Die weiterhin andauernde Corona-Situation lässt auch im Karneval ungewöhnliche Blüten entstehen – gerade in dieser Jahreszeit, in der das jecke Brauchtum seine Höhepunkte feiern würde. Während einer Online-Kürung erhielt nun das neue Viersener Prinzenpaar die närrischen Insignien der Macht.
Von RS-Redakteurin Nadja Becker
Viersen – „Das gibt’s nur einmal, das kommt nie wieder …“, hoffen die Viersener Karnevalisten zumindest, die gespannt der Session im nächsten Jahr entgegenfiebern. „Annähernd normal“ feiern ist dann vielleicht wieder möglich. Nun verhielt es sich allerdings so, dass bereits ein Prinzenpaar in den Startlöchern stand. Keine Unbekannten, sondern echte Jecken mit dem närrischen Virus im Blut. Nach dem traditionellen Proklamationstermin im November, zog auch der Ausweichtermin im Januar vorbei – Corona ließ den Jecken keine Chance. Das Prinzenpaar in spe ein weiteres Jahr warten zu lassen? Nein, das ging nun nicht und so wagte der Festausschuss Viersener Karneval mit der Kürung des Prinzenpaares in Alt-Viersen in dieser Woche etwas noch nie Dagewesenes in Viersens guter Stube.
Die Festhalle war am Mittwochabend nicht gewohnt zum Bersten gefüllt mit gut gelaunten Gästen einer Proklamation. Anders, aber nicht weniger bewegend und glorreich, fand die Inthronisierung als Online-Kürung statt – das erste Mal seit 1993, dass diese getrennt von einer Proklamation durchgeführt wurde. Jeder Verein der Vierstadt, der dem Winterbrauchtum zugetan ist, schickte eine kleine Abordnung, schließlich sollten Prinz und Prinzessin zumindest einen kleinen Blick auf ihr närrisches Volk werfen dürfen.
Getreu dem Motto „Et kann komme wat will, Viersche bliv jeck“, war die Festhallenbühne geschmückt, die Teilnahme unter 2G+ vorgegeben. Musikalisch begleitete die Band „Hätzblatt“ das ungewöhnliche Ereignis, zu dem Zepter, Prinzenmütze mit Federn und Wappen ihren aktuellen, rechtmäßigen Besitzern überreicht wurden. An der Spitze des närrischen Brauchtums in Alt-Viersen stehen allerdings nicht nur noch bis Aschermittwoch in diesem Jahr, sondern für mindestens zwei Amtsjahre oder besser gesagt: Bis eine normale Regentschaft wieder möglich ist, gut gelaunt Lothar II. und Regina I. (Beeck). Geistlichen Segen zumindest, den haben sie direkt auf der Bühne erhalten und vielleicht hat ja jemand da oben doch ein wenig Einsehen mit allen hier unten auf der Erde und lässt recht bald verschwinden, was seit mehr als zwei Jahren das gemeinsame Miteinander so sehr einschränkt.
Nun mag der eine oder andere denken: Hach, bei dieser Kürung wäre ich schon gerne dabei gewesen. Diesen soll geholfen werden, denn der Festausschuss veröffentlicht zum Wochenende auf Facebook und YouTube ein Video der Kürung – natürlich inklusive der „launigen“ Rede des Prinzen. Nach 70 Minuten war das jecke Treiben wieder vorbei, ein wenig gekürzt wird des zu sehen sein. Im Herzen vereint, wenn auch räumlich getrennt, können dann alle Karnevalisten nicht nur mit den aktuellen Liedern der Band „Hätzblatt“ oder dem Tanz der Prinzengarde feiern, sondern ihren neuen Tollitäten zurufen: Ein Hoch auf das Prinzenpaar mit dreemoal: Viersche helau! (nb)