Soetelsche Muure im Herzen – Das Josefshaus feierte im glanzvollen Karnevalsrausch

Im Süchtelner Josefshaus versammelten sich am Freitagabend zahlreiche Jecken zu einer wunderbaren Galasitzung voller Farben, Musik und Humor. Auch wenn kein traditionelles großes Prinzenpaar in diesem Jahr gefunden worden war, das charmante Kinderprinzenpaar übernahm den Karnevalsthron und regierte mit Herz und Witz – ein gelungenes Signal, dass der Geist des Karnevals in Süchteln in jeder Generation lebendig ist.
Von RS-Redakteurin Nadja Becker und Martin Häming

Soetele – Das Josefshaus war gewohnt gefüllt, die Jecken saßen in den langen Reihen, es wurde geschnackt und gelacht. Ja, so ein jecker Abend ist schon etwas Besonderes und eigentlich ist es viel zu schade, dass die 5. Jahreszeit schon unaufhaltsam ihrem Höhepunkt entgegensteuert. Die Sitzungspräsidenten Detlef Belk und Lara Böhmer begrüßten die Menge in einer Atmosphäre, die vor Vorfreude und Zusammenhalt sprühte.

Foto: Rheinischer Spiegel/Martin Häming

Neben einem mitreißenden Programm sollte auch ein Aufruf zur Sammlung für Miteinander-Füreinander Süchteln im Rampenlicht stehen – ein Herzensprojekt, das seit dem Jahr 2000 rund 340 Senioren in 40 Gruppen ein gemeinschaftliches Miteinander ermöglicht. Dank unermüdlicher Ehrenamtlicher und großzügiger Unterstützung erleben die Senioren in Süchteln unvergessliche Momente – ganz ohne Mitgliedsbeiträge, denn hier zählt der Geist der Gemeinschaft mehr als jeder finanzielle Aspekt. 356 Euro kamen zusammen, die nun die wichtige Arbeit unterstützen.

Foto: Rheinischer Spiegel/Martin Häming

Nun darf an einem Abend auch die närrische Hoheit nicht fehlen und so startete der Abend feierlich mit dem Einmarsch der KG De Brook Müerkes. Mit ihrem 56. Kinderprinzenpaar, Prinz Lyon I. und Prinzessin Mila I., sowie einer farbenprächtigen Garde zog die Gesellschaft mit mitreißender Energie ein und setzte den perfekten Startschuss für die folgenden Stunden.

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Natürlich durften bei einer so wunderbaren Jecken Zeit auch die Kapellen-Garde und die Weber-Garde des Festausschusses Süchtelner Karneval 1960 e. V. nicht fehlen, die seit ihrem Start in der Session 2015/2016 wirklich fantastisch gewachsen sind. Der Festausschuss kann zurecht stolz sein, denn getanzt wird nicht nur auf den karnevalistischen Bühnen, sondern auch bei Wettkämpfen und Turnieren, auf denen hervorragende Platzierungen erreicht werden.

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Der Applaus war noch nicht verklungen, als eine afrokölsche Band die Bühne eroberte. Moment, bitte was? Doch, doch, das ist schon richtig! Wenn die Marie Band die Bühne betritt, bleibt niemand still sitzen. Ihre Musik ist eine energiegeladene Mischung aus kölscher Mundart, afrikanischen Rhythmen und mitreißenden Melodien. Mit unbändiger Spielfreude und authentischem Charme bringt die Band das Publikum zum Tanzen, Mitsingen … und genau so sollte es auch in Soetele sein.

Die afrokölsche Formation verband scheinbar unterschiedliche musikalische Welten zu einem harmonischen Gesamtbild: Die Lebensfreude afrikanischer Rhythmen traf auf die tief verwurzelte kölsche Tradition, und heraus kam ein einzigartiger, mitreißender Sound, der direkt ins Herz und in die Beine ging. Marie Enganemben, die charismatische Frontfrau der Band, stammt aus Kamerun, doch ihre Seele schlägt im Takt des Kölner Karnevals. Seit Jahren ist sie fester Bestandteil der kölschen Musikszene und begeistert mit ihrer ausdrucksstarken Stimme und ihrer leidenschaftlichen Bühnenpräsenz.

Foto: Rheinischer Spiegel/Martin Häming

Eigentlich waren wir ja gerade noch in Afrika-Köln, als es wieder flugs nach Hause in die schöne Irmgardisstadt ging, schließlich stand ein ehrvoller Moment auf dem Programm. Im Rahmen der feierlichen Veranstaltung wurden nämlich langjährige Mitglieder des Festausschusses Süchtelner Karneval 1960 e. V. für ihre 25-jährige Mitgliedschaft und ihr besonderes Engagement geehrt. Gerd-Uwe Althoff, Ralf Blomberg, Karl-Ludwig Hollweck, Roland Kretschmer und Rainer Verhülsdonk erhielten diese Auszeichnung als Anerkennung für ihren unermüdlichen Einsatz zur Förderung und Bewahrung des karnevalistischen Brauchtums.

Foto: Rheinischer Spiegel/Martin Häming

Darüber hinaus wurde Nicolai Rattay mit dem Verdienstorden in Silber des Bundes Deutscher Karneval durch den KLN-Justiziar Hans-Joachim Baumbach ausgezeichnet. Diese hohe Ehrung würdigt seine besonderen Verdienste und seinen langjährigen Einsatz für den Karneval. „Die heutige Ehrung liegt mir besonders am Herzen. Wir zeichnen heute einen verdienten Karnevalisten aus, mit dem selbst und mit dessen Familie ich in vielerlei Hinsicht verbunden bin. Seine Eltern sind Mitglied meines Heimatvereins, der Grossen Viersener Karnevalsgesellschaft. Sein Bruder stellt mir gelegentlich berufliche Hürden auf, denn er ist Richter am Landgericht Mönchengladbach. Unser Proband hingegen löst bei mir ausschließlich positive Erinnerungen aus. Ich bin ja selbst ein zugezogener und nur angelernter Karnevalist. Da wird man nicht immer offen und freundlich empfangen, so wie heute hier vom besten Publikum im Süchtelner Josefshaus“, so Baumbach.

Foto: Rheinischer Spiegel/Martin Häming

„Unser heutiger Kandidat aber ist mir, seit ich den Karneval im Rheinland mitfeiern darf, in unzähligen Sälen mit einem breiten, offenen Lachen entgegengetreten und er ist ein Paradebeispiel für Frohsinn und Freundschaft. Sie können es sich längst denken um wen es sich handelt: Nicolai Rattay – 53 Jahre, in 2,5 Wochen 54 Jahre. Nicki ist seit 2004, also seit über 20 Jahren, aktives Mitglied im Festausschuss Süchtelner Karneval 1960 e.V. Ebenso lange gehört er auch der Prinzengarde Süchteln an. 2013 tat Nicki gemeinsam mit Gregor Mackes und Marcel Puller an einen neuen Vorstand des Festausschusses zu bilden. Seitdem war er dessen 1. Vorsitzender und blieb es bis zu den Wahlen im letzten Jahr, also 11 Jahre lang.

In diesen 11 Jahren hat Nicki den Festausschuss mit außerordentlicher Leidenschaft und großem Engagement geführt. Mit Weitsicht und Gestaltungswillen hat er dafür gesorgt, dass der Verein – dies auch in den schweren Zeiten der Corona-Pandemie – stets aktiv und auch finanziell gesund war. Durch unermüdlichen persönlichen Einsatz und viele Einzelansprachen ist es ihm gelungen die Mitglieder zu einer Gemeinschaft zu verbinden und zur aktiven Mitwirkung zu bewegen. Er hat durch dieses herausragende Engagement in beachtlicher Weise dazu beigetragen, dass der Verein auch heute noch ein sehr vitaler Player im karnevalistischen Brauchtum in der Stadt Viersen ist und diesen auch für die Zukunft gut aufgestellt.“

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Nach der Pause war es dann erneut die Süchtelner Tanzgarde, auf die das Scheinwerferlicht gerichtet war und die die närrischen Gäste zurück auf ihre Plätze lockte. Denn wenn der Showtanz ansteht, dann wissen die Jecken, dass ihnen etwas ganz Besonderes geboten wird. Oh ja, unter dem Motto „Erst die Arbeit, dann das Vergnügen“ brachten die jungen Damen den Saal zum Beben. Präzise Choreografien, elegante Tanzschritte und humorvolle Einlagen verwandeln den oft harten Arbeitsalltag in eine pure Explosion der Lebensfreude – ganz im Sinne des Karnevals, wo Arbeit und Vergnügen Hand in Hand gehen.

Nach dem mitreißenden Showtanz der Süchtelner Tanzgarde sorgte das legendäre Kölner Rednerduo Harry un Achim für Lachsalven im Publikum. Mit ihrem unverwechselbaren Zwiegespräch – schlagfertig, humorvoll und voller kölscher Lebensart – nahmen sie das Publikum mit auf eine Reise durch die kleinen und großen Absurditäten des Alltags. Seit 2006 begeistern die beiden Karnevalisten die Säle mit ihrer meisterhaften Rede und Gegenrede, in der sie aktuelle Themen mit Witz, Ironie und Situationskomik aufs Korn nehmen. Ob Politik, Sport oder kuriose Alltagserlebnisse, Harry un Achim hatten zu allem eine Meinung und ließen keine Gelegenheit aus, sich gegenseitig mit humorvollen Seitenhieben zu übertrumpfen.

Foto: Rheinischer Spiegel/Martin Häming

Bekannt aus ZDF, WDR und der WDR 4 Hörfunksitzung, gehören sie längst zu den festen Größen der rheinischen Karnevalsszene. Ihr Auftritt war ein echtes Highlight des Abends, das für ausgelassene Stimmung und jede Menge Lacher sorgte. Mit Begeisterung verabschiedete das Publikum die beiden Wortakrobaten, ein gelungener Programmpunkt, der den Abend um eine weitere unvergessliche Darbietung bereicherte!

Nach dem humorvollen Zwiegespräch von Harry un Achim wurde es rockig: Müller & Band brachten mit kraftvollen Klängen und authentischer kölscher Mundart das Publikum zum Mitfeiern. Frontmann Michael „MÜLLER“, im Karneval verwurzelt und heute als Feuerwehrmann im Dienst, bewies, dass er nicht nur mit Tatkraft, sondern vor allem mit seiner markanten Stimme überzeugt. Mit einer Mischung aus kölscher Tradition und modernem Rocksound traf die Band genau den Nerv des Publikums. Begleitet von Markus Iven (Keyboards), Robbie Vondenhoff (Drums), Daniel Eberling (Bass) und Donovan Tusk (Gitarre) setzte er auf handgemachte, ehrliche Musik mit Tiefgang. Seine Texte spiegeln Gemeinschaft, Heimatverbundenheit und Weltoffenheit wider – Werte, die perfekt zum kölschen Lebensgefühl passen.

Foto: Rheinischer Spiegel/Martin Häming

Zum großen Finale des Abends heizten die Funky Marys dem Publikum noch einmal ordentlich ein. Mit einer geballten Ladung Kraft, Charme und kölscher Lebensfreude sorgten die fünf Frauen für einen mitreißenden Abschluss, der niemand stillstehen ließ. Andrea, Yvonne, Tabea, Anja und Melissa bewiesen einmal mehr, warum sie seit über 20 Jahren eine der erfolgreichsten Frauen-Formation des Kölschen Karnevals sind. Ihre eingängigen Songs, energiegeladene Choreografien und starke Stimmen verwandelten das Josefshaus in eine einzige, feiernde Menschenmenge. Hits wie „Danze“, „Marie, Marie“ und „Nur met dir“ wurden begeistert mitgesungen und ließen die Stimmung überkochen.

Foto: Rheinischer Spiegel/Martin Häming

Ob Karneval, Oktoberfest oder Mallorca, die Funky Marys sind echte Stimmungsgaranten. Auch an diesem Abend rissen sie das Publikum mit und setzten einen fulminanten Schlusspunkt unter ein grandioses Programm. Ein krönender Abschluss voller Leidenschaft, Party und kölschem Hätz, besser hätte dieser Abend nicht enden können … und als dann die Süchtelner Hymne erklang war klar, mit einem bunten Strauß an musikalischen, tänzerischen und humoristischen Höhepunkten war der gestrige Abend ein wahres Fest der Lebensfreude. Darauf dreemoal Soetelsche Muure-Soat! (nb)

Foto: Rheinischer Spiegel/Martin Häming