Traditionell wird im Rahser mit dem Schützen- und Heimatfest der St. Notburga-Bruderschaft das letzte Schützenfest in Alt-Viersen gefeiert. Nicht nur die Parade, sondern auch die Veranstaltungen der Bruderschaft zogen Besucher aus der ganzen Region an.
Von RS-Redakteurin Claudia-Isabell Schmitz
Viersen-Rahser – Ein letztes Mal für ein Schützen- und Heimatfest in Alt-Viersen in diesem Jahr hatten die Bruderschaften ihre Uniformen auf Hochglanz gebracht und waren ins Rahser gekommen, um dort an den Veranstaltungen der St. Notburga Schützenbruderschaft Viersen-Rahser 1705 e. V. teilzunehmen. Immerhin mussten auch die Schützen im Rahser zwei Jahre lang Corona-bedingt pausieren, konnten nun Zusammenhalt und die Pflege der Gemeinschaft wieder ausleben.
Für Vanessa Fuß, Marvin Büschges und Christoph Oymanns endet in diesen Tagen zudem ihre Königswürde und auch wenn sie nun die am längsten im Amt stehenden Majestäten der St. Notburga-Bruderschaft sind, so bleibt zu hoffen, dass auch in Zukunft niemand an sie heranreicht und das Brauchtum keine weiteren unerwarteten Zwangspausen trifft. „So schön wie diese Ämter als Schützenkönig sowie Schüler- und Jungschützenprinz sind, so werden diese drei Würdenträger mit ihren Ministern und Junkerinnen froh sein, wieder wie gewohnt in ihren Gruppierungen ein normales Schützendasein zu leben und zu feiern“, so Wolfgang Genenger, stell. Bundesschützenmeister und Ehrenpräsident der Bruderschaft.

„In den letzten Jahren zwang uns eine weltweit grassierende Pandemie dazu, auf das viel erwartete Schützenfest zu verzichten. Erst langsam konnten wir wieder beginnen unseren Alltag an die Normalität anzunähern und Begegnungen mit liebgewonnenen Menschen stattfinden zu lassen“, so Claudia Küsters, Bundesmeisterin Bezirksverband Viersen-Mitte.
„Auch das Schützenfest ist ein Ort an dem solche Begegnungen stattfinden. Wir können stolz auf alle Bruderschaften und Gilden sein, denn wir leben Zusammenhalt.“ Normalität, die nicht einfach zurückzuerhalten war, denn viele Bruderschaftler mussten aus dem Dornröschenschlaf geweckt werden. Und auch sonst war die Planung für die St. Notburga-Schützen im Vorfeld nicht einfach, denn nachdem der langjährige Zeltgastronom der Bruderschaft, Hans-Dieter Möller, verstorben war, musste auch die Kirmes vollständig neu geplant werden.

Den vielen helfenden Händen ist es zu verdanken, dass am Wochenende so erfolgreich die Pflege der Gemeinschaft begangen werden konnte. Zahlreich nahmen deshalb nicht nur Schützenbrüder und -schwestern aus der Gesamtstadt an der traditionell prunkvollen Parade im Rahser teil, auch aus benachbarten Städten und Gemeinden ließen Gäste sich den Sonntagmorgen nicht entgehen.
Insgesamt sechs Musikgruppen begleiteten die Schützen: das Viersener Tambour Corps 1925 e. V., der Musikzug der Freiwilligen Feuerwehr Tönisvorst – gegr. 1996, das Trommler- und Pfeifferkorps Effeld 1928 e. V., erstmals dabei das Marine-Tambour-Korbs Düsseldorf-Unterrath, die Musikkapelle „Treu zur Musik“ Gerresheim sowie der Instrumentalverein Effeld e. V. seit 1957.

Bevor dann der musikalische Früh- und Spätschoppen im Festzelt startete, waren es die Worte von Präsident Alexander Wassen, die mahnend den Großen Zapfenstreich und die Kranzniederlegung am Ehrenmal begleiteten. Corona, die Flut im Ahrtal, die aktuelle Situation innerhalb der Ukraine – seine Worte erreichten Seelen und Herzen. „Der traurige Höhepunkt der letzten drei Jahre war jedoch zweifelsohne die Invasion der russischen Truppen in die Ukraine. So offensichtlich, so aggressiv, so verlogen und so unmittelbar und brutal hat seit dem zweiten Weltkrieg kein europäischer Staat mehr einen Krieg begonnen. Und seit diesen Tagen streiten wir uns in Deutschland, wie wir uns in dieser neuen Zeit positionieren wollen“, so Alexander Wassen.

„Dabei haben wir hier am Ehrenmal so viele Reden gehört, die allesamt immer nur eine Botschaft hatten: Nie wieder Krieg. Und dabei stellt sich die Frage, ob wir all die Jahre zuvor umsonst am Ehrenmal gestanden haben. Meine persönliche Meinung dazu: Auf keinen Fall. Aus unserer anfänglichen Schockstarre heraus, kann die Antwort auf Putins Aggressionen in Gedenken an unsere Toten doch nur heißen: Jetzt erst recht. Jetzt erst recht müssen wir uns für Frieden in Europa und natürlich in der Ukraine einsetzen.
Jetzt erst recht müssen wir Russland, ob wir wollen oder nicht, die Stirn bieten. Natürlich sollten wir sachlich darüber diskutieren, wie dies in der Zukunft passieren soll. Und es muss auch weiterhin alles daran gelegt werden den Konflikt diplomatisch zu lösen. Aber wenn wir weiterhin wollen, dass in Europa nicht das Recht des Stärkeren gilt, sondern das Recht auf eine freiheitliche, demokratische Grundordnung – dann bleibt uns keine andere Wahl.“

Sein Ende findet das Schützen- und Heimatfest im Rahser am Montag mit dem Dorfabend im Schützenzelt. Bei einem Eintritt von 5 Euro begrüßt die Bruderschaft neben einem bunten Programm aus den eigenen Reihen und der Tanz- und Partyband „Farbton“ ebenfalls Gäste aus Köln. Nicht nur im Karneval sind de „Räuber“ auf den Bühnen der Region zu Hause, auch im Rahser werden sie sicherlich zeigen, dass sie die Schützen von den Stühlen reißen. (cs)