Stadt Viersen reagiert – Martinsvereine hoffen weiter auf Unterstützung

Trotz jahrzehntelanger ehrenamtlicher Arbeit und tiefer Verwurzelung im Süchtelner Brauchtum sehen sich die St.-Martins-Vereine in diesem Jahr mit bürokratischen Hürden konfrontiert. Nachdem die Stadt Viersen die bisher geduldete aktive Unterstützung der Freiwilligen Feuerwehr bei den traditionellen Martinszügen untersagt hat, herrscht unter den Organisatoren Enttäuschung und Unverständnis. Nun hat die Stadtverwaltung auf den offenen Brief der Vereine reagiert – doch viele Fragen bleiben offen.
Von RS-Redakteurin Sabrina Köhler

Viersen – In einer Pressemitteilung betont Bürgermeisterin Sabine Anemüller, dass die Martinszüge „nicht gefährdet“ seien. Die Stadt verweist jedoch auf rechtliche Vorgaben: Die Begleitung von Umzügen sei keine originäre Aufgabe der (Freiwilligen) Feuerwehr, da sie nach dem Gesetz über den Brandschutz, die Hilfeleistung und den Katastrophenschutz (BHKG NRW) ausschließlich für den Brandschutz zuständig ist. Daher könne die Feuerwehr keine straßenverkehrsrechtlichen oder ordnungsbehördlichen Aufgaben übernehmen – auch wenn dies in den vergangenen Jahren so gehandhabt wurde. Diese bisherige Duldung soll nun wegfallen.

„Die freiwillige Feuerwehr übernimmt keine ordnungsbehördlichen oder polizeilichen Aufgaben, da die Feuerwehr ausschließlich für den Brandschutz zuständig ist. Versicherungstechnische Aspekte spielen dabei eine Rolle, aber vor allem besteht die Gefahr, dass im Falle eines feuerwehrtechnischen Ernstfalls die Feuerwehr nicht einsatzfähig wäre. Infolge der allgemeinen Gefahrensituation muss darauf hingewiesen werden, dass die Feuerwehr keine straßenverkehrsrechtlichen oder sicherheitsrelevanten Funktionen übernehmen kann und darf“, so die Stadt Viersen.

Gleichzeitig zeigt sich die Verwaltung gesprächsbereit: Feuerwehrkräfte dürfen weiterhin in Uniform am Zug teilnehmen – allerdings nur privat und ohne Sicherungsaufgaben – also auch nicht als Fackelträger. Die Stadt kündigte an, dass das Ordnungsamt im Rahmen seiner Möglichkeiten die Absicherung am Ende des Zuges unterstütze.

Die Martinsvereine in Süchteln, die sich mit einem offenen Brief an Politik und Verwaltung gewandt hatten, begrüßen die grundsätzliche Gesprächsbereitschaft, sehen jedoch weiterhin Klärungsbedarf. „Wir wissen die Stellungnahme der Stadt zu schätzen“, heißt es aus den Reihen der Organisatoren, „doch unser Anliegen bleibt, dass die Martinszüge so sicher und traditionsbewusst wie bisher stattfinden können.“

Gerade weil die Martinszüge seit 2018 Teil des immateriellen Kulturerbes des Landes NRW sind, sei es den Vereinen wichtig, das ehrenamtliche Engagement, die gelebte Gemeinschaft und den Brauchtumscharakter zu bewahren. „Die Unterstützung der Freiwilligen Feuerwehr war über Jahrzehnte ein verlässlicher und sicherheitsrelevanter Bestandteil unserer Züge“, betonen die Vereine und zeigen Unverständis an, dass in anderen Städten und Gemeinden weiterhin die Feuerwehr beteiligt ist. Hier muss nun ein Konsens gefunden werden – für unser Brauchtum. (sk)


Wenn das Licht erlischt: Martinsvereine kämpfen um ihre Tradition