ausgebremst und mussten alle Veranstaltungen absagen. Doch die Vorbereitungen und Proben haben in dieser Zeit den Verein zusammengehalten“, so Präsident Günter Kamp, der an diesem Abend als Sitzungspräsident von Frank Jansen vertreten wurde. „Einiges hat sich im Orpheum verändert. Unser neuer musikalischer Leiter, Janek Wilholt, hat den Chor während der Proben in der Vorbereitung zu neuen Höhen geführt. Das Dirigat übernimmt erstmals im Orpheum eine Frau.“

Foto: Rheinischer Spiegel/Leo Dillikrath

Moment eine Frau? Werden Frauen im Orpheum nicht bereits seit über 150 Jahren von Männern gespielt? Nach dem Rückzug von Hans-Peter Faßbender als musikalischer Leiter hat es tatsächlich eine Frau in die Reihen der Herren geschafft. Dies ist der Tatsache geschuldet, dass Janek Wilholt als neuer musikalischer Leiter den Chor am Piano begleitet. Janek Wilholt ist übrigens Keyboarder, Pianist sowie Musiklehrer und seit fast zwanzig Jahren die Klavierbegleitung des groove!chors. Doch irgendjemand muss ja auch dirigieren. Diese Aufgabe hat mit viel Charme und gekonnt nun seine Partnerin Monika Hintsches übernommen, die mit Wilholt gemeinsam auf Bühnen mit Kabarett, Chansons und weiteren Formationen unterwegs ist – und, man glaubt es kaum, die Männer tanzen tatsächlich „nach ihrer Pfeife“.

Mit dem vorerst letzten Ton des Chors wandelte sich die Bühne auch schon zum „Schreberjaat Poalhött“ für das traditionell von André Schmitz, als Comicus coitivus, verfassten Aat Dölker Stöckske. Er selbst stand dabei als Ladenbesitzerin Mariechen auf der Bühne und natürlich durften auch die „üblichen Verdächtigen“ mit Schlippes, Fine und Herrn Sauerbrei nicht fehlen. Bewertet wurde die schönste Gesamtanlage im Stadtgebiet, die schönste Gartenlaube und die besten Einzelgärten. Die Entscheidung der Jury allerdings, die wird hier natürlich nicht verraten, schließlich werden diese auch an den Spielabenden am 4., 10. und 11. Februar noch einmal verkündet und verraten wird im Vorfeld nix. Eins aber noch: Natürlich wird wieder mit einem Augenzwinkern scharf gegen Viersche geschossen.

Foto: Rheinischer Spiegel/Leo Dillikrath

An den Ausflug mit den grünen Daumen reihte sich das Intermezzo von Henri Döhmen, auch bekannt als Id loquor pulvinus (Das sprechende Kissen), und Jeff Recker, als Repatriator Perditus (Der verlorene Heimkehrer). Klatsch und Tratsch standen im Mittelpunkt des samstagmorgendlichen Treffens im kleinen Freundeskreis, vor fantastischer Kulisse, für das sich Künstler Angelo Pirsino und die Bühnenmannschaft verantwortlich zeigte.

Funfact: Haben Sie schon einmal die Bühnenmannschaft näher betrachtet? Sie alle tragen am Revers einen Theaterschlüssel, der ein wenig an einen Korkenzieher erinnert.

Damit Maske und Styling saßen, hatten Andrea Stollenwerk und Bettina Sentis fachmännisch Hand angelegt und so konnten Jürgen Roemen, Jeff Recker, Martin Recker, André Schmitz, Fabian Reich, Henri Döhmen und Lutz Oellers genussvoll beim Eis auf einen Schnack zusammentreffen.

Alles bekannte Namen für Sie? Ja, daran erkennt man eben die Orpheumsfans, die sich, wenn sie nicht selbst da waren, bei der Music-Box zum furiosen Finale von den Stühlen rissen ließen. Dass nämlich die Herren nicht nur im Chor, sondern auch als Solist auf der Bühne eine gute Figur machen, davon konnten sich die Besucher an diesem Abend erneut überzeugen. Das Orpheum weiß eben nicht nur zu unterhalten. Die Aufführungen reißen mit, bleiben gerne in Erinnerung und wenn dann der Orpheumschor seine Stimmen erschallen lässt, dann sind Standing Ovations garantiert. Ein Abend, wie er dringend mal wieder nötig war, der Herz und Seele des närrischen Brauchtums wieder im Gleichklang schlagen ließ und die Hoffnung stärkt, dass das Orpheum auch in weiteren Hundert Jahren immer noch so sehr begeistern wird.

Wen wir jetzt neugierig gemacht haben, für die Spielabende am 4. und 10. Februar, jeweils ab 19 Uhr im Dülkener Bürgerhaus, sind noch Restkarten verfügbar, die unter der Tickethotline 0178 4060943 erfragt werden können. (dt)

Foto: Rheinischer Spiegel/Leo Dillikrath