Pünktlich um 11:11 Uhr standen am Sonntagvormittag die Jecken bereit, denn es galt es ein ganz besonderes Highlight des Winterbrauchtums in Süchteln zu begehen: das traditionelle und berühmte Möhrenschälen! Mit Schälmessern in der Hand und jecker Freude im Gesicht stellte sich die Frage: Wer hat beim Möhrenschälen dieses Mal die Nase vorn?
Von RS-Redakteurin Nadja Becker und Martin Häming
Soetele – Kaum hatte sich die Tür zum Josefshaus geöffnet, erfüllten närrische Klänge den Saal und das jecke Treiben nahm Fahrt auf. Müdigkeit? Fehlanzeige! Obwohl die vorherige Nacht für viele in Alt-Viersche erst spät endete, waren alle voller Energie – schließlich steht der Karneval niemals still. Und noch schöner ist die Feierlaune, wenn sie einem guten Zweck dient. Wie in jedem Jahr verband der Festausschuss Süchtelner Karneval das traditionelle Möhrenschälen nämlich mit einer Spendenaktion von Helmut Schatten und Nicolai Rattay, um soziale Einrichtungen in der Region tatkräftig zu unterstützen.
Damit auch in diesem Jahr die Schälmesser wieder glitzerten und schnitten, wurden sämtliche Kräfte mobilisiert. Mit großer Begeisterung begrüßten Lara Böhmer und Detlef Belk nicht nur die zahlreichen angereisten Jecken und Tollitäten aus Viersche, Dölke, Bossem und natürlich Soetele – auch zahlreiche weitere Karnevalisten aus der ganzen Region waren mit von der Party.

Als erstes eroberte die KG De Brook Müerkes mit ihrem bezaubernden Kinderprinzenpaar die Bühne. Strahlend und voller Stolz zeigten die jungen Regenten, warum sie in diesem Jahr die Süchtelner Jecken anführen. Ihnen folgten die temperamentvollen Darbietungen der Webergarde und Kapellengarde, bevor die KG Süchtelner mit Herz die Zuschauer begeisterte. Ein weiterer Höhepunkt war der umjubelte Auftritt von Solomariechen Laura, die mit ihrer energiegeladenen Performance den Saal zum Beben brachte. Und natürlich durfte auch die mitreißende Showtanzgruppe der Süchtelner Tanzgarde ebenso nicht fehlen wie ein Lied von Sänger Detlef Belk, der DJ Detlef Belk, begleitet von Jürgen Hölters sowie Nico Porcu von den White Hackle Pipes and Drums e. V.

Apropos Solomariechen Laura … schließlich wurde sie von der Süchtelner Prinzengarde begleitet, wo die talentierte Tänzerin zuhause ist. Die Süchtelner Prinzengarde und das zauberhafte Tanzmariechen Laura demonstrierten eindrucksvoll, wie wichtig die Förderung junger Talente im Karneval ist. Mit Schwung und Leidenschaft verzauberte Laura das Publikum und bezeugte, dass der karnevalistische Geist von Generation zu Generation weitergegeben wird. Seit zwei Jahrzehnten steht die Süchtelner Prinzengarde nämlich für gelebten Karneval, Gemeinschaft und Tradition. Was 2004 als spontane Idee begann, entwickelte sich zu einer festen Größe im Süchtelner Karnevalsgeschehen.

Alles nahm seinen Anfang, als Handwerksmeister Olaf Fander und seine Frau Beatrix das Prinzenspiel bestritten. Eine Gruppe engagierter Handwerker gründete daraufhin die Garde, um das Prinzenpaar zu begleiten, und der Erfolg ließ nicht lange auf sich warten. Heute zählt die Prinzengarde 29 aktive Gardisten und 13 Senatoren, die mit Leidenschaft, Musik und Tanz das Brauchtum lebendig halten.

Dann war es endlich soweit: Die Messer wurden gezückt, die Möhren gezählt und das heißersehnte Möhrenschälen begann! Da nun in diesem Jahr ein großes Prinzenpaar fehlt und erhielt das Süchtelner Kinderprinzenpaar tatkräftige Unterstützung aus den jecken Vereinen und sogar der Politik. Und ja, mit den Schälmessern ist nicht zu Spaßen, wie Kinderprinzessin Mila I. leider feststellen musste. Der kleine Schnitt war aber zum Glück auch schnell versorgt.


Mit blitzenden Klingen und flotten Sprüchen bewiesen die Teilnehmer, dass es bei diesem Wettbewerb nicht nur um Geschwindigkeit, sondern auch um Geschick und Spaß geht. Wer wohl am Ende die flinksten Finger hatte? Das wird wohl ein Geheimnis bleiben, doch fest steht auf jeden Fall, dass am Ende 888 Möhren geschält worden waren, die eine Summe in Höhe von 888 Euro einbrachten und die durch weitere Spenden auf 1.111,11 Euro aufgestockt wurden. Ein Teil dieser Summe fließt an die K.G. Tüüt-Pott 1925 Süchteln-Vorst e.V. Diese nämlich müssen ihren berühmten Panhas-Karnevalswagen auf die neusten Sicherheitsbestimmungen modernisieren damit auch weiterhin die traditionelle Spezialität im Süchtelner Rosenmontagszug ausgegeben werden kann.

Während das Publikum noch jubelte, gaben sich weitere hochkarätige Gäste die Ehre. Das Prinzenpaar der Narrenherrlichkeit Viersen sorgte für Begeisterung, die Crazy Kids zeigten mit ihrem Dölker Kinderdreigestirn ihr tänzerisches Können, und die Damen der Ki Ka Kai a brachten mit ihrer charmanten Prinzessin (die Herren feierten auf der vereinseigenen Sitzung in Breyell) pure Lebensfreude auf die Bühne. Ebenso ließ es sich die Karnevalsgesellschaft Hoseria nicht nehmen, mit den weiblichen Mitgliedern ihrer Garden für tosenden Applaus zu sorgen, während die leidenschaftlichen Tänzerinnen des Karnevalsvereins De Üüle, die gerne den Weg über den Berg auf sich genommen hatten, das närrische Spektakel mit ihrem Tanz beflügelten. Mit ihnen war auch das Dölker Damendreigestirn … äh Zweigestirn … gereist (Bäuerin Andrea I. ist leider krank, wir wünschen ihr von ganzem Herzen gute Besserung).



Mit viel Herz, scharfen Messern und einer gehörigen Portion Jeckentum wurde nicht nur die Tradition des Möhrenschälens hochgehalten, sondern auch ein bedeutender Beitrag für den guten Zweck geleistet. Ja, so geht närrischer Frühschoppen und wir freuen uns schon aufs nächste Jahr. (nb)


