Literarisches: „Himmel“ nicht für „Engel und Spatzen“

Mit unverhohlenem Spott beantwortet Heinrich Heine die Frage nach dem „Himmel“. Als Ort menschlicher Sehnsucht nach dem irdischen Leben ist er kein Thema für ihn. Für viele andere auch nicht. Dass die „Guten“ nach dem Tod in den Himmel“, die „Bösen“ in die „Hölle“ kommen, entspricht einer Interpretation, mit der wir uns nicht mehr identifizieren.
Von Peter Josef Dickers

Literarisches – Im „Wolgalied“ aus Franz Lehárs „Zarewitsch“ fleht der „Soldat am Wolgastrand“: „Du hast im Himmel viel Englein bei dir. Schick doch einen davon zu mir.“ Einen himmlischen Boten könnten wir brauchen in von Corona-Pandemie belasteter Zeit, in der vom Waffendröhnen widerhallenden Gegenwart. Woher soll er kommen? Was könnte er bewirken? Würden wir ich, zutrauen, für Friede und Ordnung zu sorgen in einer zerrissenen Welt? Jene, die sich „von Amts wegen“ für „himmlische Botschaften“ als zuständig erklären, sind so mit sich selbst beschäftigt, dass man einigen von ihnen nicht die Tür öffnen würde.

Dennoch ist die Sehnsucht nach einem „Himmel“ groß. Man will ihn nicht „den Spatzen überlassen“. Kein Himmel als räumliche Sphäre, kein Ort in ausgesuchter Gesellschaft von „Guten“ ist gemeint. Auch ich wünsche mir hin und wieder „himmlische Zustände“, frei von Ängsten und bedrückenden Erfahrungen, denen ich ausgesetzt bin. Ich wünsche mir Menschen, die mir Mut machen, nicht vorschnell aufzugeben, wenn mir etwas nicht auf Anhieb gelingt.

Auch ich selbst kann „Engel“, „Bote“ sein für Menschen, die nach dem Himmel Ausschau halten. „Spatzen“ würden ihnen nicht weiterhelfen. (opm)

Foto: Privat

Aus: Peter Josef Dickers, „Neue Engel sucht das Land“ – bisher unveröffentlicht. 

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Peter Josef Dickers wurde 1938 in Büttgen geboren. Nach einem Studium der Katholischen Theologie sowie der Philosophie und Pädagogik in Bonn, Fribourg/Schweiz, Köln sowie Düsseldorf erhielt er 1965 die Priesterweihe. Anschließend  war er in der Seelsorge und im Schuldienst tätig, bis er sich 1977 in den Laienstand rückversetzen ließ und heiratete. Nach der Laisierung war er hauptamtlich tätig an den Beruflichen Schulen in Kempen (jetzt Rhein-Maas-Kolleg) mit den Fächern Kath. Religionslehre, Pädagogik, Soziallehre, Jugendhilfe/Jugendrecht.

„Seit der Pensionierung bin ich weiterhin engagiert durch meine Schreibtätigkeit, mein Vorlese-Engagement in diversen Einrichtungen und sonstige Initiativen. In den Sommermonaten lese ich zeitweise als „Lektor“ auf Flusskreuzfahrt-Schiffen aus meinen bisher erschienenen Büchern“, so Peter Josef Dickers, der mittlerweile in Mönchengladbach beheimatet ist.