Närrischer Puls in Viersen: „Ein lachendes Herz für den Karneval“ erstrahlte

Als der gestrige Abend begann und der närrische Glanz unvermindert aufblühte, verwandelte sich das Evangelische Gemeindehaus an der Viersener Königsallee in einen Ort, an dem die Karnevalsgesellschaft Hoseria 1950 ihre jecke Familie aus nah und fern willkommen hieß. Unter dem Motto „Ein lachendes Herz für den Karneval“ war die Galasitzung ein wahres Fest der Tradition und Ausgelassenheit.
Von RS-Redakteurin Nadja Becker und Martin Häming

Viersche – Als der goldene Schimmer der untergehenden Sonne sich längst in den Abendhimmel zurückgezogen hatte, öffnete die Karnevalsgesellschaft Hoseria 1950 die Pforten des Evangelischen Gemeindehauses und empfing Karnevalisten aus allen Richtungen zu einem jecken Fest voller Lebenslust. Die Dunkelheit draußen wich nicht der Melancholie, sondern wurde zum funkelnden Spiegelbild der Jecken, die – ganz gleich, wie der Tag sich verabschiedete – stets die Sonne in ihren Herzen trugen. Unter dem strahlenden Motto „Ein lachendes Herz für den Karneval“ verschmolzen Tradition und Moderne zu einem närrischen Zusammenspiel.

Foto: Rheinischer Spiegel/Martin Häming

Besonders ergreifend war der Gedanke, dass an diesem Abend ein außergewöhnlicher Karnevalist im glanzvollen Scheinwerferlicht stehen sollte – ein Mann, dessen unermüdliches Engagement und Leidenschaft die fünfte Jahreszeit im Vierscher Raum über Jahrzehnte hinweg geprägt haben.

Für den 1. Vorsitzenden Peter Hillekes sowie Christoph Jansen war es am Mikrofon eine besondere Freude nicht nur altbekannte Wegbegleiter, sondern auch zahlreiche neue Freunde des bald zu ehrenden Herzträgers als Sitzungspräsidenten willkommen zu heißen. Der baldige, 61. Ritter, der bereits im vergangenen Jahr in feierlicher Vorfreude vorgestellt wurde, sollte an diesem Abend endlich die offizielle Bühne betreten – jedoch erst, nachdem die gastgebende Gesellschaft mit dem beeindruckenden Einzug des Viersener Tambour Corps 1925 sowie den Tänzen der vereinseigenen Funkengarden die ersten Töne eines wunderbaren Galaabends angeschlagen hatte.

Foto: Rheinischer Spiegel/Martin Häming

Übrigens: Die Kindergarde der KG Hoseria 1950 e. V. feiert ihr 22-jähriges Bestehen – ein Meilenstein voller Tanz, Freude und Zusammenhalt! Gegründet in der Session 2002/2003, entwickelte sie sich zu einer festen Größe im Vereinsleben. Dank engagierter Trainer, treuer Eltern und talentierter Kinder konnten zahlreiche junge Tänzerinnen und Tänzer die Bühne erobern.

Doch die Kindergarde steht für weit mehr als Tanz: Gemeinsame Ausflüge, Erlebnisse und Freundschaften prägen die Gruppe weit über die aktive Zeit hinaus. Ein besonderer Beweis für ihre Bedeutung ist die enge Verbundenheit zum Verein – viele ehemalige Mitglieder tanzen heute in der großen Garde weiter.

Foto: Rheinischer Spiegel/Martin Häming

Es folgte ein fulminanter Einmarsch, bei dem das Prinzenpaar der Narrenherrlichkeit Viersen zusammen mit der Viersener Prinzengarde die Bühne stürmte (das Vierscher Kinderprinzenpaar hatte schon beim Empfang vorab mit gekonnten Tanzschritten der Stimmung einen wunderbaren Anstoß gegeben). Die Atmosphäre kochte vor Vorfreude, als die Garde gemeinsam mit Mariechen Anna-Lena den Raum in ein schillerndes Kaleidoskop aus Emotionen tauchte.

Foto: Rheinischer Spiegel/Martin Häming

Nachdem dann auch die jecken Regenten Platz genommen hatten, trat ein ganz besonderer Act in den Mittelpunkt: Der unglaubliche Heinz betrat die Bühne und entführte das Publikum in seine schillernde Welt voller Witz, Musik und feinsinniger Poesie. Heinz Gröning, besser bekannt als „Der unglaubliche Heinz“, ist ein wahres Multitalent. Einst studierte er nach seinem Zivildienst Medizin in Köln und sammelte erste Eindrücke als Praktikant in der Pathologie – doch das Schicksal führte ihn in das bunte Treiben des Karnevals. Schon früh machte er sich als Musiker in diversen Bands und als furchtloser Straßentheaterkünstler einen Namen. Sein komödiantisches Feuerwerk fand seinen Höhepunkt in seinen legendären Auftritten, bei denen er nicht nur seine Gitarre mit theatralischer Eleganz herantrieb, sondern auch selbstverfasste Lieder und Gedichte zum Besten gab.

Foto: Rheinischer Spiegel/Martin Häming

Die Bühne erstrahlte im Scheinwerferlicht, als er mit einem verschmitzten Lächeln verkündete, dass alle Frauen einzig und allein gekommen waren, um seinen charmanten Gang zur Gitarre zu bewundern. Auch abseits der Bühne hat der unglaubliche Heinz immer wieder bewiesen, dass sein Charisma grenzenlos ist. Als regelmäßiger Gast der beliebten Sendung „NightWash“, die zuerst im WDR und später auf Comedy Central ausgestrahlt wurde, und als Moderator diverser Comedy-Formate, darunter die erste Staffel der Talkrunde „um Antwort wird gebeten“ und die mitreißende Comedy-Reihe „Fun(k)haus“, hat er Generationen von Karnevalisten begeistert. Auch seine kurzweilige „Poetry Comedy“ beim Pay-TV-Sender Sat.1 Comedy ließ das Publikum in nur wenigen Minuten in schallende Gelächter ausbrechen.

Foto: Rheinischer Spiegel/Martin Häming

Mit dieser fabelhaften Mischung aus scharfzüngigem Humor, musikalischem Talent und einer gehörigen Portion Selbstironie zauberte „Der unglaubliche Heinz“ nicht nur ein breites Grinsen auf die Gesichter der Jecken, sondern bewies einmal mehr, dass der Karneval ein Ort ist, an dem jede Facette des Lebens – ob absurd, nachdenklich oder rührend – in einem bunten Kaleidoskop der Freude zusammenfließt.

Mit ebenso großem Engagement zog dann der traditionelle „Hut“ (musikalisch begleitet von Roland Zentgraf – Der fabulöse Roland) durch den Saal – ein Zeichen des solidarischen Miteinanders. So reiste die Sammelaktion zugunsten der Seniorensitzung im Haus Greefsgarten am 1. März von einem Platz zum nächsten. Diese berührende Geste erinnerte alle daran, dass Karneval weit mehr als nur ausgelassene Fröhlichkeit ist – es ist ein Zusammensein, das Herzen verbindet … und nun. mit einer Spende von 680,10 Euro unterstützt wird.

Foto: Rheinischer Spiegel/Martin Häming

Im Anschluss an das ausgiebige Lachtraining und den guten Zweck erstrahlte die Bühne in einem wahren Meer aus blauen und weißen Uniformen, als die Prinzengarde Erkelenz ihren glanzvollen Auftritt startete. Die Garde, die im September 1975 in der traditionsreichen Oerather Mühle als Teil der ehrwürdigen Erkelenzer Karnevalsgesellschaft von 1832 ins Leben gerufen wurde, präsentierte sich in all ihrer facettenreichen Pracht.

Foto: Rheinischer Spiegel/Martin Häming

Was einst als reine Männergarde mit einer Solomarie nach kölschem Vorbild begann, hat sich im Laufe der Jahre zu einem dynamischen Ensemble gewandelt. Neben einem rein männlichen Tanzkorps und einem charmanten Tanzpaar zählten bald auch ein entzückendes Kindertanzpaar sowie die rein weibliche Gruppierung der Marketenderinnen zum Programm. Mit Beginn der 2000er-Jahre eröffnete sich die Prinzengarde für alle Jecken – und entwickelte sich zu einer gemischten Garde, die Menschen jeden und Geschlechts, die den Karneval lieben, herzlich willkommen heißt.

Heute umfasst die Vielfalt der Prinzengarde Erkelenz auch mehrere nicht tanzende Gruppierungen, die jede Bühne in ein schillerndes Blau-Weiß-Gold tauchen. Die sogenannten „Deko-Gardisten“, bestehend aus rein männlichen Mitgliedern, setzen farbige Akzente, während die Marketenderinnen und die Regimentstöchter mit ihrem tänzerischen Charme die Bühnen zieren. Mit ihrem farbenfrohen und energiegeladenen Auftritt setzte die Prinzengarde Erkelenz ein beeindruckendes Zeichen der Tradition und des Fortschritts, das den Galaabend mit einer unvergleichlichen, närrischen Magie erfüllte.

Foto: Rheinischer Spiegel/Martin Häming

Der emotionale Höhepunkt des Abends war aber natürlich die feierliche Verleihung des legendären „Goldenen Vierscher Herzens“. Seit 1962 zeichnet diese Ehrung verdienter Karnevalisten aus, die das närrische Virus in all seinen Facetten leben und verbreiten. In einem feierlichen Akt durfte der neue Träger – Eric Tillmanns – auf die Bühne strahlen.

Eric Tillmanns, seit 1996 als Kommandant der Prinzengarde unermüdlich im Einsatz, bewies mit seinem markanten Auftreten und seinen unzähligen Verdiensten im Viersener Karneval, dass er die ideale Besetzung für das Goldene Herz ist. Mit seiner mitreißenden Kunst, seiner langjährigen Erfahrung – sei es als Prinz oder als engagiertes Mitglied im Komitee des Fidelen Kränzchens – hinterließ er bei den Anwesenden einen nachhaltigen Eindruck. Die Ehrung wurde mit tosendem Applaus, überschwänglichen Gratulationen und herzlichen Umarmungen gefeiert – ein wahrhaft närrischer Moment, der in Erinnerung bleiben wird.

Foto: Rheinischer Spiegel/Martin Häming

Nach der bewegenden Herzverleihung, als noch der Nachhall der ehrwürdigen Zeremonie in der Luft lag, trat ein ganz besonderer Künstler ins Rampenlicht: Bruce Kapusta – der legendäre „Clown mit seiner Trompete“. Der gebürtige Kölner, der seit über 30 Jahren die Karnevalsszene Kölns und der umliegenden Region mit seiner Musik und seinem unverwechselbaren Charme prägt, verzauberte das Publikum mit einem Auftritt, der Emotionen und Erinnerungen gleichzeitig weckte.

Foto: Rheinischer Spiegel/Martin Häming

Mit einem breiten Lächeln und einer Trompete, die schnell wie ein treuer Freund an seiner Seite wirkte, ließ Bruce Kapusta die Herzen der Jecken höher schlagen. Auf der Bühne erzählt er in seiner typischen Manier Geschichten aus den Nächten voller närrischer Magie und unvergesslicher Momente – Geschichten, die nur jemand kennt, die über Jahrzehnte hinweg als Straßenmusikant begannen und sich zu einem der leuchtendsten Sterne des Karnevals emporgearbeitet haben. Wie schade, dass er in dieser Session seinen Abschied von der karnevalistischen Bühne verkündet hat. Sein Auftritt war ein emotionaler Rückblick auf eine glanzvolle Karriere und ein würdevoller Abschied, der allen Anwesenden noch lange in Erinnerung bleiben wird. So setzte er ein letztes Mal alles daran, das Publikum zu begeistern, besondere Erlebnisse zu gestalten und die Magie des Karnevals mit ungebrochener Leidenschaft zu feiern.

Foto: Rheinischer Spiegel/Martin Häming

Nach Bruce Kapustas mitreißender Darbietung strahlten besondere Sterne in Viersche: Die Dancing Cheers. Mit einem Knall aus Energie, Präzision und purer Lebensfreude traten die jungen, modernen Tänzerinnen aus Lommersum auf die Bretter, die die Welt bedeuten und entführten das Publikum in eine Welt aus Tanz, Show und akrobatischen Meisterleistungen.

Gegründet im Jahr 2007 und aus den traditionsreichen Reihen der ehemaligen Tanzgruppe der KG Alt Lommezem hervorgegangen, haben sich die Dancing Cheers seither stetig weiterentwickelt und ein unverwechselbares Repertoire kreiert. Heute zählt die Gruppe stolze 41 Mitglieder – von denen 32 mit Leib und Seele auf der Bühne stehen – und gilt als unverzichtbarer Act bei Karnevalssitzungen, Galas und sogar Sportveranstaltungen. Ihre rein weibliche Besetzung verleiht dem Auftritt eine besondere Dynamik und spürbare Leidenschaft, die das Publikum sogleich in ihren Bann zieht.

Mit einem beeindruckenden Mix aus Showtanz- und Cheerleading-Elementen boten die Dancing Cheers ein facettenreiches Programm, das keine Wünsche offen ließ. In ihren Choreographien vereinen sie karnevalistische Klassiker mit mitreißender Party-Musik, Schlagern und angesagten Ballermann-Hits – so ist garantiert für jeden Geschmack etwas dabei. Mit Herzblut und viel Spaß präsentierten sie eine Show, die nicht nur Tanz und Akrobatik, sondern auch Emotionen verband.

Foto: Rheinischer Spiegel/Martin Häming

Den krönenden Abschluss bildete die energiegeladene Performance der Hitfluencer – einer vierköpfigen Hamburger Band, die seit über 10 Jahren die Partylandschaft beherrscht. Mit einer rockigen Mischung aus zeitlosen Top-Hits und aktuellen Chartstürmern, begleitet von spektakulären Showelementen, schufen sie einen Stimmungs-Tornado an musikalischer Ekstase. Mit Perfektion an ihren Instrumenten, einer charmanten Portion Selbstironie und einer unnachahmlichen Bühnenpräsenz ließen sie den Funken der Begeisterung ohne Wenn und Aber überspringen.

Und als ob das nicht schon genug gewesen wäre, gipfelte der Abend in einem gemeinsamen Schlussakt auf der Bühne mit den Hitfluencern, der KG Hoseria und den anwesenden Prinzenpaaren. Das Finale verband das klangliche Können der Hitfluencer mit der herzlichen Gemeinschaft und dem unbändigen Jecken-Spirit der Karnevalsgesellschaft – ein würdevoller Abschluss, der den Geist des Karnevals in seinem unverfälschten Miteinander widerspiegelte. (nb)

Foto: Rheinischer Spiegel/Martin Häming