Mit rheinischer Lebensfreude, musikalischem Schwung und einem ordentlichen Preis Humor wurde das gestrige Fest der reiferen Jugend des FKV zu einem karnevalistischen Glanzlicht der Session. Die Veranstaltung lockte zahlreiche Närrinnen und Narren in die Viersener Festhalle, wo sie einen Nachmittag voller Unterhaltung, Tradition und herzerwärmender Momente erleben durften.
Von RS-Redakteurin Nadja Becker und Martin Häming
Viersche – Bereits beim Einlass wurde der Saal von den ersten jecken Klängen von Roland Zetzen erfüllt, dessen musikalisches Talent die perfekte Einstimmung auf den FKV-Jubiläumsnachmittag bot. Mit einer charmanten Mischung aus schwungvollen Melodien und vertrauten Karnevalsklängen schaffte er es, die Besucherinnen und Besucher schon beim Ankommen in Feierlaune zu versetzen. Gleichzeitig zog ein verführerischer Duft von frischem Kaffee und Kuchen (mmh, Kirsche und Apfel, lecker) durch den Raum, der selbst den größten Jecken kurz innehalten und schmunzeln ließ: „Dat riecht wie bei Omi op Fastelovend!“

Herzlich wurden die Gäste von den fleißigen Helfern der Karnevals-Gesellschaft Fideles Kränzchen e. V. begrüßt, die mit einem strahlenden Lächeln und fröhlichen „Helau“-Rufen den Kaffeeausschank perfekt organisierten. Viele Besucher nutzen die Zeit, um sich bei einer frisch gebrühten Tasse Kaffee und einem köstlichen Stück Kuchen auf die nächsten Stunden einzustimmen. Es wurde gelacht, geplaudert und die freudige Erwartung auf die kommende Narrenschau lag spürbar in der Luft. Ein älterer Herr im Publikum summte leise die Melodie eines alten Karnevalslieds mit, das Roland Zetzen intonierte, und sprach lächelnd zu seiner Begleitung: „Et is jrad wie fröher – dä echter Karneval lebt noch!“ Es war ein Auftakt, der mehr versprach als nur Unterhaltung: Es war der Beginn eines Tages voller Frohsinn, Gemeinschaft und echtem jecken Herzblut.

Noch bevor die erste Tasse geleert war, erhob sich plötzlich ein erwartungsvolles Raunen im Saal. Mit einem Tusch, der die Herzen höherschlagen ließ, öffnete sich der hintere Bereich, und die Aktivitas der Fidelen Kränzchen marschierte unter großem Applaus ein. Mit strahlenden Gesichtern und synchronen Schritten zeigten sie, wie sehr sie die Tradition des Fastelovends lieben und leben. Manch einer der Gäste klopfte im Takt mit den Händen auf den Tisch, andere erhoben sich gar, um den Einmarsch mit noch kräftigerem Applaus zu würdigen. „Dat is echt Fastelovend pur“, hörte man einen älteren Jeck begeistert rufen, während ein anderer verschmitzt hinzufügte: „Et jeht los, Leute – jetzt simmer widder dabei!“

Genau, es ging los und das Scheinwerferlicht richtete sich erneut auf die kunstvoll gestaltete Wetten … dass?-Bühne – dem diesjährigens Sessionsmotto. Doch gehen wir ein wenig zurück mit unserer Berichterstattung: Es begann im Jahr 1986, als Michael Henkel und Guido Streußer, zwei überzeugte Karnevalisten und aktive Mitglieder der KG Rote Funken Artillerie Eschweiler, einen folgenschweren Entschluss fassten: Sie wollten gemeinsam als Zwiegespräch auf der Sitzung ihres Vereins auftreten. Bereits als „Fastelovendsjecke“ durch und durch war die Idee, das Publikum mit humoristischen Dialogen zu unterhalten, ein lang gehegter Traum. Nun sollte dieser Traum endlich Wirklichkeit werden – und die Karnevalswelt sollte nie mehr dasselbe sein.
Für Michael Henkel war der Schritt auf die Bühne kein Neuland. Schon im zarten Alter von fünf Jahren hatte er auf den Brettern, die die Welt bedeuten, erste Erfahrungen gesammelt. Seine Karriere begann mit Solo-Gesangsvorträgen auf der Kindersitzung der Roten Funken. Bald darauf stand er mit seinem Bruder Martin als jeckes Gesangsduo auf der Bühne, bevor er schließlich mit der Parodie- und Musikgruppe „Brasselkriemer“ weit über die Stadtgrenzen hinaus für Begeisterung sorgte. Für Guido Streusser hingegen war die Bühne tatsächlich echtes Neuland. Schon bei den ersten Proben zeigte sich, dass Guido, trotz mangelnder Bühnenerfahrung, ein Naturtalent war, das mit Witz und Schlagfertigkeit überzeugen konnte. Die beiden stecken viel Herzblut in die Vorbereitung ihres ersten Auftritts. Die Herausforderung war groß, denn man hatte keine Erfahrung, welche Pointen beim Publikum wirklich zünden würden. Doch mit viel Geduld, schallendem Gelächter bei den Proben und der einen oder anderen kölschen Weisheit war das Konzept bald fertig.
Es fehlt jedoch noch ein Name, der das Duo perfekt beschreiben sollte. Michael Henkel wurde aufgrund seiner Körpergröße von 1,69 Metern humorvoll „Labbes“ genannt – ein Begriff, der im rheinischen Dialekt einen etwas unbeholfenen, aber gutmütigen Burschen beschreibt. Mit einer gehörigen Portion Selbstironie wurde er damit vermutlich der kleinste Labbes Deutschlands. Für Guido Streußer fiel die Wahl auf „Drickes“, die abfällige, aber charmante Kurzform von Heinrich. Gemeinsam bildeten sie nun „Labbes & Drickes“ – ein Name, der bald in aller Munde sein sollte.
Heute sind „Labbes & Drickes“ nicht mehr aus dem Karneval wegzudenken. Ihr Markenzeichen ist ein Feuerwerk aus Humor, Spontanität und musikalischen Einlagen. Running Gags, spontane Einwürfe und charmant-doppelbödige Pointen gehören ebenso zu ihrem Repertoire wie ihre kölsche Bodenständigkeit, mit der sie das Publikum sofort für sich gewinnen.
Nach der mitreißenden Darbietung folgte ein Moment der Würdigung und des Respekts: Die Altenehrung. Es war eine berührende Geste der Anerkennung für diejenigen, die dem Karneval und der Gemeinschaft über viele Jahre hinweg treu geblieben sind. Die emotionale Atmosphäre in diesem Moment zeigte, wie stark der Zusammenhalt innerhalb der Karnevalsfamilie ist und wie wichtig es ist, Traditionen zu bewahren und diejenigen zu ehren, die sie mit Leben füllen. Übrigens: 94 Lenze zählte der älteste Jeck, ganze 98 Lenze die älteste Dame, während mit 64 Jahren die längste Ehe gewürdigt wurde – was für eine fantastische Zeit.


Das Publikum hielt den Atem an, als dann die Trapp-Familie mit einer fesselnden, jecken Theateraufführung die Bühne betrat. Mit einem gelungenen Mix aus humorvollen Szenen und gekonnter Schauspielkunst zogen sie die Zuschauer in ihren Bann. Denn, wenn es eine Sache gibt, die das Publikum bei der Trapp-Familie genau weiß, dann ist es der volle Einsatz der bewährten Akteure.

Der charismatische Entertainer Thomas Gottschalk – stilecht verkörpert von Edi Tusch – führte charmant durch eine Wetten … dass?-Jubiläumsshow voller Überraschungen. Eine Hommage an 75 Jahre Show- und Karnevalsgeschichte zum FKV-Jubiläum, die den Saal zum Kochen brachte und mit einem Augenzwinkern an die skurrilen Geschichten des Showbusiness erinnerte.
Die Starbesetzung las sich wie das Who-is-Who der internationalen Promiwelt – zumindest in ihren äußerst überzeugenden Parodien. Heidi Klum (Simon Klanten) und Tom Kaulitz (Tim Stappen) sorgten für Model-Feeling, während Luciano Pavarotti (Stefan Fabri) und Klaus Kinski (Uwe Backes) durch ihre beeindruckenden Darbietungen glänzten. Musikalische Höhepunkte reihten sich nahtlos aneinander: Von einem mitreißenden Auftritt als Michael Jackson (Jochen Lazaridis) bis hin zu mitfühlenden Klängen à la Howard Carpendale (Andre Adrians). Sogar Querbeat (Oliver Lazaridis, Nils Fricke und Edi Tusch) heizte dem Publikum ordentlich ein.
Und wer dachte, es könnte nicht noch verrückter werden, wurde eines Besseren belehrt. Vierscher Wetten brachten den Saal zum Toben – Tobias Prangenbergs waghalsige Demontage-Aktion an der Dülkener Narrenmühle in Rekordzeit ließ alle staunen, während Jo Classens beeindruckende Hundedressur das Publikum in Begeisterung versetzte.

Der wunderbare Nachmittag entwickelte sich weiter mit einem fulminanten Auftritt des FKV-Männerballetts. In stilvollen Kostümen der 1920er Jahre verknüpften sie Eleganz und Moderne und tanzten sich mit gewagten Choreografien direkt in die Herzen der Zuschauer. Der tosende Applaus wollte kein Ende nehmen und bewies einmal mehr: Die Bühnenkunst in Viersen lebt und begeistert.
Anschließend wurde es besonders feierlich: Das Prinzenpaar der Narrenherrlichkeit Viersen, Jürgen I. und Ela I., hielt gemeinsam mit dem Viersener Kinderprinzen, Prinz Cilian I., Einzug in den festlich geschmückten Saal. Begleitet von der Viersener Prinzengarde und unter den Klängen eines schwungvollen Marsches wurden die Tollitäten mit tosendem Applaus empfangen. Mit ansteckender Herzlichkeit, einem verschmitzten Lächeln und voller karnevalistischer Leidenschaft begrüßten Jürgen I. und Ela I. ihre Närrinnen und Narren. Ihre humorvollen und zugleich charmanten Worte ließen nicht nur die Herzen der Gäste höherschlagen, sondern sorgten auch für den einen oder anderen herzhaften Lacher.

Doch das war noch nicht alles: Der Auftritt des Prinzenpaares wurde durch die beeindruckende Darbietung der Viersener Prinzengarde und ihrer Regimentstochter perfekt ergänzt. Die stolzen Gardisten, gekleidet in ihren prächtigen roten Uniformen mit goldenen Akzenten, boten ein imposantes Bild auf der Bühne. Die Energie und Leidenschaft der Tänzer waren so ansteckend, dass manch ein Gast im Takt mitklatschte oder die Füße im Rhythmus der Musik wippte.


Mit Philipp Oebel betrat ein wahrer Meister des kölschen Krätzjergesangs die Bühne. Seit 2008 ist er, wie er selbst augenzwinkernd sagt, „hauptamtlicher Krätzjersänger“ – und wer ihn einmal live erlebt hat, kann dies nur bestätigen: Oebel ist nicht nur ein Virtuose seines Fachs, sondern einer der besten Botschafter der kölschen Liedtradition. Mit unvergleichlichem Charme, einer markanten Stimme und einer tiefen Liebe zu den kleinen Geschichten des Alltags führte er das Vierscher Publikum in die Welt der Krätzjer, den „Kronjuwelen“ der Kölner Kultur, wie er sie selbst nennt.

Oebel steht nicht nur für die Bewahrung alter Traditionen. Mit Leidenschaft und Kreativität erweckte er alte kölsche Lieder zu neuem Leben und verknüpfte sie mit frischen Elementen, die die reiche Geschichte der kölschen Liedkultur in die Gegenwart trugen. Eines seiner bekanntesten Stücke ist die Neuinterpretation des Klassikers „Sag ens Blotwoosch“ vom legendären Duo Gerhard Jussenhoven und Jupp Schlösser. Oebel machte aus dem traditionellen Stück eine swingende, federleichte Nummer, die das Publikum in den Bann zog.
Doch Oebel wäre nicht der Krätzjerspezialist, der er ist, wenn er nicht auch vergessene Schätze der kölschen Musikgeschichte wieder ans Licht holen würde. So präsentierte er auch das Lied „Rude Wing, dä stopp“, ein altes, schnell verloren gegangenes Stück aus dem traditionellen kölschen Liederkanon. Sein Auftritt begeisterte das Publikum, das von Anfang bis Ende gebannt war. Am Ende erntete Oebel tosenden Applaus, und es war spürbar: Mit seiner Musik und seinem Humor hatte er die Herzen aller Närrinnen und Narren im Saal berührt.

Als vorletzter Höhepunkt des Tages trat die Band Hätzblatt aus Erkelenz auf die Bühne – und was für einen Auftritt das war! Seit 1995 sind diese Vollblutmusiker eine feste Größe im rheinischen Karneval, bei Stadt- und Schützenfesten und überall dort, wo gefeiert wird, als gäbe es kein Morgen. Mit einem unschlagbaren Mix aus eigenen Songs, rheinischen Klassikern und den angesagtesten Partykrachern verbreitete die Band pure Lebensfreude und sorgte dafür, dass kein Bein stillstand.
Kaum waren die ersten Akkorde erklungen, verwandelte sich der Saal in ein Tollhaus. Die reifere Jugend ließ sich von der mitreißenden Energie der Musiker anstecken. Mit ihren eigenen Liedern, darunter Hymnen, die schon längst fester Bestandteil des rheinischen Karnevals sind, und Klassikern wie „Viva Colonia“ oder „Denn wenn et Trömmelche jeht“, schafften die Hätzblätter es, die Herzen der Närrinnen und Narren höherschlagen zu lassen. Die lockere, sympathische Art der Musiker und ihre ungebrochene Spielfreude machten den Auftritt zu einem unvergesslichen Erlebnis. Hätzblatt hat bewiesen: Hier wird nicht nur Musik gespielt, hier wird Karneval gelebt! Und so neigte sich ein wundervoller Nachmittag voller Herzblut, Musik und Narretei langsam seinem Ende – Hätzblatt hatte es mit Leichtigkeit geschafft, eine von vielen Kronen auf das närrische Fest zu setzen.

Mit dem Einzug der traditionellen FunkenGarde Erkelenz Blau-Weiß erfüllte sich der Saal der altehrwürdigen Vierscher Festhalle mit dem Flair jahrhundertealter Karnevalstradition – sie waren sozusagen das Sahnehäubchen am närrischen Nachmittag, Diese beeindruckende Garde, die auf eine Historie von über 187 Jahren zurückblickt, zählt zu den ältesten Traditionskorps im rheinischen Karneval – nur die Roten Funken aus Köln sind älter. Gegründet im Jahr 1832, verkörpert die Funkengarde wie kaum ein anderer den Stolz und die Verbundenheit mit der Heimat Erkelenz, was sich auch in den prächtigen Uniformen in den Stadtfarben Blau und Weiß widerspiegelt.
Die FunkenGarde ist weit mehr als nur ein Traditionskorps: Sie ist ein Symbol für gelebtes Brauchtum, Gemeinschaft und karnevalistische Leidenschaft – und das für Groß und Klein. Mit über 220 Mitgliedern umfasst die Garde zahlreiche Gruppen, von denen jede ihren ganz eigenen Beitrag zu diesem außergewöhnlichen Korps leistet. Neben dem aktiven Korps, das die FunkenGarde auf der Bühne und im Rosenmontagszug vertritt, gibt es ein Reservekorps, Regimentstöchter, einen Musikzug und natürlich die Tanzkorps, die das Herzstück der Garde bilden.
Ihr Auftritt an diesem Nachmittag war eine Hommage an die Geschichte, die Kultur und den unvergleichlichen Spirit des Karnevals. Die perfekte Kombination aus Tradition, Tanzkunst und Gemeinschaftsgefühl ließ die Herzen im Publikum höher schlagen. Die Zuschauer belohnten die Darbietung mit Begeisterung und ehrten damit nicht nur die beeindruckenden Leistungen auf der Bühne, sondern auch das Vermächtnis dieses außergewöhnlichen Traditionskorps.

Das FKV-Fest der Reiferen Jugend war ein Paradebeispiel für das, was den rheinischen Karneval ausmacht: Gemeinschaft, Herzlichkeit und die Freude am Leben. Mit einem gelungenen Programm, das alle Generationen ansprach, und einer perfekten Mischung aus Tradition und Moderne setzte der FKV einen jecken Schlusspunkt auf ein grandioses Jubiläumswochenende. Das Motto des Tages bleibt uns allen im Herzen: „Fastelovend hält jung – un mir sin all tesaame Fastelovendsjecke!“ (nb)
