Närrische Leidenschaft seit 60 Jahren: Der Vaterstädtische Verein Dülken feierte sein Jubiläum mit jecken Klängen

Am Samstagabend bebte das Dülkener Bürgerhaus: Mit einem fulminanten Auftakt startete der Vaterstädtische Verein Dülken in seine 60. Jubiläumssession und bewies eindrucksvoll, warum er seit Jahrzehnten im Herzen des Dülkener Karnevals verankert ist. Unter dem Motto „Närrische Tradition trifft auf lebendige Zukunft“ wurde der Abend zu einem unvergesslichen Spektakel aus Ehrungen, musikalischen Highlights und leidenschaftlichem Tanz.
Von RS-Redakteurin Nadja Becker und Martin Häming

Dölke – Bereits der Einzug der Gesellschaft mit der Juxkapelle ließ die Stimmung hochkochen, während der Abend mit einer Mischung aus Respekt für das Erbe und freudiger Vorfreude begann. Neben dem närrischen Jubel stand auch die Würdigung verdienter Persönlichkeiten im Mittelpunkt: Dieter Niessen wurde für sein langjähriges Engagement mit dem Goldenen Verdienstorden des Bundes Deutscher Karneval e. V. ausgezeichnet – eine Ehrung, die Torsten Missing vornahm und mit bewegenden Worten untermalte. Benoit Martin erhielt den Ehrenorden des Vereins, ein Zeichen der tiefen Wertschätzung für seinen Beitrag zum Erhalt der Traditionen.

Foto: Rheinischer Spiegel/Martin Häming

Mit dabei ebenfalls die Süchtelner Webergarde mit ihrem mitreißenden Showtanz, ihre Darbietung war ein fesselnder Moment voller Präzision und Eleganz, sowie Sänger Detlef Belk, der für Schunkelstimmung im Dülkener Bürgerhaus sorgte.

Musikalisch wurde der Abend von den „Hitfluencern“ gekrönt – einer Party-, Show- und Coverband aus Hamburg, die keine Wünsche offenließ und übrigens schon bei der Boisheimer Ki Ka Kai a zu Gast war. Mit einer Mischung aus Top-Hits der Gegenwart, Evergreens und mitreißenden Medleys sorgt sie für eine ausgelassene Partystimmung. Ihre Showelemente, charmante Comedy-Einlagen und eine preisgekrönte Selbstironie machen ihren Auftritt zu einem wahren Feuerwerk der Unterhaltung, an die sich nochmals gekonnt die Juxkapelle der Musikergruppe Um te Bäöke aus dem niederländischen Weert anschloss.

Foto: Rheinischer Spiegel/Martin Häming

Das Jubiläum war auch Anlass auf die bewegte Geschichte des Vereins zurückzublicken. Die Wurzeln des Vaterstädtischen Vereins Dülken nämlich reichen zurück in die Nachkriegszeit. Im Jahr 1948, einer Zeit des Wiederaufbaus und des kulturellen Neubeginns, gründete Rektor Magnificus Ernst Hellmund gemeinsam mit den Karnevalisten Gustav Schmitz, Willi Boms und Theo Welter den „Ausschuss für Rosenmontagszüge“. Ziel war es den Dülkener Karneval wieder zum Leben zu erwecken, insbesondere den traditionsreichen Rosenmontagszug, der das Herzstück der närrischen Zeit bildet.

Foto: Rheinischer Spiegel/Martin Häming

In den frühen Jahren stand Hellmund selbst an der Spitze des Ausschusses und leitete die Rosenmontagszüge. Jahr für Jahr prägte er das Bild des Dülkener Karnevals und war regelmäßig auf dem symbolträchtigen Wagen der Narrenakademie zu sehen. Nach seinem Tod übernahm Erwin Holtz den Vorsitz und führte die Arbeit mit großem Engagement fort. Unterstützt von treuen Mitstreitern wie Herbert Strauch, Heinrich Adrians und Fritz Holzapfel trieb er das Wachstum des Karnevals entscheidend voran.

Foto: Rheinischer Spiegel/Martin Häming

Mit der steigenden Beliebtheit des Rosenmontagszugs und den damit verbundenen organisatorischen Herausforderungen wuchs die Notwendigkeit einer formalen Vereinsstruktur. So wurde am 15. Juli 1965 der „Vaterstädtische Verein zur Förderung des Rosenmontagszuges Dülken e. V.“ gegründet. Der Name unterstrich die starke Verwurzelung des Vereins in der Heimatstadt. Zur Gründungsversammlung in der Gaststätte „Zur Börse“ am Dülkener Hühnermarkt versammelten sich namhafte Karnevalisten wie Dr. Gustav Fetten, Herbert Strauch und Dr. Paul Weischert.

Foto: Rheinischer Spiegel/Martin Häming

Das zentrale Ziel des Vereins war von Anfang an klar definiert: die Förderung des Dülkener Karnevals in all seinen Facetten. Im Fokus stand und steht die Organisation des Rosenmontagszugs, der bald zu einem der prächtigsten und größten Züge am Niederrhein avancierte. Mit seinen farbenfrohen Fußgruppen, kunstvollen Wagen und einer Atmosphäre voller Lebensfreude zieht der Zug bis heute Scharen von Besuchern in die Stadt.

Foto: Rheinischer Spiegel/Martin Häming

Der Rosenmontagszug ist dabei weit mehr als nur ein närrisches Spektakel – er ist ein Symbol für Kreativität, Zusammenhalt und die Liebe zur Heimat. Die zahlreichen Fußgruppen, Kapellen und Tanzvereine, die am Zug teilnehmen, zeigen das Engagement und die Leidenschaft der gesamten Stadt. Der Verein selbst steht als Koordinator und Impulsgeber im Mittelpunkt dieses lebendigen Brauchtums.

Ein besonderes Highlight des Jubiläumsabends und das i-Tüpfelchen war die Tanzgruppe „Winzer un Winzerinnen vun d’r Bottmüll“ der KG Alt-Severin e. V. aus Köln. Die Tänzerinnen und Tänzer, die mit ihrer Kunstfertigkeit und Freude das Publikum begeisterten, brachten den Saal zum Toben. Einst Spitzenreiter der Kölner Tanzszene, beweisen sie auch nach ihrer Neugründung vor elf Jahren, dass ihre Leidenschaft ungebrochen ist.

Foto: Rheinischer Spiegel/Martin Häming

Der Abend endete musikalisch mit DJPosches, der das Publikum bis in die späten Stunden in Tanzlaune hielt. Für den Vaterstädtischen Verein Dülken war dieser Auftakt nicht nur eine Feier der Vergangenheit, sondern auch ein leidenschaftlicher Ausblick auf die Zukunft. Mit Herzblut, Kreativität und einer unerschütterlichen Liebe zum Karneval wird der Verein seine Traditionen weitertragen und Generationen von Jecken begeistern.

In der 60. Session des Vaterstädtischen Vereins Dülken zeigt sich einmal mehr: Der Dülkener Karneval lebt – und mit ihm eine der ältesten und schönsten Traditionen der Region. Ein Hoch auf die nächsten Jahrzehnte närrischer Leidenschaft mit dreemoal „Gloria tibi Dülken“! (nb)

Foto: Rheinischer Spiegel/Martin Häming